Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 144
(PDF, 85 MB)
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Otto Werner

und jüdischer Familien an, die mit den Plagen der A rmuth zu kämpfen haben, u(nd) man wird
finden, daß der Jude immer noch besser und anständiger seine Familie zu ernähren im Stande
ist, als der christliche Familienvater. Dieser erhalte von allen Gemeinde- und anderen Unterstützungskassen
höchstens den Trost, »er müsse hart arbeiten, wenn er leben wolle«^. Als sich
die im Jahre 1824 von mehreren Jünglingen gegründete Bruderschaft >Schochre ha-tow< (Bruderschaft
der Gutes-Beförderung) wieder auflöste, wurde durch die Stiftungsurkunde vom

3. August 1841 bestimmt, die Zinsen des vorhandenen Vermögens jährlich mit zum Kauf von
Holz für die Gemeindearmen zu verwenden70. Durch weitere Spenden konnte der Gemeindevorstand
ein bedeutendes Quantum Brennholz für Bedürftige anschaffen, um die Not zu
lindern. Aber Rabbiner Dr. Samuel Mayer bittet im »Gebet der Armen« in Bescheidenheit vor
allem um die Linderung der Not aller armen Einwohner und macht sich, dem die entsprechenden
finanziellen Mittel zur Hilfe fehlen, zu deren Fürsprecher. In dem Bescheiden bleibt
Mayer getreu in der Tradition der Väter, wo es in den Sprüchen 6,4 heißt: So ist der Weg der
Thora: Wenn du Brot mit Salz issest, Wasser aus geringer Schale trinkst, auf der Erde schläfst
und ein kümmerliches Leben verbringst, so bemühe dich doch mit der Thora; wenn du so tust,
heil dir und wohl dir, heil dir in dieser Welt und wohl dir in der zukünftigen Welt7\

4. FÜRSTIN EUGENIE VON HOHENZOLLERN-HECHINGEN (1838-1847)

Fürstin Eugenie war den Juden wohlgesonnen. 1846 besuchte sie sogar die moralischen Vorträge
, die Stiftsrabbiner Nathan Reichenberger im Lehrhaus hielt72. Sie gab zu Lebzeiten jeden
Monat einen Beitrag zur Armenkasse, wohnte jedesmal der Schulvisitation bei, spendete
Beiträge zur Veranstaltung der Schulkinderfeste, unterstützte die armen Industrie-Schülerinnen
durch angemessene Gaben und besuchte nicht selten die Kranken, welche in Dürftigkeit
lebten73.

Eine Huldigung an Fürstin Eugenie ist Mayers Gedicht:

Gebet einer blinden Frau.

O lieber Gott! Du hast
Mit Blindheit mich geschlagen,
Doch trag' ich still die Last,
Und will warum? nicht fragen.
Mein Unglück ist sehr groß,
Ich kann Dir's nicht beschreiben,
Wie traurig ist das Loos,
In Finsterniß zu bleiben!

Nicht kann ich meinen Mann,
Nicht meine Kinder sehen,
Nicht zu den Schwestern kann
Ich zum Besuche gehen.
Mein Herz aus Gram vergeht,

69 Stadtarchiv Hechingen, Akten. Erste Registraturschicht, Akten-Nr. 598.

70 Otto Werner: Jüdische Bruderschaften und Vereine in Hechingen (I). 4. Bruderschaft der Gutes-
Beförderung - Schochre Tob. In: Hohenzollerische Heimat 1 (1982), S. 14.

71 SIDUR SEFAT EMET. Übersetzung ins Deutsche von Rabbiner S. Bamberger. Basel 1982, S.170.

72 Ludwig Egler und Maximilian von Ehrenberg: Chronik der Stadt Hechingen. Hechingen 1906, S. 254.

73 Mayer (wie Anm. 14), Sp. 572.

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