Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 136
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Otto Werner

1) die bisher üblich gewesenen Rabbinats-Funktionen zu versehen;

2) ist er Prediger und Katechet, während noch in vielen Gemeinden die Religions- Vorträge
und Katechisationen den zu diesem Behufe besonders ernannten Religionslehrern übertragen
sind:

3) ist er Präses des Kirchen-Vorstandes, welchem die Leitung der Synagogen- und Religions
Angelegenheiten übertragen sind,

4) ist er Lokal-Schulinspektor,

5) ist er mit der Einrichtung und Führung der Geburts-, Trauungs-, Sterbe- und Familien-
Register beauftragt worden... und

6) darf ohne den, von dem Leichenschauer auszustellenden und dem Rabbiner ... zu übergebenden
Leichenscheine keine Beerdigung vorgenommen werden21.

Zum Vergleich zieht er immer wieder die Regelungen in anderen deutschen Staaten heran, vor
allem die in Württemberg.

Was ihn bedrückte, war seine wirtschaftliche Lage. Ein angemessenes Gehalt konnte er
nicht durchsetzen. In einem Schreiben vom 9. Mai 1841 an die Fürstliche Regierung um Normierung
seines Gehaltes beklagte er sich über die Judenvorsteher: ... wie unbarmherzig sie
gegen mich waren, geht aus der Thatsache hervor, daß sie mich bey meinem häuslichen und
FamtlienElend in der größten Noth schmachten ließen, denn es wurden mir seit zwey Jahren,
zufolge richterlichen Spruches, 2 fl. 42 kr. für die Alimente meiner von mir getrennt lebenden
Ehefrau wöchentlich von meinem Gehalte abgezogen, so daß ich wöchentlich 1 fl. 48 x. beziehe
, wofür ich mich, meine zwey Kinder, die täglich größer werden, und eine Dienstmagd,
also vier Personen ernähren muß. Horresco meminiscens!24 (Ich kann nur mit Schaudern
daran denken! /We). Dr. Samuel Mayer hatte am 3. Februar 1836 in Oberdorf Sara Jette Adler
geheiratet25. Er dürfte damals eine Dienstwohnung im neuerbauten Schul- und Gemeindehaus
in der Goldschmiedstraße bezogen haben. Der Ehe entstammten der 183826 geborene
Wolf/Adolf27 und die 18 3 928 geborene Esther/Elise29. Seine wirtschaftliche Not muß
bedrückend gewesen sein, denn in einem Schreiben vom 28. Februar 1844 an die Geheime
Konferenz30 führte er an, daß er einen alten Ueberrock, welchen er sich im Dezember 1934
machen ließ, noch immer tragen müsse, um seinen neuen Rock zu schonen, weil er keine
Kleider, die er nicht bezahlen könne, anziehen möchte; könne er sich nicht um einen seinem

23 Samuel Mayer: Geschichte der Israeliten in Hohenzollern-Hechingen unter IV. Von den Bruderschaften
. In: Der Orient. Berichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte und Literatur. Leipzig
1844. Sp. 542. (Im Original fälschlich als Sp. 536 ausgewiesen.)

24 WieAnm. 19.

25 Israelitische Gemeinde Hechingen Trauungs-Register 1836-1875. Nr. 1. - IRG Stuttgart, Sign. RSA
J 1369. - In der Vermählungsanzeige im Wochenblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen vom
Samstag den 13. Februar 1836 (Siebenter Jahrgang. Beilage zu Nro. 7, S. 29) heißt es: Hechingen. Wir beehren
uns, auf diesem Wege unsem Freunden und Gönnern unsre am 3.1. M. in Oberdorf (Oberamt Neres-
heim), Statt gefundene Vermählung ergebenst anzuzeigen. Den 10. Februar 1836. Dr. Mayer, Rabbiner.
Sara Mayer geb. Adler.

26 am 08.01.

27 Wolf/Adolph Mayer wanderte im Jahre 1854 nach Amerika aus, wie aus einer amtlichen Mitteilung
im Amts-Blatt für das Königliche Kreisgericht und Oberamt zu Hechingen. (Nro. 9. Dienstag den 31. Januar
1854. S. 50) hervorgeht, in der es heißt: »Hechingen. Auswanderung.... und Adolph Mayer von hier
wandern nach Amerika aus, und hat... für letztern dessen Vater Rechtsanwalt Dr. Mayer von hier die gesetzliche
Bürgschaft auf Jahresfrist geleistet. Den 12. Januar 1854. Königl. Oberamt. Bachmann.«

28 am 22.02.

29 Esther/Elise heiratete am 18.08.1863 in Hechingen den Kaufmann Wilhelm Mayer aus Trier.

30 »Wiederholte, unterthänigste Bitte des Rabbiners um gnädigste Decretur einer Gehaltszulage von
100 fl.«-Wie Anm. 19.

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