Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 84
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Rainer Loose

Fall Wilsingen ist dies insofern schwierig, weil auf der heutigen Markung (und auf der benachbarten
Pfronstetter Markung) eine Wüstung (= abgegangene Siedlung) mit dem Namen Hendelheim10
oder Hendenheim am alten Weg nach Pfronstetten existiert, deren Ortsnamenendung
-heim auf einen etwas anderen, möglicherweise gleichzeitigen Siedlungsvorgang aufmerksam
macht. Wenn wir uns einer freilich älteren Theorie über das Alter der -ingen- und
-heim-One bedienen, dann gehören solche Siedlungen und deren Ortsnamenendungen der
ältesten Siedlungsschicht des 5./6. Jahrhunderts an, wobei die -heim-Orte mit fränkischen
Siedlern oder Einflüssen in Verbindung gebracht werden". Bezogen auf unsere Verhältnisse
ist die Vorstellung von fränkischen Siedlern auf der Alb etwas unpassend. Als Erklärung dieses
Nebeneinanders von heim- und ingen-Onen bietet sich vorerst nur an, in ihnen nicht eine
stammesmäßige Gegensätzlichkeit, sondern, wenn die -heim-One nicht doch zeitlich nach
den -fwgew-Siedlungen entstanden sind, in ihnen einen anderen Typ von frühmittelalterlicher
grundherrlicher Einzelsiedlung zu sehen, analog zu den lateinischen Begriffen vicus und villa,
die ja in siedlungsgeschichtlichen Quellen zur Beschreibung früh- und hochmittelalterlicher
Verhältnisse gebraucht werden12.

Vielleicht müssen wir im Fall Hendenheim aber auch nicht bis in die graue Vorzeit zurückgehen
. Denn es gibt Zweifel, die sich auf die Uberlieferung des Ortsnamens gründen. 1385
lautete nämlich der Name Hendenham, womit er dann auf die Endung -hagen (= aus dem
Wald geschnittenes und eingehegtes Stück Land) zurückzuführen13 wäre und letztlich zur
Gruppe der mittelalterlichen Rodungsorte gehört. Nebenbei bemerkt: Zu dieser Gruppe
hochmittelalterlicher Rodungssiedlungen zählt auch die abgegangene Siedlung Schäfbuch auf
der benachbarten Markung Pfronstetten14, die wohl während der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode
wüstgefallen sind15.

Die um 1089/90 von Graf Liutold von Achalm und seinen Ministerialen Walther und
Udelhard an Zwiefalten16 geschenkten 5 (4 +V2 +V2) Huben können bedauerlicherweise im
späteren Höfebestand methodisch, zum Beispiel auf retrogressivem Weg nicht näher bestimmt
werden. Wo die Höfe lagen und welche Struktur, beziehungsweise welches Zubehör
und welche grundherrschaftliche Organisation sie besaßen, das heißt, ob die Höfe einem
übergeordnetem Maier- oder Fronhof als Zinssammelstelle und Niedergerichtssitz unterstellt
waren, solche und ähnliche Fragen können mangels direkter Quellen nicht beantwortet werden
. Lediglich die Flurnamen Breite (im Norden des Dorfes beiderseits des sogenannten Rei-
tergäßle, des alten Weges nach Steinhilben) und Brühl könnten Indizien für einen hochmittelalterlichen
Maierhof sein. Stehen doch diese Flurnamen gewöhnlich für das Acker- und Grünland
eines Herren- oder Maierhofes und damit für das Sondereigentum eines adligen

10 Auf der ersten Flurkarte von ca. 1748/50 taucht die Schreibweise Indelbeim auf.

11 Karl Bohnenberger: Die Ortsnamen Württembergs.Tübingen 1926, S. 25; Walther Keinath:
Orts- und Flurnamen in Württemberg. Stuttgart 1951, S. 25ff.

12 Vgl. dazu die Ausführungen im Ausstellungskatalog »Die Alamannen«, hg. vom Archäologischen
Landesmuseum Baden-Württemberg, Begleitband, Stuttgart 1997, hier insbesondere der Aufsatz von
Gerhard Fingerun, Siedlungen und Siedlungstypen. Südwestdeutschland in frühalamannsicher Zeit
S. 125-134.

13 Hauptstaatsarchiv (HStA) Stuttgart, B 551, Bd.180, n. 932 von 1385 März 20 und H 236, B 11 (Zwie-
falter Zinsregister von ca. 1425), f.54r.

14 Reichardt, Lutz: Ortsnamenbuch des Kreises Reutlingen (Veröff. d. Komm. f. geschichtl. Landeskunde
in Baden-Württemberg B 102). Stuttgart 1983, S. 117.

15 Hendenheim wird erstmals 1352 erwähnt (s. KB RT Bd.II, S. 199); zur Siedlungsgeschichte der mittleren
Schwäbischen Alb vgl. Andreas Schmauder, Kap. II.2 »Besiedlung« in der KB RT Bd.I, S. 85ff.

16 An allgemeiner Literatur zur Geschichte des Klosters Zwiefalten vgl. die Festschrift 900 Jahre Benediktinerabtei
Zwiefalten, hg. von Hermann Josef Pretsch. Ulm 1989; darin auch die ältere Literatur aufgeführt
.

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