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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1994-95/0219
Vom Landesspital zum Landratsamt

stellen die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul für die Krankenpflege
und Hauswirtschaft im neuen Sigmaringer Landesspital drei Schwestern zur Verfügung.
Deren Zahl erhöht sich sukzessive bis auf 40 in den 1920er Jahren, um in der Folge vor dem
Hintergrund eines bereits damals einsetzenden Nachwuchsmangels auf schließlich noch neun
bei der Auflösung der alten Anstalt zurückzugehen. Eine zeitweilige Entlastung bringt seit
1938 der Einsatz einiger Schwestern der Stuttgarter Württembergischen Schwesternschaft, in
der Nachkriegszeit wird die Pflege in zunehmenden Maße von freien Schwestern, darunter
auch zahlreichen Absolventinnen der 1938 beim Landeskrankenhaus eingerichteten Krankenpflegeschule
, sowie männlichen Pflegekräften übernommen. Mit dem Umzug in das neue
Kreiskrankenhaus auf dem Dettinger Berg hört die segensreiche Tätigkeit der Kongregationsschwestern
, die das Bild des alten Landesspitals gerade auch in schwerer Zeit nachhaltig
geprägt und bestimmt haben, ganz auf.

Lag die durchschnittliche tägliche Belegung in den ersten Jahren nach Eröffnung der
Anstalt bei 40 Kranken, Pfündnern und Psychiatrieinsassen, so erhöhte sich diese Zahl bis
1912/13 auf 158 Kranke in der Irrenabteilung und 149 Patienten im Bereich des Allgemeinkrankenhauses22
. 1946 schließlich liegt der durchschnittliche tägliche Krankenstand bei
137 Patienten in der Nervenabteilung und 210 Patienten im Allgemeinkrankenhaus. Insgesamt
scheint die Verweildauer in früheren Zeiten deutlich höher gelegen zu haben: Im Haushaltsjahr
1912/13 werden 58044 Verpflegungstage in der Nervenabteilung und 54 231 Verpflegungstage
im Allgemeinkrankenhaus verbucht, zusammen also 112275 Verpflegungstage.
1978 werden bei einer deutlich höheren Patientenfrequenz demgegenüber 136390 Pflegetage
ermittelt.

Der tiefgreifende Strukturwandel, den das Landesspital durch die kontinuierliche Ausweitung
seiner Aufgaben und seines Personalbestandes vor allem im 20. Jahrhundert erfährt, sei an
einer Gegenüberstellung der Haushaltspläne von 1905 und 1960 illustriert23. 1905 entfallen bei
Gesamtausgaben von 138200 Mark 18,37Prozent auf allgemeine Verwaltungskosten einschließlich
sämtlicher Personalbesoldungen. 12,93 Prozent werden für Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen
an den Anstaltsgebäuden sowie für die anstaltseigene Landwirtschaft ausgegeben
, 53,29 Prozent entfallen auf die Beköstigung der Patienten und des Dienstpersonals, auf
Bekleidung, Medikamente und die Beheizung der Krankenhausgebäude. 14,78 Prozent werden
für den Schuldendienst eines Darlehens aufgewendet, das einige Jahre zuvor für die
Errichtung des Vinzenzhauses und der chirurgischen Baracke sowie für den Umbau und die
Erweiterung von St. Johann, des sogenannten Männertobhauses, aufgenommen worden war.

Die Einnahmen in Höhe von ebenfalls 138200 Mark setzen sich im wesentlichen aus
folgenden Einzelpositionen zusammen: 13,96 Prozent rühren aus der anstaltseigenen Landwirtschaft
, 58,3 Prozent aus Verpflegungskosten-Beiträgen der Patienten und Pfründner, aus
Zahlungen für Freiplätze und aus anderen Kleinstiftungen, 11,71 Prozent aus dem Zinsertrag
des mittlerweile auf 438 566 Mark angewachsenen Stiftungsfonds. Vom Landeskommunalver-
band erhält das Landesspital in diesem Haushaltsjahr einen Zuschuß in Höhe von 20058 Mark
oder 14,51 Prozent des Gesamtetats, der auch einen Betrag von 3000 Mark aus den Überschüssen
der Spar- und Leihkasse einschließt.

Der Haushaltsplan 1960 hat im Vergleich dazu ein Volumen von 2 860 700 Mark.
41,62 Prozent davon entfallen auf Aufwendungen für das mittlerweile weitaus umfangreichere
Personal der Anstalt, 20,01 Prozent auf den Ankauf von Lebensmitteln und Getränken,
12,70 Prozent auf die Beschaffung von Arzneimitteln und medizinischen Apparaturen und
Instrumenten. Die Bewirtschaftung der Anstaltsgebäude, in erster Linie hierbei die Beheizung

22 Zur Entwicklung der Patientenzahlen u. Pflegetage vgl. Oswald (wie Anm.2) S. 15, Longard (wie
Anm.2) S.2, Schaitel (wie Anm.2) S.3, Häberle (wie Anm.9) S. 127.

23 Voranschlag des Fürst-Carl-Landesspitals für 1906 (KAS X/2, Nr. 4); Haushaltssatzung des Fürst-
Carl-Landeskrankenhauses Sigmaringen für das Rechnungsjahr 1960 (KAS X/2, Nr. 47).

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