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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0017
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

Jettenburg (Fluren »Wasserstatt« und »Weglang«) und Betzingen sowie vermutet für Mähringen
in Flur »Weiler«. Archäologisch ist eine Anbindung dieser Siedlungen an Rottenburg über
die »Stäudachgasse« bei Dußlingen nicht abgesichert, aber wahrscheinlich. Nägele20 war sich
darüber ungewiß, da er im Rammert keine römische Kunststraße hatte nachweisen können.
Auch im oberen Steinlachtal gibt es Funde aus römischer Zeit: Siedlungsspuren im Raum
Belsen und die Sandsteinskulptur des römischen Sonnengottes aus dem Steinlachbett bei
Ofterdingen. Das römische Rottenburg war mit dem Steinlachtal mit großer Wahrscheinlichkeit
über den Rammert hinweg verbunden: über die Ziegelsteige und die Rote Steige. Auf der
Höhe über Ofterdingen verzweigte sich der Weg wahrscheinlich einerseits nach Osten über
die Stäudachgasse zu den Villen um Dußlingen und weiter über Betzingen nach Metzingen,
andererseits durch das obere Steinlachtal an Mössingen vorbei hinauf auf die Albhochfläche.
Er wurde in späterer Zeit vielleicht auch in Richtung Pfullingen benutzt, wie der Flurname
»Heerweg« bei Öschingen20 nahelegt. In römischer Zeit könnte diese Führung über Willmandingen
und Undingen Anschluß an den Alblimes21'22 gefunden haben. Diese Linie wurde
noch in der frühen Neuzeit von einer Straße benutzt. Weller2i sah in ihr sogar eine
Reichsstraße Münsingen-Rottenburg und erwähnt daran eine württembergische Zollstelle in
Talheim 1506/07.

Nachdem sie in die Militärstraße von Rottweil her eingemündet waren, erreichten zwei
weitere Albabstiege Rottenburg von Süden her. Archäologisch gesichert ist eine römische
Straße von der Donau bei Laiz, die die Alb als »Hochstraße« an Winterlingen vorbei quert
und über die europäische Wasserscheide zwischen Schmiecha und Eyach läuft. Aus dem
oberen Eyachtal steigt sie auf den Kleinen Heuberg, kreuzt hier beim Häsenbühl die
Römerstraße Rottweil-Rottenburg und zielt auf das Kastell Sulz am Neckar. Sie gehört noch
in die Zeit vor der Besetzung des Limesgebiets, das heißt in die letzten Jahrzehnte des
1. Jahrhunderts. Hertlein24 hat ihren Straßenkörper bei Endingen nachgewiesen.

Zwischen Endingen und Erzingen läuft auf ihrer Trasse heute die B 27. Ihre Kartierung bei
Paret25 zeigt bei Endingen eine merkwürdige Ausbiegung nach Norden. Hier zweigte ein
direkter Zugang nach Rottenburg ab, dessen Bedeutung zunahm, nachdem das Ziel Sulz/N.
seine Bedeutung verloren hatte. Aus merowingerzeitlichen Funden ist zu schließen, daß dieser
Verzweigung noch in nachrömischer Zeit eine Bedeutung zukam26.

Zingeler27 hat eine Römerstraße aus dem oberen Eyachtal in Richtung Rottenburg über
Balingen, Engstlatt und Steinhofen laufend angenommen. Eine Alternative dazu wäre die
Führung über Heselwangen und die Wüstung Höfen nach Steinhofen. Von hier aus läuft die
Straße zur Starzelfurt im Hechinger Ortsteil Friedrichsstraße. Sie steigt über die Sickinger
Steige in den Rammert auf und senkt sich wieder zu Anschlüssen an die Militärstraße nach

21 Bei Jörg Heiligmann: Der »Alb-Limes« (Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte
in Baden-Württemberg 35). 1990, ist diese Möglichkeit nicht erwähnt.

22 Der höchste Punkt dieser Strecke ist der Sattel »Jux« vor Willmandingen. Der Flurname könnte sich
vom lateinischen »jugum« ableiten. Nahe bei Willmandingen fand der Verfasser in der Flur »Steinmäu-
erle« vor einigen Jahren einen stark vom Pflug beschädigten Tierkopf aus Stubensandstein, der römischen
Ursprungs sein könnte. Das Material ist hier jedenfalls völlig fremd. Unter der Brunnenhalde mit dem
Lauchertursprung wäre eine römische Straßenstation vor der Paßhöhe ins obere Steinlachtal durchaus
denkbar.

23 Wie Anm.l, S.33.

24 Wie Anm. 16, S.35 mit Anm.l.

25 Oskar Paret in: Der Landkreis Balingen 1. 1960. S. 187.

26 Hier liegen zwei Aussiedlerhöfe von Endingen. Vor einigen Jahren wurde dem Verfasser berichtet,
daß man beim Bau des unteren Hofes auf »alamannische« Bestattungen mit Schwertbeigabe gestoßen sei.
Die Gräber wurden vom Bagger zerstört.

27 Karl Theodor Zingeler: Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern. In:
Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollern 27 (1893/94) S.98.

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