Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 38
(PDF, 85 MB)
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Heinz Pfefferle

keineswegs in eine von Gebhard Müller definierte Partei- oder Kabinettsdisziplin einbinden
läßt. Die politische Eigenständigkeit dieser hier betriebenen Südweststaatpolitik ist nicht zu
übersehen.

2.3 Politische Ziele oberschwäbischer Identität und die Strategie ihrer Durchsetzung

Zum anderen zeigt sich hier beispielhaft, daß der oberschwäbische Regionalismus sich durchaus
Varianten in der Frage der Grenzziehung im Südwesten vorstellen kann; nur eines will er
ganz bestimmt nicht: die Wiederherstellung des alten Württemberg - beides macht ihn zu
einem gesuchten Gesprächspartner für Wohleb und seine Parteigänger. Andere Konferenzteilnehmer
wie Graf Heinrich von Waldburg-Wolfegg sind noch mehr an der Erhaltung Würt-
temberg-Hohenzollerns als eine der letzten einigermaßen christlichen Machtpositionen in
Deutschland interessiert, wie er am 23. März 1949 an Gebhard Müller schreibt50. Es kann deshalb
nicht verwundern, wenn dieser versucht, gerade oberschwäbische CDU-Vertreter in
seine Südwestaat-Politik einzubinden. Oskar Farny wird auf Betreiben Gebhard Müller der
Vorsitzende der zentralen Arbeitsgemeinschaft für die Vereinigung Baden-Württemberg. Es
ist keineswegs so, daß Gebhard Müller aus württembergisch-hohenzollerischer Sicht innenpolitisch
den Rücken frei hat, um sich ungeniert als ehrlicher Makler zwischen Stuttgart und
Freiburg einschalten zu können. So stellt es etwa Stefan Zauner in seiner knappen Geschichte
des Landes Württemberg-Hohenzollern dar51. Vielmehr muß er erst die oberschwäbische
CDU für seine Linie gewinnen. In Überlingen findet am 4. Juni 1949 eine nichtöffentliche
Konferenz von prominenten badischen und württembergischen CDU-Vertretern statt (u. a.
Simpfendörfer, Dr. Zürcher, Dr. Sauer). Das Grundsatzreferat hält Bernhard Bauknecht, der
Präsident des südwürttembergischen Bauernverbandes und CDU-Landtagsabgeordneter. Er
sagt gemäß dem Protokoll von Sauer u. a.: Auf unsere Schulregelung werden wir nicht mehr
verzichten. Schulgesetz und Elternrecht werden wir nicht mehr preisgeben. Er verlange Aufgliederung
in vier Verwaltungsbezirke und Einfluß auf die Besetzung der Beamtenstellen.
Baden habe in Oberschwaben einen Bundesgenossen*2. Am 21. Juni 1949 treffen sich insgeheim
Reinhold Maier und Gebhard Müller in Schlattstall bei Nürtingen. Die dort getroffenen
Vereinbarungen zeigen, daß Gebhard Müller alle diese in Überlingen genannten Punkte als
unumstößliche Größen übernimmt und davon auch Reinhold Maier überzeugen kann:

- die Bekenntnisschule in Südwürttemberg;

- den Gedanken einer weitgehenden Dezentralisierung;

- die Einrichtung neuer Verwaltungsbezirke;

- die Berücksichtigung der Zugehörigkeit der Beamten zu den Landesteilen.
Kennzeichnend für den Ausgleich mit der oberschwäbischen CDU scheint auch, daß

Reinhold Maier gerade Ravensburg als Sitz des Regierungsbezirks vorschlägt53.

Auch die lange Reihe der CDU-Konferenzen im Abstimmungsjahr 1951 im oberschwäbischen
Raum weist darauf hin, daß die oberschwäbische CDU im steten engen Einvernehmen
mit der südbadischen CDU (wie die Teilnehmerlisten zeigen) bestrebt ist, ihre Forderungen
deutlich zu machen und politischen Nachdruck zu verleihen: Ravensburg (8. und 17. März);

50 HStA Stuttgart, Nachlaß Gebhard Müller, I 36 W.

51 Stefan Zauner: Württemberg-Hohenzollern. In: Der Weg zum Süd weststaat. Hg. von Jörg Thier-
felder/Uwe Uffelmann. 1991, S. 71: »Vor dem Hintergrund solchermaßen konsolidierter Zustände
[nach dem langen Konflikt mit der Tübinger Militärregierung wegen deren Reparationsforderungen]
konnte sich Gebhard Müller [ab Sommer 1949] den Verhandlungen über die Bildung des Südweststaats
widmen, um im Interesse des künftigen Gesamtlandes zwischen Reinhold Maier und ... Leo Wohleb zu
vermitteln...«.

52 Sigmaringen Wü 2/229.

53 Protokoll Gebhard Müller, S. 5-7 (StA Sigmaringen Wü 2/229).

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