Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 86
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0100
Rainer Loose

der Diözese Konstanz genannte Kirche21 zu Wilsingen war und deren Patrozinium mit der
1363 erwähnten capella S. Georgii identisch ist22.

Ob die Pest von 1348/49 - wie andernorts23 - auch in Wilsingen Opfer forderte und ob sie
einen markanten Einschnitt in die Siedlungsentwicklung darstellt, ist nicht zu klären. Wüste
Acker und Höfe scheint es - wenn überhaupt - wohl nur vorübergehend gegeben zu haben.

In der Folgezeit können wir beobachten, daß die Zwiefalter Mönche weiterhin recht zielstrebig
Rechte und Güter in Wilsingen erwarben, so 1379 vier Höfe, die Beth die Spet(h)in,
Heinrichs des Spet(h)s Tochter von ihrem Vater ererbt hatte und die sie den Kindern ihrer
Tochter aus der Ehe mit Heinz dem Melchinger genannt Hustenegg vermachte24. Gern wüßte
man, ob die summarisch genannten vier Höfe oder Güter irgendeinen Bezug etwa zu den, dem
Kloster Zwiefalten geschenkten, achalmischen Huben haben oder aus wievielen Höfen die
ganze Siedlung Wilsingen gegen Ende des 14. Jahrhunderts bestanden hat. Die wiederholten
Nennungen von Höfen und Gütern sind aber als Hinweis auf mehrere im Ort bestehende
Grundherrschaften unterschiedlicher Herkunft zu verstehen, in deren Besitz das Kloster
Zwiefalten nach und nach kam. Bemerkenswert ist dabei, daß neben dem landsässigen Adel
auch vermögende Bürger Höfe in Wilsingen besaßen, wie zum Beispiel 1412 Heinrich Frank
aus Gammertingen, der seiner im Kloster Mariaberg lebenden Tochter eine Leibrente von
1 Pfund Heller aus seinem Hof, den Utz der Schmied baute, verschrieb25. Oder Benz Yelin,
Vogt zu Trochtelfingen, der 1476 zusammen mit Heinz Späglin, genannt Heinz-Hosser, dem
Konrad Acker einen Hof zu Wilsingen verlieh26.

Zu Anfang des 15.Jahrhunderts kommt der Prozeß der zwiefaltischen Besitzarrondierung
in Wilsingen weitgehend zum Abschluß. Eine gewisse Konsolidierung spricht bereits aus der
Belehnung des Funk Speth, gesessen zu Sulzburg, von 1385, mit der Abt und Konvent ihn
zum Vogt und Schirmer über die Güter zu Wilsingen machten und ihm die Vogtei auf
Lebenszeit übertrugen. Für seine Dienste belehnten sie ihn mit dem Hof Laubenhülwe, den
er lebenslang27 genießen sollte. Funk Speth übte nun stellvertretend für den Abt die Ortsherrschaft
aus, die freilich nicht umfassend sein konnte, weil einige Höfe und Güter in anderen
Händen waren. Sie zu erwerben, war das Bemühen des Klosters in den ersten Jahrzehnten des
15. Jahrhunderts. Die Stationen auf diesem Weg sind: 1421 der Erwerb von drei Eigenhöfen
des Heinrich Pfäler, die aus dem mütterlichen Erbe seiner Frau Engel Melchingerin stammten
und für die es 242 Pfund Heller bezahlte28. Es handelte sich dabei um keine allzu großen
Höfe, wie aus dem Zinsbuch von ca. 1425 hervorgeht. Im gleichen Jahr (1421) taucht dann
anläßlich der Meßstiftung der Grafen von Werdenberg in der Trochtelfinger Michaelskapelle

21 Liber Quartarum et Bannalium in diozesi Constanciensi de anno 1325, hg. von Dekan Haid, in: Freiburger
Diözesan-Archiv Bd. 4 (1869), S. 23; das Verzeichnis der Zehntviertel (= quartae) gibt darüberhinaus
an, daß die Kirche zu Wilsingen dem Pfarrektor in Trochtelfingen unterstellt war.

22 Archivstelle Sigmaringen (Außenstelle des Erzbischöflichen Archivs Freiburg), Vorl. Verzeichnis
S. 107, Nr. 683 (Ablaßbrief für die Hennenstein- und die Erhardskapelle in Trochtelfingen von 1363).

23 Dazu die Untersuchung von Ingeborg Veith: Wüstungen im Neckarland und auf der Schwäbischen
Alb. Ms. Diss. Tübingen 1957; über die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pest vgl. Klaus Berg-
dolt: Der Schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters. 3. Aufl., München
1995, S. 191 ff.

24 HStA Stuttgart, B 551, n.1137, f. 209r.

25 Johann Adam Kraus: Zollerisches in Mariaberger Urkunden und Urbaren, in: Hohenzollerische
Jahreshefte 22 (1961), S. 70, n. 50, datiert 1412 März 21.

26 Theodor Schön: Die Familie Uelin (Yelin) in Trochtelfingen, in: Mitt. d. Vereins f. Geschichte u.
Alterthumskunde in Hohenzollern 32. Jg. (1898/99), S. 83.

27 Vgl.Anm. 17.

28 HStA Stuttgart, B 551, Bü 210, datiert auf 1421 St. Gregorstag (März 12).

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