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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0058
Eugen Baacke

landesgeschichtlichen Kolloquium am 6. Juli 1996 in Veringenstadt bewog; zum anderen begleitet
und unterstützt die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Fachreferat
Öffentlicher Dienst seit 1992 die innovativen und weit über den lokalen Rahmen hinaus
wegweisenden Aktionen und Beiträge zur ländlichen Kulturarbeit von Erwin Zillenbiller.

Dem Grundsatz folgend, daß die Begegnung mit der Geschichte für die Gegenwart Orientierung
bieten soll, arbeitet Zillenbiller historische Themen mit engen lokalen Bezügen auf. In
den Veringer Foren und Stadtfesten wird die Suche nach einer neuen Identität deutlich und
werden Handlungsmöglichkeiten für ein regionales Selbstbewußtsein im Spannungsfeld zwischen
Landschafts- und Heimatgeschichte und einer ökologisch verantwortungsvollen nachhaltigen
Zukunftsorientierung aufzeigt. Modellcharakter gewinnen die Veranstaltungen vor
allem durch ihre Bürgerinnennähe und Bürgerinnenbeteiligung1.

Meine Ausführungen sind nicht das Ergebnis eigener Forschungen, sondern sollen durch
Auswahl und durch Hinweis auf relevante Literatur ein differenzierteres Bild über das Thema
Migration vermitteln.

Der inzwischen überarbeitete und aktualisierte Vortrag umfaßt vier Gliederungspunkte:
»Weltweite Wanderungsbewegungen«, »Das Eigene und das Fremde«, »Bemerkungen zu
einer interkulturellen politischen Bildung«, »Ein Mensch >im Elend<«.

2. WELTWEITE WANDERUNGSBEWEGUNGEN

Rückblicke, gerade am Ende eines Jahrhunderts, neigen einmal zur Vereinfachung und damit
zu einer grobrastrigen Betrachtungsweise, zum anderen zur Überzeichnung in Form von de-
saströsen Krisenszenarien oder geschichtsverfälschenden Betrachtungsweisen. Nichtsdestotrotz
kann das 20. Jahrhundert als das »Jahrhundert der Flüchtlinge« bezeichnet werden.

Der Verlust von Heimat hat viele Namen: Flucht, Vertreibung, Aussiedlung, Deportation,
ethnische Säuberung, Elendswanderungen, Umsiedlung, Migration. Diese begriffliche Un-
schärfe finden wir wieder bei der Beschreibung der Millionen von Menschen, die als Opfer
von Hunger, Arbeitslosigkeit, Unterdrückung, Verfolgung, Gewalt, Krieg aus ihrer Heimat
fliehen mußten oder vertrieben wurden: Flüchtlinge, Übersiedler, Aussiedler, Arbeitsmigranten
, Asylsuchende, Vertriebene...

Der Blick auf die Vielschichtigkeit des Themas und die damit verbundenen Einzelschicksale
erschwert eine eindeutige Definition, wiewohl ich mich auf die in Art. I A, 2 der Genfer
Flüchtlingskonvention festgeschriebene Definition stütze: Flüchtling ist eine Person, die >aus
begründeter Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu
einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb
des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt und den Schutz dieses Landes nicht
in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will<2.

Die Vorträge zeigten, daß Migration kein neues Phänomen ist. Zudem beschränkt sie sich
nicht auf Europa. Millionen von Menschen waren und sind auf der Flucht. Ein Blick auf den
Globus zeigt weltweite Wanderungsbewegungen in einer Dimension, die unsere Vorstellungskraft
sprengt. Nach Angaben der UNHCR - Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten
Nationen - waren 1993 ca. 19 Millionen Menschen unterwegs3.

1 Eugen Baacke: Politische Bildung auf dem Lande - ratlos? In: Praktische politische Bildung. Hg. von
Siegfried Schiele. 1997, S. 107 ff. und S. 118 Anm. 44.

2 UNHCR Art. I A,2 der Genfer Flüchtlingskonvention. In: Krieg Heimatverlust Neubeginn. Pädagogische
Handreichung. Hg. von Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Landesverband Bayern.
1997, S. 3.

3 Claudia Tatsch/Bruno Zandonella: Fremde in Deutschland - Deutsche in der Fremde. A 1 The
World's Refugees by Continent and by Countries of Origin on 1 January 1993. Quelle: UNHCR In: Poli-

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