Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 92
(PDF, 85 MB)
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Rainer Loose

chen auf der Flurkarte von 1824 erstmals auf und haften an einer Delle oder abflußlosen Hohlform
. Die naheliegende Erklärung, es handele sich bei diesen Flurnamen um einen Hinweis
auf die Hofstatt einer abgegangenen (Wind-)Mühle, trifft wohl nicht zu, erstens weil die Reliefsituation
für eine Windmühle ungünstig ist und zweitens dürfte es kaum möglich gewesen
sein, vor Aufhebung des Mühlenbanns 1848 eine Getreidemühle zu errichten, ohne daß es zu
Einsprüchen der Mühlbanninhaber (hier des Grafen von Normann-Ehrenfels) gekommen
wäre. Von solchen Einsprüchen ist aber nichts bekannt. So kann man verläufig nur vermuten,
daß der Flurname Mühlstatt entweder auf eine Mühle mit Göpelantrieb (tierische Arbeitskraft
) zum Mahlen von Ölfrüchten oder Gips aufmerksam macht, oder aber der Name sich
von einem Besitzer namens Miller oder Müller herleitet.

3. DIE SOZIALEN UND WIRTSCHAFTLICHEN VERHÄLTNISSE DER
KLOSTERZEIT

Die Entwicklung von Bevölkerung und Wirtschaft seit dem Spätmittelalter zu verfolgen, muß
infolge der schlechten Überlieferung bruchstückhaft bleiben. Außer den Angaben der Lagerbücher
erfahren wir über die Bevölkerung und die Wirtschaft des zwiefaltischen Klosterortes
wenig und zumeist Unzusammenhängendes. Von Bedeutung dürfte sein, daß die Wilsinger bis
zum Ende der Klosterherrschaft Untertanen des Zwiefalter Abtes waren und etliche sogar den
Status von Leibeigenen hatten, wie man an der Abgabe von Leibhühnern erkennen kann. Diesen
personalrechtlichen Status verloren sie erst mit der formalen Aufhebung der Leibeigenschaft
durch Württemberg am 1. Januar 1818. Wieviele Einwohner Wilsingen hatte, bleibt lange
ein Geheimnis. Die Möglichkeit über die Zahl der Rauchhühner die Einwohnerzahl
annähernd zu ermittlen, führt mangels Angaben nicht zum Ziel. Dennoch dürfen wir keine
statische Bevölkerungsentwicklung annehmen. Gelegentlich wird bei Herkunftsangaben wenigstens
mittelbar eine Abwanderung aus Wilsingen greifbar, so im Jahr 1400, als Adelheid,
die alt Beckhin von Wilsingen, Bürgerin in Reutlingen, den Verkauf eines Geldzinses an Adelheid
die Beckhin, ihres Sohnes Conz Beckh sei. Witwe, beurkundete41, oder 1411, als Hätz die
Schleglin aus Wilsingen42 und ihre Söhne Heinz und Hans, nun Bürger zu Ravensburg, dem
Kloster Zwiefalten ihre Ansprüche auf 24 Pfund Korn- und Haberzinsen überließen.

Zu Anfang des 17.Jahrhunderts ist dann zu erkennen, daß die Sozialstruktur des Dorfes
von Bauern, Seidnern und Tagelöhnern geprägt wurde. Ein Verzeichnis von 160343 gliederte
die Einwohnerschaft in 27 Bauern, 8 Seidner, 18 Personen, die bei anderen Bauern »hausen«,
2 Hirten, 1 »Schütz«, 1 Knecht und 2 Pflegschaften, deren Mitglieder sich im Breisgau beziehungsweise
im Elsaß aufhielten. Den Angaben über das Aktivvermögen zufolge besaßen
20 Bauern Güter, Vieh, Geräte und Gebäude im Wert von bis zu 500 Gulden (fl). Über das
größte Vermögen verfügte Jakob Knüpf er, der Güter und Fahrnis im Wert von 1436 fl sein
Eigen nannte. Der Schultheiß Georg Knupfer gab an, 2175 fl Activa und 1024 fl Schulden zu
haben (zum Vergleich: eine gute Kuh war 20 bis 22 fl wert). Er nahm damit Rang 2 auf der Vermögensskala
ein. Beide »Groß«-Bauern bewirtschafteten Erbgüter. Auffallend ist das Fehlen
von spezifischen Berufen. Außer der Hufschmiede, die es ja schon seit der Mitte des 16. Jahrhunderts
gab, wird kein anderer Beruf oder weiteres Handwerk genannt. Bald darauf (1609)
wird aber berichtet, daß der Schmied fortan nur noch ein Seidnerteil an Brennholz zu genießen
habe und nur zwei Brände (zwei Wagen) auf der Kohlstatt jährlich vornehmen darf44.

41 Stadtarchiv Reutlingen Urkundenregesten Bd.II, n. 991 von 1400 Februar 24.

42 HStA Stuttgart, B 551, Bd. 180, n. 938 von 1411 Juni 16.

43 HStA Stuttgart, B 551, Bü 212 von 1603 Januar 24.

44 HStA Stuttgart, H 236, Bd. 22.

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