Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 65
(PDF, 85 MB)
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Akademie-Provisorium im provisorischen Staat. Die Kunstschule in Bernstein (1946-1955)

»den Bernstein« rankte sich ein Dickicht aus Wahrheit und Dichtung, eine der Gründungslegenden
der südwestdeutschen Nachkriegskunst. Seit den 70er Jahren fand das Bildungsexperi-
ment in zunehmendem Maße das Interesse von Kunstkritik und Kunstgeschichte. Im Blickpunkt
standen - und stehen - die Leitfiguren Kälberer und Grieshaber. Bedingt durch die
Polarisierung der Sichtweisen, unterlag das Bildungsexperiment divergierenden Werturteilen.

Den ersten Versuch einer synthetischen Darstellung verdanken wir Ursula Bader-Gerdemann20
. Auf schmaler Quellenbasis - sie sah sich im wesentlichen auf schriftliche und mündliche
Traditionssplitter angewiesen - suchte Bader-Gerdemann den unterschiedlichen Schulkonzeptionen
der Protagonisten Kälberer, Pfeiffer und Grieshaber gerecht zu werden. Aus der
Ministerialüberlieferung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gewann Kurt Hochstuhl aufschlußreiche
Erkenntnisse zum Ende der Bernsteinschule21. Uber die Anfänge der Kunstschule unter
Paul Kälberer berichteten Christine und Ludwig Dietz22; dabei stützten sie sich auf die Unterlagen
des Kälberer-Archivs. Dem Wirken HAP Grieshabers auf Bernstein schenkte zuletzt
Günther Wirth besondere Aufmerksamkeit, was sich unter anderem in der für den Landkreis
Esslingen konzipierten Ausstellung »Grieshaber - Bernstein - Karlsruhe« niederschlug23.

Die Bemühungen um die Aufarbeitung der Bernstein-Geschichte kulminierten in den Jahren
1994-1996 im Ausstellungszyklus »Die Bernsteinschule«24. In einem kulturellen Joint-ven-
ture unternahmen es die Kunststiftung Hohenkarpfen (Kunstverein Schwarzwald-Baar-Heu-
berg), der Landkreis Rottweil und die Stadt Sulz am Neckar, die Entwicklung der Bernsteinschule
zu dokumentieren, deren Leistungen zu registrieren und deren Wirkung zu bilanzieren
- um auf diese Weise »den Bernstein« wieder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu heben. Die
Erträge des Forschungs- und Ausstellungsprojekts sind in drei Katalog-Heften niedergelegt25.

An den Ausstellungszyklus schließt sich ein Dokumentationsvorhaben an, das die von der
Bernsteinschule ausgehenden künstlerischen Impulse veranschaulicht. In den Jahren
1994-1998 wurden vom Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) schwerpunktmäßig
Werke von »Bernsteinern«, Lehrern wie Schülern, angekauft. Die Sondersammlung
, die exemplarische Einblicke in die Entwicklung der modernen Kunst im deutschen Südwesten
ermöglicht, wurde um die Jahreswende 1998/99 der Öffentlichkeit vorgestellt; zur
Ausstellung »Die Bernsteinschule - Keimzelle der Nachkriegskunst« erschien ein Katalog-
Buch, das den aktuellen Kenntnisstand zusammenfaßt2'1.

20 Bader (wie Anm. 4). Auf der Zulassungsarbeit baut der 1989 veröffentlichte Aufsatz auf: Ursula
Bader-Gerdemann: Die Kunstschule im Kloster Bernstein 1946-1955. In: ZWLG 48 (1989), S. 391-428.

21 Kurt Hochstuhl: Das Ende der Bernsteinschule. Zur Frage der Kunstförderung im neuen Bundesland
Baden-Württemberg. In: ZWLG 49 (1990), S. 419-432.

22 Ludwig Dietz: Die Bernsteinschule im Altkreis Horb. Die französische Militärregierung und Paul
Kälberer 1945-1951. In: Der Landkreis Freudenstadt. Heimat- und Jahrbuch 1991/92, S. 79-84. Christine
Dietz: Paul Kälberer und die Kunstschule Bernstein (1946-1951). In: Paul Kälberer. Kunst der Neuen
Sachlichkeit in Schwaben (Ausstellungskatalog). Hg. von Bernhard Rüth und Andreas Zoller. 1992.
Bd. 2, S. 41-47. Christine und Ludwig Dietz: Bernstein unter Kälberer. In: Kälberer in Bernstein. Festschrift
zur Wiedereinweihung der ehemaligen Klosterkirche in Bernstein. Hg. von Bernhard Rüth.
1992, S. 14-20.

23 Günther Wirth: Grieshaber zwischen Reutlingen und Karlsruhe. In: Reutlinger Geschichtsblätter
N. F. 31 (1992), S. 217-240, besonders S. 229-232. Grieshaber. Bernstein. Karlsruhe (Ausstellungskatalog).
Hg. vom Landkreis Esslingen. Kulturamt. 1993.

24 Vgl. Bernhard Rüth: »Die Bernsteinschule«. Ein Ausstellungsprojekt in der Region Schwarzwald-
Baar-Heuberg. In: Landkreisnachrichten aus Baden-Württemberg 34 (1995), S. 54-56.

25 Grieshaber auf Bernstein (wie Anm. 17). Die Bernsteinschule 1946-1951 (wie Anm. 5). Die Bernsteinschule
1951-1955 (wie Anm. 19). Auf die einzelnen Beiträge wird im folgenden verwiesen.

26 Die »Bernstein-Sammlung« wird im Rahmen eines Kunstmuseums, das der Landkreis Rottweil in
Verbindung mit dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke im Sulzer Ortsteil Glatt errichtet
(»Galerie Schloß Glatt«), der Öffentlichkeit auf Dauer zugänglich gemacht.

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