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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1994-95/0307
Carlsplatz und Carlsstraße

Das Mitspracherecht und der positive Einfluß auf Baumaßnahmen, die das Bild der
Residenzstadt entscheidend prägten, war das Ziel der Kommissionstätigkeit. Mit der Bildung
der Kommission war eine Organisation geschaffen worden, die Verwaltungsvorgänge im
Hinblick auf Verschönerungsmaßnahmen straffen und zielgerichteter gestalten konnte und
gleichzeitig Kontrollinstanz war. Je ein Mitglied der Hofkammer und der Landesregierung,
ausgestattet mit den Kompetenzen ihrer Verwaltungsbereiche, deckten zusammen mit dem
»technischen Mitglied« das Spektrum ab, das für »Verschönerungsmaßnahmen« in Anspruch
genommen werden mußte.

Die Position des »technischen Mitglieds« wurde nicht - was naheliegend wäre - v. Hövel
oder Bauassessor Bröm übertragen, sondern mit Forstmeister Carl besetzt. Dem Straßenplaner
, dessen Belastbarkeit und Arbeitspensum in seinen letzten Lebensjahren durch Krankheit
stark eingeschränkt war und dem Baumeister war der als Geometer ausgebildete Forstmeister
vorgezogen worden, der das volle Vertrauen Carl Antons besaß111. Die Auflösung der
Kommission, die in ihrem Wirken abhängig war von der Verwaltungsstruktur des Fürstentums
und von der jährlichen Dotation durch den Fürsten, ging einher mit der Abdankung des
Fürsten Carl und dem Verzicht Carl Antons auf die Souveränitätsrechte zu Gunsten
Preußens.

4. EXKURS - WASSERVERSORGUNG

Mitte der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts war die Wasserversorgung der Stadt immer
noch von der Deichelleitung abhängig, die den Brunnen vor dem Rathaus, der der Hauptbrunnen
der Stadt war, mit Wasser vom Brunnenberg versorgte112. Am 13. August 1836 war die
Stadt von der Landesregierung beauftragt worden, die Wasserversorgung der stetig wachsenden
Stadt, besonders die Versorgung für den südlichen Stadtbereich, sicherzustellen113.

Der Bericht des Stadtbaumeisters Schwander vom 13. September 1836 gibt genauen
Einblick in die Verhältnisse der damaligen Wasserversorgung114. Auf die Gesamtlänge der

111 Hofgerichtsrat von Sallwürk hatte in seinem Schreiben vom 17. Dezember 1839 (vgl. oben, S. 303 f.
und Anm. 103) die frühere Stadtbauplankommission und damit den Bauinspektor v. Hövel scharf
kritisiert, da zu jener Zeit die neue Straße nach Hedingen ihren Hochpunkt weit hinter dem Regierungsgebäude
hatte und die Straßentrasse nicht dem Standort des repräsentativsten Gebäudes innerhalb des
Straßenzugs angepaßt worden war. - Heinrich Carl (1796-1885) wuchs in Josephslust auf, ging 1815 nach
Osterreich, studierte 1821 und 1822 an der k.k. Forstlehranstalt zu Mariabrunn und legte 1823 in
Sigmaringen seine Dienstprüfung ab. Anschließend wurde er als Forstgeometer eingestellt, war ein Jahr
lang bei der württembergischen Landesvermessung tätig und wurde seit 1824 in Sigmaringen mit Land-
und Forstvermessungen beauftragt, bis 1830 die Forstmeisterstelle vakant wurde. 1841 wurde er zum
Oberforstmeister, 1850 zum Hofkammer- und Forstrat ernannt. - Carl war ein hervorragender Straßenbauer
und hatte eine Zeitlang die Leitung über das Straßenbauwesen im Fürstentum inne. Zudem verfaßte
er in den 30er und 40er Jahren mehrere Fachpublikationen und war ab 1842 Abgeordneter im Sigmaringer
Landtag, von 1851-61 Abgeordneter in Berlin; vgl. Dienerbuch und Karl von Fischbach: Nekrolog des
Heinrich Karl, Fürstl. Hohenzollern'scher Hofkammer- und Forstrath. In: Forstwissenschaftliches
Zentralblatt 7 (1885) S. 398-403.

112 Vgl. hierzu Teil 1, S. 172 und Anm. 34, Teil 1. Sigmaringen besaß lt. Schwanders Bericht vom
26. Januar 1841 drei städtische Brunnen, die ihr Wasser über die Deichelleitung bezogen. Bis zum Jahr
1821/22 war die herrschaftliche Wasserversorgung an diese Leitung gebunden; vgl. StAS, Dep. 1, Akten
Nr. 1311. Die Lage der Brunnen kann über das 1843 aufgestellte Verzeichnis erschlossen werden: neben
dem Brunnen vor dem Rathaus gab es einen in der Vorstadt und einen vor dem Forstamt; vgl. hierzu
unten, S. 307 und Anm. 123.

113 Vgl. Ratsprotokoll der Stadt Sigmaringen vom 9. Dez. 1836; StAS, Dep. 1, Amtsbuch Nr. 64,
Fol. 108.

114 Vgl. hierzu StAS, Dep. 1, Akten Nr. 1311; Schwander hatte seine Untersuchungen über einen
Zeitraum von vier Jahren geführt.

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