Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 36
(PDF, 85 MB)
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Heinz Pfefferle

will vom Kabinen einen vorbehaltlosen Verhandlungsauftrag im Sinne des Südweststaats-Ge-
dankens. Dem widersetzt sich Sauer. Das Protokoll vermerkt: Minister Dr. Sauer bittet, in
dem Referat (auf dem Hohenneuffen) auch den von Staatspräsident Bock in seiner Regierungserklärung
zur Vereinigung von Wurtttemberg-Hohenzollern mit Württemberg-Baden
im Landtag erwähnten Gedanken der Dezentralisation klar zum Ausdruck zu bringen. Gegen
die Vorschläge von Minister Renner habe er folgende Bedenken: Ausnahmsweise müsse auch
in Zukunft (!) noch eine gesonderte Regelung gewisser Materien möglich sein. Die CDU-Fraktion
lege z. B. den größten Wert darauf, das Schulgesetz noch vor dem Zusammenschluß zu
verabschieden*3'. Rolf Winkeler schreibt dazu: »Die Verabschiedung des Schulgesetzes wurde
im August 1948 für die CDU buchstäblich zu einem Wettlauf mit der Zeit. Im Juni waren die
Verhandlungen über die Vereinigung der Länder ... zu einem Südweststaat in Gang gekommen
und zunächst so erfolgversprechend verlaufen, daß die CDU in Württemberg-Hohenzollern
fürchten mußte (!), eine Vereinbarung über den Zusammenschluß könnte noch vor der Verabschiedung
des Schulgesetzes Zustandekommen und die südwürttembergische Lösung der
Schulfrage noch in letzter Minute gefährden. Mit dem Schulgesetz, den Schulwahlen und der
Einrichtung der entsprechenden Schulform schuf die CDU in Württemberg-Hohenzollern
noch rechtzeitig vor der Gründung des Landes Baden-Württemberg vollendete Tatsachen, die
die Regierung Württemberg-Hohenzollerns als Faustpfand erfolgreich in die Vereinigungsverhandlungen
einbrachte: Im neu gegründeten Bundesland Baden-Württemberg behielt 1952
der Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern seine Konfessionsschulen ...«44.

Im Nachlaß Albert Sauers findet sich ein kurzer undatierter Aufsatz mit dem Titel »Zur
Frage der Wiedervereinigung von Nordwürttemberg und Südwürttemberg«. Hier heißt es: Es
muß von der Tatsache ausgegangen werden, daß Südwürttemberg nicht bloß ein Teil des alten
Württemberg ist, der durch eine andere Besatzungsmacht abgetrennt worden ist, sondern ein
eigenes Staatsgebilde ist, das entsprechend der Verfassung einen bestimmten Weg einschlagen
muß, um wieder zur alten Einheit zu kommen. In der Zeit der Trennung ist nicht nur ein eigenes
staatliches Gebilde entstanden, sondern in dessen Rahmen sind Maßnahmen getroffen und
Einrichtungen geschaffen worden, die nicht einfach rückgängig gemacht werden können. Das
gilt vor allem auf kulturellem Gebiete. Es sind manche wertvolle Kräfte erwacht, zum Beispiel
in den oberschwäbischen Städten, die vorher wegen des Überwiegens der großen Zentren, vor
allem Stuttgarts, brach lagen. Dabei konnte auf eine alte Tradition zurückgegangen werden.
Wenn auch anzuerkennen ist, daß das vor 140 Jahren geschaffene Staatsgebilde Württemberg
eine Einheit geworden ist, so darf doch nicht übersehen werden, daß das südliche Württemberg
in vielem ein anderes Gesicht zeigt als das nördliche. Jetzt, nachdem man sich wieder mehr auf
alte Werte besonnen hat, stellt man fest, daß vorher zu wenig geschehen ist, um alle Landesteile
gleich zu behandeln und zu fördern. Das muß künftig vermieden werden, denn eine Benachteiligung
würde jetzt viel weniger ertragen als vorher. Der Aufsatz endet mit den Worten:
£5 muß alles vermieden werden, was in den Südwürttembergern das Gefühl wecken könnte:
In Stuttgart glaubt man, wir müßten froh sein, daß wir wieder in Gnaden aufgenommen werden
! Vielmehr muß Südwürttemberg nicht nur staatsrechtlich, sondern auch menschlich und
geistig völlig gleichberechtigt Glied eines größeren Ganzen werden^. Die Einordnung dieses
Aufsatzes im Aktenkonvolut zwischen einem Durchschlag eines Einladungsschreiben vom
29. Juli 1948 zum Treffen auf dem Hohenneuffen und einem den Positionen Sauers zustimmenden
Schreiben des Grafen Heinrich A. von Waldburg-Wolfegg vom 7. September 1948
zeigt deutlich, daß hier die Positionen Sauers zur Zeit der ersten Südweststaat-Verhandlungen

43 StA Sigmaringen Wü 2/306

44 Rolf Winkeler: Der Kampf um die Konfessionsschule in Württemberg 1945-1949. In: RJKG 7
(1988), S. 88f, Anmerkung 47.

45 Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Bestand 1-127, Nr. 020, S. 1 bzw. S. 2.

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