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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1994-95/0304
Franz-Severin Gässler

Mit der Carlsstraße war trotz unebener Geländebeschaffenheit die erste schnurgerade
Straße in Sigmaringen erbaut worden, die größere Länge besaß90. Vom Haus Dr. Batzer
(Geb.-Nr. 98) beim Kreuzungspunkt östlicher Stadteingang bis zum Knickpunkt hinter dem
Wohnhaus Birkle (Geb.-Nr. 323) maß die Carlsstraße ungefähr 550 Meter und von dieser
Stelle bis zum ehemaligen Kloster Hedingen betrug der Abstand nochmals ungefähr 220
Meter.

Entgegen der geplanten einheitlichen Quartierbebauung war auf den Feldern gegen
Hedingen, mit Ausnahme der teilweise verwirklichten »Quergasse 1«, nur eine der ursprünglich
acht geplanten Straßen gebaut worden, nämlich die »Gasse 1« die spätere Carlsstraße. Die
Straße war nicht wie vorgesehen nur von einheitlich aussehenden bürgerlichen Wohnbauten
geprägt, die zu monotonem Charakter des Straßenraums geführt hätten, sondern sie hatte mit
den dominierend gestalteten herrschaftlichen Gebäuden zwei Schwerpunkte erhalten: den
Platz beim Regierungsgebäude und den Carlsplatz. Den dominanten Bereich in der Carlsstraße
dürfte ohne Zweifel das Regierungsgebäude als Mittelpunkt einer symmetrisch gebauten
Anlage gebildet haben. Für das Regierungsgebäude war die höchste und damit überragendste
Stellung im Straßenzug geschaffen worden.

Wie bereits am Carlsplatz aufgezeigt wurde, war in gleicher Weise in der Carlsstraße sowohl
mit der Gebäudehöhe als auch mit der Fassadengestaltung eindeutig zwischen bürgerlichen und
herrschaftlichen Gebäuden differenziert worden. Der nordwestliche Abschluß der Carlsstraße
war ebensowenig prägnant gestaltet worden wie das südöstliche Ende.

Die Carlsstraße war die erste städtebaulich bedeutende Straße in Sigmaringen, die nicht
radial um den alten Stadtkern gelegt wurde, sondern ohne Zäsur in die offene Landschaft
hinein führte. Zusammen mit der Hauptgasse in der Altstadt, der Antonsstraße und dem
Carlsplatz zählte die Carlsstraße allein schon der Gebäude wegen zu den repräsentativen
Straßen in der Stadt91.

3.5. Carlsplatz und Carlsstraße - Namensgebung

Am 5. Dezember 1841 bat der Stadtmagistrat im Einverständnis höherer Behörde um
Namensbenennung der neuen Straßen92. Die neue Straße nach Hedingen sollte den Namen
Carlsstraße erhalten und dem südöstlich der Altstadt geschaffenen Platz sollte der Name
Carlsplatz gegeben werden93. Für die Straße vom Haus Bilharz (Geb.-Nr. 107) bis zum
Wohnhaus der Witwe des Ratsdieners Birkle (Geb.-Nr. 39) wurde der Name Antoniestraße
vorgeschlagen94. Die Initiative zur Namensbenennung und die Namensauswahl war von der

90 Die Straße durch die »Au«, entlang dem fürstlichen Bauhof zur Donaubrücke maß ungefähr 220
Meter. Die neuen Gebäude waren parallel zur Straßenflucht errichtet worden; vgl. Karte 4. Diese Straße
wies im Bereich des steil abfallenden Geländes beim östlichen Stadteingang eine Schleife auf, um die starke
Steigung zu mildern. Erst die Neutrassierung dieser Straße sah die gerade Verbindung vor, ohne Rücksicht
auf die vorhandene Topographie; vgl. Karte 9.

91 Die Favorisierung des Carlsplatzes und der drei übrigen Straßen zeigt u.a. ein Beschluß der
Stadtverschönerungskommission. Diese hatte 1843 festgesetzt, daß von den älteren Häusern in der Stadt
Sigmaringen nur diejenigen zu verblenden sind, die auf dem Carlsplatz und an Carls-, Antons- und
Hauptstraße stehen; vgl. Regierungsprotokoll vom 9. Sept. 1843; StAS, Ho 86, NVA II 6965.

92 Vgl. hierzu StAS, Ho 82, NVA II 6675.

93 Der Carlsplatz hatte 1869 ein Denkmal mit der Büste des Fürsten Carl erhalten. 1910 mußte dieses
Denkmal dem Reiterstandbild des Fürsten Leopold (1835-1905) weichen. Mit der Errichtung dieses
Denkmals wurde der Carlsplatz in Leopoldplatz umbenannt; vgl. hierzu Otto H. Becker: die Errichtung
und Enthüllung des Fürst-Leopold-Denkmals in Sigmaringen. In: Hohenzollerische Heimat 31
(1981) bes. S.52.

94 Wahrscheinlich sollte mit der Bezeichnung »Antoniestraße« die Gemahlin des Fürsten Carl, die
Fürstin Antoinette (geb. Murat), geehrt werden. Die endgültige Namensbestimmung »Antonsstraße«

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