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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0292
Frank Raberg

einem Autonomie-Gesetz und hohenzollerischem Honoratioren-Patriotismus sprach
und die ganze Angelegenheit ins Lächerliche zog (u. a. sagte er, es könne einem der düstere
Gedanke kommen, es könnten sich später die Leute darüber wundern, daß man
während sich draußen das Verhängnis eines ganzen Kontinents zusammenballt, in Bebenhausen
darüber einen Tag beraten hat, wie man hohenzollerische Eigenständigkeit
und hohenzollerische Tradition am besten in die Paragraphen eines Verwaltungsgesetzes
fassen könnte), signalisierten für DVP und SPD Zustimmung.

Müller gab seiner Freude über diese Tendenz im Hohen Hause und insbesondere über
die Stellungnahme Gogs Ausdruck, umso mehr, als nur wenige wüßten, in welchem
Trommelfeuer der Verdächtigungen und der Hinterhältigkeit und der Unehrlichkeit in
der Frage der hohenzollerischen Selbstverwaltung und ihrer Wahrung der Staatspräsident
dieses Landes in den letzten Monaten gestanden ist. Er leerte nun gründlich seinen Kropf
und bekannte damit, ohne daß er es direkt aussprach, wie lästig und quälend die ganze
Angelegenheit letztlich auch für ihn persönlich war. Noch vor wenigen Tagen habe der
stellvertretende Landeshauptmann den Bundesinnenminister um Hilfe des Bundes gegen
die Versuche der ... Staatsregierung, Hohenzollern zu vergewaltigen, angerufen, was
Müller in spürbarer Erbitterung darauf zurückführte, die betreffende Person könne offenbar
keine Gesetzentwürfe lesen und verstehen. Müller schimpfte über die Zweigleisigkeit
der Haltung bestimmter hohenzollerischer Persönlichkeiten und wartete mit dem
Beispiel Stieglers auf, der eines schönen Tages dem Staatspräsidenten einen Brief geschrieben
hat, in dem er ihm seinen Dank dafür ausspricht, daß er die Rechte der Hohenzollern
gewahrt habe und daß er bereit sei, ihnen in vollem Umfang Rechnung zu tragen und
daß er auch vollauf anerkenne, daß in den Verhandlungen um die Bildung des Südweststaates
die Staatsregierung die Rechte Hohenzollerns gewahrt habe. Diesen Brief habe ich
erhalten eines Tages um 4 Uhr nachmittags und um 18 hr habe ich aus dem Rundfunk
gehört, daß derselbe Mann sein Amt niedergelegt hat mit der Begründung, daß er bei der
Staatsregierung und dem Staatspräsidenten keinerlei Verständnis für die hohenzollerischen
Belange finde. Er sei froh, daß die Lösung nun greifbar nahe sei und er wisse, an
wen er sich künftig verantwortlich zu wenden habe, nämlich an den Kommunallandtag
als Sprachrohr Hohenzollerns. Bisher habe man nicht wissen können, wer der Vertreter
Hohenzollern sei und wer was will und ob er das, was er will, auf die Dauer will. Auch
werde Hohenzollern finanziell keineswegs benachteiligt, wie immer wieder behauptet
werde. Die Regierung habe sich bei dem Entwurf dabei von dem Grundsatz leiten lassen,
daß, wer nicht im kleinen demokratisch, föderalistisch und verfassungstreu sei, es auch
im großen nicht sein werde.

Der 78jährige Jakob Hermann grenzte sich und die hohenzollerischenLandtagsabge-
ordneten sogleich deutlich gegenüber den ungeschickten, unqualifizierten Angriffen und
Äußerungen, die von einer bestimmten Seite gefallen sind, ab. Dies sei eine Clique mit der
die hohenzollerischen Abgeordneten nichts zu tun hätten. Nach zügiger Einzelberatung,
bei der der Staatskommissar für politische Säuberung Judas Thaddäus Mayer
(1897-1972; CDU) als Berichterstatter fungierte, kam es in deren Verlauf aber wegen des
Antrags von Gog, die Regierungsvorlage bei Absatz 5 des § 3 wiederherzustellen, wo
Hohenzollern ein Äußerungsrecht bei der Besetzung der staatlichen Oberschulen zugebilligt
wurde, zu einer Diskussion. Gogs Fraktionskollege Josef Schneider wies darauf
hin, die anderen Gemeinden im Land hätten diesbezüglich auch kein Äußerungsrecht,
weshalb Hohenzollern kein Sonderrecht verlangen könne. Gog meinte daraufhin, da die
Hohenzollern nicht alles im Gesetzentwurf hätten durchsetzen können, wäre es doch
kein allzu großes Entgegenkommen, in diesem Punkt hierfür einen kleinen Ausgleich zu
bringen. Karl Müller (1897-1982) von der SPD-Fraktion witterte Vetterleswirtschaft und
empfahl, den Antrag Gogs abzulehenn. Renner fügte in großer Launigkeit hinzu, man
werde bestimmt keine Württemberger mehr auf Posten in Hohenzollern bringen, nach-

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