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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1994-95/0258
Gabriel Richter

In der chirurgischen Abteilung des Fürst-Carl-Landeskrankenhauses wurden selbst, wie
eine dort geführte Liste belegt, 101 Männer sterilisiert. Obwohl Männer auch in der Universitäts
-Chirurgie Tübingen unfruchtbar gemacht werden konnten, blieb Sigmaringen mit % aller
an Männern verübten Operationen Zentrum der Umsetzung dieser bevölkerungspolitischen
Maßnahme (insgesamt mindestens 149 Sterilisationen an Männern in den Hohenzollerischen
Landen). Der jüngste in Sigmaringen sterilisierte Mann war gerade 16, der älteste 65.

Tabelle 5: Im Fürst-Carl-Landeskrankenhaus durchgeführte Sterilisationen im Vergleich zu
den an Patienten der Hohenzollerischen Lande verübten Unfruchtbarmachungen^:

Jahr

Sigmaringen

Hohenzollern

1934

14

?

1935

25

34

1936

18

30

1937

27

39

1938

9

16

1939

3

12

1940

2

3

1941

1

1

1942

2

?

1943

0

0

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß schon Ende 1934, wie im Jahresbericht von Dr. End
ausgeführt, ein »Erbkranker« in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Sterilisationsoperation
, die völlig ordnungsgemäß durchgeführt wurde, infolge einer Komplikation
(Lungenentzündung) starb**".

Der ausführlich zitierte Operationsbericht dieses Verstorbenen soll belegen, daß eine
Sterilisation beileibe keine Bagatelloperation darstellte. Noch aufwendiger, eingreifender und
gefährlicher war übrigens die Operation bei Frauen, ganz zu schweigen von den psychischen
Folgen für jeden Betroffenen.

Operationsbericht über die Sterilisierung des Anton W.: Am 16. Oktober 1934 vormittags
nach Vorbereitung mittelst einer Narcophinspritze wird nach Lokalanästysie in beiden Leistengegenden
ein etwa 8 cm langer Schnitt durch die Haut und Fettgewebe von außen oben nach
unten innen verlaufend gelegt. Im Fettgewebe werden je zwei Venen unterbunden und dann
durchtrennt. Dann wird der Samenstrang stumpf vor dem Leistenring freigelegt emporgehoben
und nach aussen gedreht; so gelingt es leicht den Samenstrang nach Betastung mit zwei
stumpfen Pinzetten von seiner Umgebung zu befreien und je ein Stück von einem cm. Länge
zu exzitieren. Revision der Wunden und da kein Gefäss blutete wird die Wunde mittelst
einiger Knopfnähten geschlossen. Grosser Wundverband. Auf der rechten Seite war bei der
Lokalanästysie wie nach Anlegung des Schnittes sich dadurch zeigte, dass das Fettgewebe blutig
durchträngt war eine Vene angestochen worden, weshalb die stumpfe Freilegung und doppelte
Unterbindung dieser Vene besonders sorgfältig vorgenommen wurde. W. war, nach dem er ins
Bett gebracht worden bald aufgestanden, da er Wasser trinken wollte. Auch in der folgenden
Nacht begab er sich mehrmals ausser Bett. Am dritten Tage konnte man am Hodensack ein
beginnendes Hämatom feststellen. W. war sichtlich seelisch verändert. Er wurde unruhig,
verwirrt und klagte der Wärter darüber, dass er immer versuche den Verband wegzureissen

45 StAS Ho. 235 Nr. 138. Jahresberichte. KASXIV Acc. 1993-4 Lfd. Nr. 73. Sterilisierungen an FCL
Sigmaringen (wie Anm. 40).

46 End (wie Anm. 10) S. 8.

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