Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 104
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Rainer Loose

den Einnahmen aus dem Pferchgeld der folgenden Jahre zurückzuzahlen hoffte. Da aber das
Pferchgeld wegen einer grassierenden Schafräude nicht die erwünschte Summe einbrachte, so
bat man das Oberamt in Münsingen, aus dem Grundstocksvermögen (Stand Ende 1852:
2110 fl 49 x) den Rest tilgen zu dürfen88.

Wiederholt waren der Gemeinderat und Bürgerausschuß damit befaßt, Allmendteile auszuteilen
. 1844 und 1847 erhielt jeder Bürger einen halben Morgen Land im Gewann Spitzäcker,
wofür er 40 x Pacht an die Gemeindekasse zu entrichten hatte89. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
hatte die Gemeinde an Allmende insgesamt eine Fläche von 26,5 ha ausgegeben90.

Auch mit der ärztlichen Versorgung mußte sich der Gemeinderat befassen. Aus einem Gemeinderatsprotokoll
vom 22. Juni 1852 erfahren wir, daß die Gemeinde sich zusammen mit
Aichstetten, Ehestetten, Huldstetten, Münzdorf, Pfronstetten und Tigerfeld verpflichtet hatte
, dem Wundarzt und Geburtshelfer Arnold aus Aichelau ein Wartgeld von 100 fl zu zahlen.
Man verfuhr hier in gleicher Weise wie zuvor, als der Wundarzt Bößbier (gestorben 1850) die
ärztliche Betreuung innehatte. Der Wundarzt Arnold mußte sich im Gegenzug zur kostenlosen
Behandlung der Ortsarmen verpflichten. Das Wartgeld war eine Art Verdienstgarantie, die
wegen der dünnen Besiedlung notwendig war, um die medizinische Grundversorgung aufrecht
erhalten zu können91.

Als mit dem Brand der Zwiefalter Pfistermühle 1877 sich die überraschende Möglichkeit
ergab, das Wasserrecht durch einen Wasserversorgungsverband zu erwerben, stand die Gemeinde
Wilsingen nicht abseits. Glaubt man dem Gemeinderatsprotokoll, dann hat es unter
den Bürgern keine allzu großen Meinungsverschiedenheiten über die Notwendigkeit eines
Anschlusses an die Zwiefalter Albwasserversorgungsgruppe VII gegeben. Am 27. April 1878
wird neben dem Schultheiß Vetter der Gemeinderat Ott als Mitglied des Zweckverbandes gewählt
. Die für den Bau erforderlichen finanziellen Mittel sollten nach einem Gemeinderatsund
Bürgerausschußbeschluß vom 10. Juni 1878 durch die Kündigung der eingelegten Spargelder
und Pfandbriefe der Gemeinde aufgebracht werden; für den Rest von ca. 40—45 000
Mark hoffte man, ein langfristiges Darlehen des Interkalarfonds zu erhalten, dessen Rückzahlung
sich über eine Laufzeit von 50 Jahren erstrecken sollte92.

Ziemlich regelmäßig erscheinen im Gemeinderatsprotokoll Notizen über die Vergabe von
kommunalen »Ämtern« - besser gesagt »Diensten« - wie Hirte, Nachtwächter, Büttel (Gemeindediener
), Feldschütz und Waldaufseher. Sie alle wurden jährlich bestellt, wobei zu beobachten
ist, daß die »Ämter« kontinuierlich an die vorjährigen Inhaber vergeben wurden. Die
Entgelte sind aber knapp bemessen, so daß davon wohl kein Tagelöhner seinen Lebensunterhalt
allein bestreiten konnte93.

88 Gemeinderatsprotokoll Bd. II, S. 453, 541.

89 Ebenda Bd. II, S. 32, verhandelt 2. August 1844 und S. 243, verhandelt 18. Oktober 1847.

90 OAB Münsingen 1912, S. 899.

91 StaatsA Ludwigsburg, E 179 II, Bü 2042 (Regierung Donaukreis Ulm, Oberamtsvisitation Münsingen
1844).

92 GdeA Wilsingen, Wi B 12, S. 31 a und 32 b.

93 Z. B. wurde am 4. April 1850 Aloisius Ott zum Aufseher über die »ledige Mannschaft auf der Emporenkirche
« und bei Bittgängen bestellt, wofür er aus der Gemeindekasse 3 fl erhielt (vgl. Gemeinderatsprotokoll
Bd. II, S. 411).

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