Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 74
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0088
Bernhard Rüth

tung, dem unkonventionellen Kulturzentrum eine Chance zu geben86. Doch nahm er bei aller
Sympathie von einer staatlichen Subventionierung Abstand.

Das Land Württemberg-Hohenzollern hatte die Kunstschule in Bernstein anfangs - der
Haushaltssituation entsprechend - durch sporadische Zuschüsse unterstützt, die im wesentlichen
zur Bezahlung des Mietzinses und zur Beschaffung von Lehrmitteln bestimmt waren.
In den Jahren 1951/52 war eine Intensivierung der Förderung zu verzeichnen. Ab Juli 1951
wurden Zuschüsse zum Lehrbetrieb gewährt, um die Honorare der Gastdozenten und des
Dozenten HAP Grieshaber abzudecken87. Im März 1952 teilte der Kultminister der Kunstschule
mit, daß im Hinblick auf die bevorstehenden politischen Veränderungen nicht mit weiteren
Zuschüssen zu rechnen sei88.

Nach den Darlegungen seines Funktionsnachfolgers Simpfendörfer im Landtag von Baden-
Württemberg am H.Januar 1954 hat die Kunstschule in Bernstein aus Landes- und Werbefunk -
mitteln im Jahr 1946 2000 RM, im Jahr 1948 2400 DM, im Jahr 1949 3900 DM, im Jahr 1950 6700
DM, im Jahr 1951 11 600 DM und im Jahr 1952 6000 DM an öffentlichen Zuschüssen erhalten89.

Es ist nicht angängig, der Kultusverwaltung des Landes das Interesse an den Belangen der
Kunstschule abzusprechen90. Allenfalls ist dem Kultministerium Planlosigkeit vorzuwerfen.
Die Landesregierung sah sich außerstande, die Kunstschule mit der nötigen Konsequenz zu
fördern. Das unkonventionelle Bildungsinstitut war anscheinend nicht in das kultur- und
finanzpolitische Raster des Landes zu integrieren. So blieb das Pflegekind »Bernstein« - abgesehen
von gelegentlichen finanziellen Zuwendungen - sich selbst überlassen.

Als kritischer Punkt in den Beziehungen zwischen Kultusverwaltung und Kunstschule erwies
sich die Frage der staatlichen Anerkennung. Seit Juli 1948 bemühte sich Paul Kälberer
beim Kultministerium um die offizielle Anerkennung der Arbeitsgruppe für bildende Kunst
als Bildungsinstitut91. Das Kultministerium behandelte den Antrag dilatorisch; man zog sich
auf Formalismen zurück92. Der Schulleiter mußte sich vom Abteilungsleiter darüber belehren
lassen, daß eine Behörde ohne gewisse schriftliche Unterlagen keine Entscheidung treffen könne
- schon deshalb nicht, weil der betreffende Sachbearbeiter eine gewisse Verantwortung
übernimmt^'. Die Verzögerungstaktik ging jedoch nicht, wie man in Bernstein vermutete94,
auf das persönliche Konto Walter Rosengartens.

86 HStASEA 3/201 Bü. 3: 20 (16.2.1953).

87 StAS Wü 42 Bd. 26 Nr. 264.

88 Kultministerium (Dr. Albert Sauer) an Kunstschule Bernstein, 19.3.1952: Archiv Margot Fürst, Stuttgart
.

89 HStAS EA 3/201 Bü. 3: 83. Verhandlungen des Landtags von Baden-Württemberg. 1. Wahlperiode
1952-1956. Protokoll-Band 1.1954, S. 333. Vgl. Staatsanzeiger für Baden-Württemberg 3 (1954). Nr. 6, S. 4.

90 Kälberer empfand die Haltung der Abteilung Kunst als wenig hilfreich. Aus den Aktivitäten des Bedenkenträgers
Rosengarten seien höchstens Akten, nie Fakten entstanden. Paul Kälberer an Dr. Walter Röblitz
, 21.5.1950: Archiv Margot Fürst, Stuttgart. Auf Kälberers Urteil beruht Ludwig Dietz' Wertung.
Ludwig Dietz: Die Bernsteinschule im Altkreis Horb (wie Anm. 22), S. 83f.

91 StAS Wü 42 Bd. 26 Nr. 264:22.28. Rälberer-Archiv, Sulz-Glatt: Arbeitsgruppe für bildende Runst an
Ruitministerium, 30.7.1948. Arbeitsgruppe für bildende Runst an Ruitministerium, 1.8.1949. Archiv Margot
Fürst, Stuttgart: Arbeitsgruppe für bildende Runst an Ruitministerium, 30.7.1948. Paul Rälberer an
Ruitministerium, Abteilung Runst, 8.12.1948.

92 Archiv Margot Fürst, Stuttgart: Arbeitsgruppe für bildende Runst an Ruitministerium, Abteilung
Runst, 2.11.1949. Württembergisches Landesamt für Denkmalpflege an Paul Rälberer, 5.11.1949. Paul
Rälberer an Württembergisches Landesamt für Denkmalpflege, 7.11.1949. Ruitministerium an Paul Rälberer
, 16.11.1949. Arbeitsgruppe für bildende Runst an Walter Rosengarten, 30.11.1949. Rälberer-Archiv,
Sulz-Glatt: Arbeitsgruppe für bildende Runst an Ruitministerium, Abteilung Runst, 2.11.1949.

93 Archiv Margot Fürst, Stuttgart: Ruitministerium an Paul Rälberer, 16.11.1949.

94 Hans Ludwig Pfeiffer äußerte diese Vermutung in seinem offenen Brief vom 9.12.1952. Rüth: Tradition
gegen Avantgarde (wie Anm. 27), S. 69-72, hier S. 70. Vgl. Ludwig Dietz: Die Bernsteinschule im
Altkreis Horb (wie Anm. 22), S. 83.

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