Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 152
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0166
Otto Werner

wäre insbesondere die Arbeit eines ernsten Geistes gewesen. Dann wurde der Fürst durch die
Ereignisse des März persönlich verletzt, und fühlte sich durch die finanziellen Schmälerungen
des April in seiner fürstlichen Stellung bedroht«127.

Am Samstag, dem 29. Juli 1848, erschien im »Verordnungs- und Anzeigeblatt für das Fürstenthum
Hohenzollern-Hechingen«128 das Gedicht »Frühlingslied«, das mir aus der Feder
von Rabbiner Dr. Samuel Mayer zu stammen scheint.

Frühlingslied.

Ja! ein Frühling ist im Lande
Wie die Welt noch nie geseh'n!
Heil'ger Ordnung heil'ge Bande
Sieht man üb'rall untergeh'n.
Ach! er kam aus fernem Süden
Wie die Schwalben oft - zu früh,
Welkend sinken Erstlings-Blüten
Faßt der rauhe Nordsturm sie.

Freiheit! ruft voll Jubilieren
Ungebund'ne Menge laut,
Doch kann 's an die Seele rühren
Wenn man - Sklavenketten schaut?
Was ist Freiheit ? Könnt Ihr'ssagen
Die Ihr ab die Blüte streift,
Die nach schönen Lenzes Tagen
Seegensfrüchte hätt''gereift?!

Freiheit! ist ein blindes Wüthen,
Ist ein Halten an dem Recht.
Freiheit! blüht allein im Frieden
Pöbelherrschaft macht zum Knecht.
Einigkeit! Ein fest Verbünden
In der Lieb' zum Vaterland,
Das allein kann Deutschland gründen
Wie's in deutscher Seele stand!

Blieb das Schwert doch in der Scheide!
Schaut es Eines Bruders Blut
Ist's nicht mehr das Gottgeweihte
Drauf ein Himmelsseegen ruht. -
Reift der Freiheit erst entgegen!
Dann kommt Frühling in das Land
Bringend all' den goldnen Seegen
Den die Welt noch nie gekannt!

Wenn diese vier Strophen Gedankenlyrik Rabbiner Dr. Samuel Mayer verfaßt hat - und ich
bin sicher, daß sie von ihm stammen - dann ist es bezeichnend, wenn er von den drei Schlüsselbegriffen
der Französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit) die Freiheit
in dieser geschichtlichen Situation thematisiert. Das Streben nach Gleichheit und Brüder-

127 Cramer (wie Anm. 60), S. 461 f.

128 Nr. 61. S. 282.

152


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0166