Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 48
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Frank Raberg

zur Verfügung habe, blieb eng mit der Vita Müllers verknüpft13. Es war eine völlig andere Welt
als die ländliche Umgebung im Geburtsort Füramoos, und nicht zuletzt bemerkte der kleine
Lehrersohn, daß es noch etwas anderes gab als den katholischen Glauben.

3. 2. Schüler, Soldat und Student

In Ludwigsburg besuchte Müller zunächst die katholische Volksschule, von 1910-1914 das
Humanistische Gymnasium. Der gute Schüler berechtigte nach dem Bestehen des schwierigen
Landexamens, das er im Juli 1915 als Bester ablegte, zu den schönsten Hoffnungen. Sein Vater,
ein überaus fleißiger, wortkarger, harter Mann, der sich nach einem Unfall noch mehr in sich
zurückzog, war gezwungen, durch eine Reihe von Nebenbeschäftigungen Geld zu verdienen,
und nahm Gebhard öfters mit, so wenn er als Organist in der Landesstrafanstalt in Ludwigsburg
oder auf dem Hohenasperg spielte14. Es war - wenn man so will - auch der Vater, der
Gebhard Müller zur Politik brachte. Johannes Müller war nämlich Schriftführer im Vorstand
der Ludwigsburger Zentrumspartei, und er nahm den interessierten Gymnasiasten mehrfach
zu Sitzungen mit15. Später fand der Student Müller dann über die Jugendorganisation der Partei
, den Windthorstbund, zur politischen Betätigung im Zentrum, die damals im wesentlichen
die Interessenvertretung des katholischen Bevölkerungsteils war. Nach dem Notmaturum am
Gymnasium in Rottweil mußte der für den Beruf des Priesters in Aussicht stehende Müller
erstmals einen Waffenrock tragen und am Ende des Ersten Weltkriegs in einer Kaserne in Ludwigsburg
dienen16. Die deprimierenden Erfahrungen unter dem menschenverachtend drillenden
Kommando frontunerfahrener Unteroffiziere blieben dem jungen Mann ebenso im Gedächtnis
haften wie das Erlebnis des revolutionären Umsturzes in Württemberg, die Abdankung
des Königs und die Errichtung eines republikanischen Staates mit parlamentarischem
Regierungssystem. Dies alles konzentrierte sich für ihn in der Rede des Sozialdemokraten
Wilhelm Keil, die dieser am 10. November 1918 auf dem Ludwigsburger Arsenalplatz vor
einer großen Menge hielt, zu der auch Müller zählte17.

In Tübingen begann er 1919 ein Studium der Katholischen Theologie, der Philosophie
und Geschichte; später wechselte er zu Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft18. Er trat
der Katholischen Studentenverbindung Alamannia im KV19 bei, die damals die erste Garni-

13 Zitat aus dem KusTERMANN-Manuskript, S. 3. 1991 beschloß der Ludwigsburger Gemeinderat, eine
Allee nach Gebhard Müller, der dort von 1945-1958 seinen offiziellen Wohnsitz (in der Schorndorfer
Straße) hatte, zu benennen. Vgl. den Artikel »Erinnerung an Gebhard Müller« in der Ludwigsburger
Kreiszeitung vom 16.7. 1991. 14 Festgabe Müller (wie Anm. 2), S. 6.

15 KusTERMANN-Manuskript (wie Anm. 2), S. 10; Weinacht, GiW (wie Anm. 2), S. 210.

16 Vom 1. 7. 1918 bis 3. I. 1919 in der 3. Ersatzbatterie des Feldartillerieregiments 29 in der Feuerseekaserne
in Ludwigsburg.

17 KusTERMANN-Manuskript (wie Anm. 2), S. 6ff.; Wilhelm Keil: Erlebnisse eines Sozialdemokraten,
Band 2, Stuttgart 1948, S. 97f.

18 Müller studierte vom Wintersemester 1919/20 bis zum Wintersemester 1921/22 in Tübingen Katholische
Theologie, Philosophie und Geschichte, seit dem Sommersemester 1922 Rechtswissenschaft und
Volkswirtschaft. Das Sommersemester 1923 verbrachte Müller als Student an der Universität Berlin; vom
Wintersemester 1923/24 bis zum Wintersemester 1925/26 studierte er wieder in Tübingen, wo er im
Herbst 1926 die [. Höhere Justizdienstprüfung bestand.

19 Vgl. zur Geschichte der 1871 gestifteten Verbindung und zum folgenden Josef Forderer (Hg.):
Katholische Studentenverbindung Alamannia Tübingen. Von ihren Anfangen bis zur Gegenwart. Tübingen
1962, sowie Gebhard Müller: Die Aufgaben des katholischen Korporationsstudenten in unserer
Zeit. Festrede zum 100. Stiftungsfest... In: Alamannenblätter. Mitteilungen des Altherrenvereins Tübinger
Alamannen, N. F. 45 Qanuar 1972), S. 5-11.

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