Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 68
(PDF, 85 MB)
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Bernhard Rüth

Der Landschule gab Kälberer - um der Ausbaufähigkeit willen - eine offene Organisation41
. Der Name »Arbeitsgruppe für bildende Kunst«, der Kälberers Ideal der Künstlergemeinschaft
entsprach, war insofern Programm. Die Arbeitsgruppe stand anfangs in Verbindung
zum Künstlerverband; dessen Ausschuß fungierte als künstlerischer Beirat. Im Volksbildungswerk
Horb fand die Arbeitsgruppe in der Folge ein organisatorisches Dach, das ihr
geistige Unabhängigkeit vom Staate - so Kälberers Postulat42 - garantierte. Als beratendes
Gremium war im August 1946 ein Honoratiorenzirkel, der sogenannte Bernsteinausschuß,
installiert worden. Mit der Gründung des Trägervereins »Freunde der Arbeitsgruppe für
bildende Kunst (in) Bernstein« am 23. März 1948 übernahmen dessen Gremien die Aufsichtsfunktion
.

Die Arbeitsgruppe widmete sich der freien wie der angewandten Kunst. Ziel war die Ausbildung
von Künstlern, die Ausbildung von Kunsthandwerkern (und Kunsterziehern) war
nicht bezweckt. Das Bildungsangebot trug improvisatorischen Charakter; Inhalte und Formen
der Ausbildung ergaben sich aus der personellen Besetzung und der materiellen Ausstattung
. Aus inneren und äußeren Gründen erwies sich der Aufbau schulischer Strukturen als
unumgänglich. Im Januar 1949 wurde eine Schulordnung erlassen43. Der Lehrbetrieb entsprach
der akademischen Tradition; in Pfeiffers Grundlagenunterricht wurden künstlerische
Fertigkeiten vermittelt44. Die Arbeitsgruppe erwies sich - wie dies Eva-Marina Froitzheim
treffend bemerkt hat - als »Schule der Anschauung«45.

Unter Kälberers Leitung entwickelte sich die Kunstschule in den Jahren 1946-1950 zu
einem Kulturzentrum auf dem Lande mit regionaler Ausstrahlung46. Die Arbeitsgruppe
etablierte sich als Bildungsinstitut; zeitweise zählte sie um 30 Mitglieder47. Allerdings gelang
es Kälberer nicht, die Kunstschule auf Dauer zu stabilisieren. Ab 1948 verlor das Kunstinternat
an Attraktivität; die Schülerzahl ging zurück.

Zum Jahresende 1950 gab Paul Kälberer die Schulleitung an Hans Ludwig Pfeiffer ab, der
seit Mitte des Jahres von seiner Schwester Riccarda Gohr im Lehrbetrieb unterstützt wurde.
Die Malerin, die ab Jahresanfang 1951 die Verwaltungsgeschäfte führte, bemühte sich nachhaltig
um eine Modernisierung der Bildungseinrichtung48. Von Riccarda Gohr wurde im Zusammenwirken
mit dem Kultministerium Württemberg-Hohenzollern der Graphiker und Maler
HAP Grieshaber für die Kunstschule gewonnen49. Im Juni 1951 wirkte Grieshaber als Gastdozent
, ab 20. August 1951 als Dozent auf dem Bernstein. Kurz nach Aufnahme der regulären

41 Vgl. Christine und Ludwig Dietz: Bernstein unter Kälberer (wie Anm. 22), S. 14. Eva-Marina
Froitzheim: Die Schüler der »Arbeitsgruppe für bildende Kunst« zwischen 1946 und 1951. In: Die Bernsteinschule
1946-1951 (wie Anm. 5), S. 22-34, hier S. 23.

42 Paul Kälberer: Die Kunstschule Bernstein. Bericht und Planung (1947). In: Paul Kälberer. Kunst der
Neuen Sachlichkeit in Schwaben (wie Anm. 22). Bd. 2, S. 55-61, hier S. 57.

43 Rüth: Dokumente zur Bernsteinschule 1946-1950 (wie Anm. 27), S. 63-65.

44 Vgl. Bader-Gerdemann (wie Anm. 20), S. 397-399. Zoller: Pädagogische Leitlinien an der Bernsteinschule
(wie Anm. 37), S. 12-14.

45 Froitzheim: Die Schüler der »Arbeitsgruppe für bildende Kunst« zwischen 1946 und 1951 (wie
Anm. 41), S. 23.

46 Zur Ära Kälberer/Pfeiffer (und insbesondere zur Aufbauphase): Christine Dietz: Paul Kälberer
und die Kunstschule Bernstein (wie Anm. 22). Christine und Ludwig Dietz: Bernstein unter Kälberer
(wie Anm. 22).

47 Zur Entwicklung der Schülerzahlen: Froitzheim: Annalen der Bernsteinschule 1946-1950 (wie
Anm. 34).

48 Vgl. Eva-Marina Froitzheim: Die Bernsteinschule 1951-1955: Forum der Avantgarde. In: Die
Bernsteinschule 1951-1955 (wie Anm. 19), S. 41-61, besonders S. 42f.

49 Zur Kontaktaufnahme mit Grieshaber vgl. Eva-Marina Froitzheim: HAP Grieshaber und die
Bernsteinschule (1951-1953). In: Grieshaber auf Bernstein (wie Anm. 17), S. 18-29, hier S. 22-24.

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