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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1992/0208
Heinz Pfefferle

sogenannten Arbeitsgemeinschaften wurden in der Folge zu Hauptträgern der politischen
Willensbildung. Sie wurden die Exponenten der gegensätzlichen Positionen und zu Organisationen
der Propaganda*. Wenn so die sichtbaren treibenden Kräfte der Abstimmungskämpfe, die
Arbeitsgemeinschaften, kaum in die Darstellung einbezogen werden, dann kann es nicht
verwundern, wenn die Organisation aus dem Blick gerät, die ohnedies aus dem Hintergrund
koordinierend und steuernd wirken sollte: das Generalsekretariat der Arbeitsgemeinschaft für
die Vereinigung Baden-Württemberg, das »Büro Lehr«. Keine der oben zitierten Arbeiten
erwähnt auch nur seine Existenz; auch hier ist Carola Bury die erste, die seine Bedeutung in
Umrissen skizziert. Aber selbst in den Arbeiten von Bury bleiben Fehleinschätzungen und
Widersprüchlichkeiten, wenn es um Quellenlage, Organisationsform und Finanzierung des
Generalsekretariats geht; hier zurechtzurücken und zu ergänzen, ist die Absicht des folgenden
Aufsatzes.

2. DIE QUELLENLAGE

Die Reihe von Fehleinschätzungen beginnt mit den Aussagen zur Quellenlage. Carola Bury
schreibt dazu (1985): Ebenso kann man davon ausgehen, daß schriftliche Unterlagen aus dem
Büro der Arbeitsgemeinschaft für die Vereinigung Baden-Württemberg und der Vereinigung
Südwest in Freiburg verloren sind. Dr. Albert Maria Lehr, ehemals Generalsekretär der
Vereinigung, berichtet, daß sie zuletzt auf einem Bahnhof gelagert waren, wo weiteres Material
zu finden ist, wußte er nicht zu sagen. Schreiben an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, das Archiv
des Landtags sowie Anfragen beim Regierungspräsidium in Freiburg brachten keine weiteren
Aufschlüsse1* Irrtümlicherweise nimmt Bury auch an, die Akten der Regierung von Südwürt-
temberg-Hohenzollern seien bereits von Konstanzer »weitgehend... aufgearbeitet« worden6.

Gemäß dem Protokoll der Schlußsitzung des Hauptausschusses der Arbeitsgemeisnchaft
für die Vereinigung Baden-Württemberg am 2. Februar 1952 hat sich diese mit Wirkung vom
Februar 1952 selbst aufgelöst und gleichzeitig beschlossen, ihre Akten dem Staatsarchiv
Sigmaringen zu übergeben. In dessen Bestand Wü 2 (Staatskanzlei Württemberg-Hohenzol-
lern) finden sich ca. 90 Büschel zur Südweststaatfrage. Davon enthalten insbesondere 14
reichhaltiges Material der Arbeitsgemeinschaft: Rechenschaftsberichte, Denkschriften, Korrespondenz
des Generalsekretariats, Korrespondenz und Unterlagen einzelner Bezirkssekretariate
und Ortsausschüsse, Publikationen der Arbeitsgemeinschaft, Plakate, Wahlaufrufe usw.
Erhalten geblieben sind auch die Protokolle der Sitzungen des Hauptausschusses der Arbeitsgemeinschaft7
.

Nicht auffindbar waren dagegen die Unterlagen des Generalsekretariats selbst (des sog.
»Büros Lehr«). Über die Empfänger seiner Korrespondenz jedoch (insbesondere Ministerpräsident
Reinhold Maier, Finanzminister Dr. Kaufmann, Staatspräsident Gebhard Müller und
Staatsrat Prof. Theodor Eschenburg) ist ein erheblicher Teil im genannten Bestand erschließbar.
Anders gesagt: die Schreiben des Generalsekretariats einschließlich der Anlagen an die
Regierungen von Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern dürften nahezu komplett
vorhanden sein; es fehlen jedoch die Schreiben an das Generalsekretariat und dessen übrige
Korrespondenz mit nichtstaatlichen Stellen und die übrigen Bürounterlagen.

4 Carola Bury: Die politische Auseinandersetzung zwischen Badenern und Südweststaatlern
(1948-1951). In: Gelb-rot-gelbe Regierungsjahre. Badische Politik nach 1945. Hg. von Paul-Ludwig
Weinacht. 1988. S. 292-308; Zitat S.298.

5 Bury (wie Anm. 3) S. VIII.

6 Ebd. S. IX.

7 Staatsarchiv Sigmaringen (zitiert: StA Sig.) Wü 2/228ff.; von besonderem Interesse für die Tätigkeit der
Arbeitsgemeinschaft für die Vereinigung Baden-Württemberg sind: Wü 2/233; 237-240; 260-262;
269-272; 280; 298.

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