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Herbert Burkarth
NB.
Weilen aus Unachtsamkeit des Maisters erst gemeltes kreüz vnden etwas zu dinn schvach
und derent halben, vol mechte von den stürm vinden gebogen werden, ist zu wissen, das
solches als dan leicht khan abgehebt werden, ohne eröffnung des knopffes oder andere grosse
vngelegenheiten, veilen es eingsenckt ist, in ein vierekende eißene mueter und mit 4 Stangen
oder gablen, ring khan übersieh außgehebt und viderumb ein gesenkt verden, van ein geristlin
solte durch die obere runde löcher herausgemacht Verden34.
Schlag Uhr
Nach deme bis dahero es allein die Stunden geschlagen, zu einer guhten und richtigen
obseruanz aber Clösterlicher diseiplin und Tag Ordnung in allveg ein Vierteil Uhr vonnöhten
sein vill, also ist disen Herbst hiesiges Uhr verk mit einer Viertel uhr verwehrt worden, von
Maister Felix N. von Munderkhingen, hatt bey 33 fl. gekost.
Annus Christi 1686
In diesem Jahr ist von rauer maur aus dem Fundament erbaut und bis vnder das Tach
gebracht vorden, das gebeü von der Conuends küchen ahn bis an die stiegen und heimlikeit
inclusiue des Hoffgebeüs sambt dem Außverkt in den Garten, worinnen das Priorat und die
pfistere ist35. Von 165 Schuch lang.
Dis Gebeü ist nit mer, wie dato in dem Taglohn, sondern überhaupt verdingt worden, mit
gevelber, tolen, grabung des fundaments, ab fihrung des raums, vie auch herbeyschaffung und
Verkostung hierzu genugsammer maurer und Handlanger, per 2000 fl. und 50 fl. recompens
Franz Beeren, Baumaister aus dem Bregezer valt36, dem auch fir sein person und in dessen,
abwesenheit seinem Ballier Rudolph Mosbruker, die Taffell oder ein erliches privat tracte-
mendt zur gesagt vorden.
34 Bei der in den letzten Jahren erfolgten Renovation wurde der Turmknopf geöffnet. Man fand darin
eine Urkunde aus dem Jahre 1862, verfaßt vom damaligen Mariaberger Direktor Dr. med. Zimmer. Er
berichtet, daß im Juli 1862 unter der Regierung des Königs Wilhelm I. von Württemberg der alte,
verdorbene Knopf des Turmkreuzes erneuert wurde. In dem Knopf habe man eine bleierne Kapsel
gefunden, darin ein größeres Doppelkreuz aus Glockenmetall und ein kleineres aus Eisen (abgebildet in
Eder: Mariaberg, wie Anm.6, S. 38). Außerdem zwei Säckchen aus Seidenstoff, von denen das eine ein
Stückchen von einem Menschenschädel (Reliquie!) und das andere geringe Heiligenbilder enthielt. Der in
der Bauchronik erwähnte Pergamentzettel ist nicht aufgeführt. Es sind dann die damaligen Verhältnisse in
der Anstalt geschildert: Dies zur Nachricht ferneren Geschlechtern. Im Knopf lag noch ein zweites Blatt,
verfaßt von einem Handwerker. Das Blatt ist teilweise schadhaft und unleserlich. Er schreibt zunächst
über die Gründungssage des Klosters und berichtet dann, daß 1802 der König von Württemberg das
Kloster bekommen habe, in welchem damals 36 Frauen gewesen seien (was aber nicht stimmt, es waren
nie mehr als 27 Frauen). 1836 sei die letzte heim nach Ellwangen gegangen und hat geheißen Waldburg
welche ich und mährere solche Frauen gut gekant habe. Von 1836 bis 1847 seien die Gebäude leergestanden
. 1862 habe er neue Sparren auf das Kirchendach gemacht, den Turm (Zwiebel) mit neuen Brettern
eingeschalt und mit Blech bedeckt. 1861 sei ein Blitzableiter hinaufgekommen. Unterschrieben von
Zimmermeister Ludwig Vähringer und dessen Sohn Friedrich Vähringer, Mägerkingen den 18. Juli 1862.
35 Gemeint ist die Verlängerung des Südflügels in westliche Richtung (Prioratsbau) und des Westflügels
(Hofgebäude) bis zum mittleren Treppenhaus und den Abortanlagen. In diesem Teil des Westflügels war
unten das kleine Sprechzimmer und daneben die Klosterpforte mit einem kleinen einstöckigen Bau, der im
Hof stand und das Treppenhaus enthielt. Dieser wurde von der Anstalt abgebrochen, weil dadurch ein
Zimmer zu gewinnen war. Außerdem hatte die Klosterpforte den Zugang zum Gebäude eher behindert.
Die Klosterpforte ist der einzige Teil des Klostergebäudes, der seit der Säkularisation abgebrochen wurde.
36 Für das Jahr 1686 wurde, abweichend vom bisherigen Verfahren, der ganze Bau für 2000 Gulden an
Franz Beer verdingt. Beer brachte einen Polier Rudolph Moosbrugger mit. Bei Norbert Lieb, Franz
Dieth: Die Vorarlberger Barockbaumeister, 1967, sind vier Rudolph Moosbrugger genannt, II und III
kämen für Mariaberg in Frage. Beer durfte an der Tafel (des Konventes) speisen oder bekam das Essen
privat serviert. Daß Beers gelegentliche Abwesenheit in Betracht gezogen wurde, deutet m. E. darauf hin,
daß er schon 1686 noch andere Aufträge hatte.
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