Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 135
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0149
Dr. Samuel Mayer und die Hohenzollern

verräth nun freilich durchaus keine Liehe; oh aber auch kein Vorurtheil? - Womit, so erlauben
wir uns zu fragen, womit wollen Sie, Herr Rabbiner! Ihr Unheil rechtfertigen, daß jene Tochter
Israels fein gebildet sein wolle und es nicht wirklich sei; und welche Thatumstände sprechen
für Ihre gehässige Verläumdung, daß sie sich habe taufen lassen, um einen Mann zu bekommen
? Glauben Sie denn, es gebe keine anderen Gründe, zum Christenthum überzutreten, als
eine in Aussicht gestellte Mariage? Oder: fänden sich unter ihren Glaubensgenossen nicht auch
noch Männer für Mädchen, die da fein gebildet sein wollen?

Wahrlich, Herr Doktor! wir müssen Ihnen aufrichtig gestehen, daß, wenn selbst die Meister
in Israel, wenn die Lehrer und Bildner der Jugend solch' lieblose Gesinnungen wider Andersdenkende
in öffentlichen Blättern äußern, in Blättern, die sie selber als den »aufrichtigen Spiegel
ihrer wahrhaftigen Gestalt bezeichnen,« - uns fast bedünken möchte: es werde wohl noch
länger dauern, als wir es wünschen, bis die hoffnungsvollen Erwartungen Jacobs in Absicht auf
seine politische Stellung, allerwärts sich verwirklichen11.

In einem Schreiben an die Regierungskommission für israelitische Angelegenheiten vom
30. Mai 1841 weist Rabbiner Dr. Samuel Mayer darauf hin, daß er nunmehr seit sieben Jahren
mit Noth und Mangel und mit Vorurtheilen aller Art zu kämpfen hatte und dennoch mit unverdrossenem
, uneigennützigen Eifer beständig strebte, die Schule und die Synagoge in gesetzliche
Ordnung zu bringen, welche Bemühungen oft von sehr unangenehmen Folgen begleitet
waren, da sich diese Anstalten, so lange im Zustande anarchischer Verwahrlosung befunden
hatten19.

Selbst die Gemeindevorsteher20 stellten 1841 fest: ... der Rabbiner, der schon fünf Jahre
nach Vollendung seiner Studien sich dahier mit seinen Fachwissenschaften beschäftigt u. vier
Jahre das Rabbinat provisorisch verwaltet hatte, mußte noch, zufolge Hochfürstlicher Regierungs
-Resolution vom 21. Febr. 1838, einer zweyten Dienstprüfung sich unterziehen, nachdem
er schon die erste erstanden, in Gegenständen u. Wissenschaften, wovon die frühern Rabbiner
kaum einen Begriff hatten; denn die Zeit ist nicht mehr, wie sie war; auch an die bey den
isr(aelitischen) Gemeinden anzustellenden Individuen werden zeitgemäße Ansprüche auf
wissenschaftliche Bildung gemacht11. Die Anforderungen waren hoch, die Besoldung nicht
entsprechend.

Fürst Friedrich (1810-1838) und vor allem Friedrich Wilhelm Konstantin (1838-1849)
unterstützten seine Bestrebungen aufgeschlossen und wohlwollend, wenngleich sich Rabbiner
Dr. Samuel Mayer persönlich 1843 von Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin wie ein Stiefsohn
behandelt fühlte, weil er nicht die erhoffte Unterstützung für seine Gehaltsaufbesserung
bekam.22

Trotzdem meinte er 1844, seine Amtskollegen auf seine herausragende Stellung aufmerksam
machen zu dürfen, teils weil er sie bereits errungen hatte, so daß er nicht in den Verdacht
selbstsüchtigen Strebens kommen konnte, teils weil er dachte, sie sollten nicht nur nach staatsbürgerlicher
Emanzipation trachten, sondern auch nach kirchenrechtlicher Gleichstellung
ringen. Wörtlich schrieb er:... die Synagoge (ist - ich ergänze: im Fürstentum Hohenzollern-
Hechingen) durch die dem Rabbiner angewiesene Stellung emancipirt, denn derselbe hat

18 Nro. 21. Samstag, den 27. May 1837. S. 87.

19 StAS Ho 235 I-X Nr. 1230. Acta betreffend Personalien des Rabbiners Dr. Mayer, Hechingen.

20 Isaac Kahen, Mayer Bing, Seligman Hochstetter, Wolf G. Ensel, S. B. Dreyfus, Heinrich Jacob.

21 Bericht der israelitischen Gemeindevorsteher und des Rabbiners vom 18. April 1841 wegen der definitiven
Anstellung des Vorsängers Lichtenstein an Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin. - StAS Ho 235
I-X Nr. 1229.

22 Bitte des Dr. Samuel Mayer vom 26. Nov. 1843 an Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin um gnädigste
Bewilligung einer Gehaltszulage mit 100 fl. Wie Anm. 19.

135


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0149