Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 160
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Otto Werner

und er wird zum hohen Berge werden und die Erde erfüllen^. Noch sind die Worte Samuel
Mayers dunkel, aber er erläutert sie: Das deutsche Reich glich dem Bilde, dessen Haupt von
Gold, dessen Brust von Silber, dessen Leib von Kupfer, dessen Schenkel von Eisen, und dessen
Füße von Eisen und Thon waren, zusammengesetzt aus einem Kaiser und mehreren Fürsten
von größerer und kleinerer Macht, ohne innigem Zusammenhang, denn die Bestandtheile
waren ungleichartig. Die wachsende Macht des Höh enzoller glich dem Steine, der das Bild im
Norden zerstörte, und sich selbst zum Berge erhob, denn sein Reich wurde immer umfangreicher
und gewaltiger, und seine Herrschaft erstreckte sich über Meere und Seen, über Ströme
und Flüße. Jetzt ist sein Reich die fünfte Großmacht Europas, gewichtig ist seine Stimme im
Frieden, entscheidend seine Waffe im Kriege15*. Mayer zieht ein Sprichwort aus dem Buch der
Väter zum Vergleich heran: Besser ist es, der Schweif eines Löwen, als das Haupt eines Fuchses
zu sein, sagen unsere Weisen'55.

In der Folge geht der Rabbiner der Frage nach, ob diese ehrenvolle Stellung für die Bewohner
der Hohenzollernschen Lande, die weit entfernt vom Hauptland wohnen, hilfreich sei.
Dabei meint er, gewisse Anzeichen für eine positive Entwicklung ausmachen zu können: Der
preußische König habe schon immer dem Stammschlosse seine Liebe zugewandt, die Burg als
Kronprinz156 besucht, die Trümmer aus dem Schutt entstehen lassen. Der Liebe zum Stammland
der Väter sei es vermutlich zuzuschreiben, daß er die Regierung übernommen habe157.

Wieder wägt Mayer den Gegensatz kleiner und großer Staaten gegeneinander ab: Unser
Fürstenthum zeigt das Bild der Lebens-Unfähigkeit kleiner Staaten. So lange solche Staaten
sich im patriarchalischen Zustande befinden, so lange das öffentliche Leben dem gemüthlichen
Familienleben gleicht, so lange ist auch ihr Dasein und Wirken naturgemäß15*. Wenn ein kleiner
Staat sich aber mit einer großartigen Verfassung umhülle, werde ihm der Lebenshauch entzogen
. Im Schooße der kleinen Staaten wühlt der Kampf der Partheien, herrscht der Streit der
Leidenschaften, die innere Zwietracht reibt sie auf. Es werden Erwartungen gehegt, die nicht
befriedigt werden können; es werden Hoffnungen ausgesprochen, die nicht zu erfüllen sindm.
Der zürnende Strom der entfesselten Wünsche trete aus den dammlosen Ufern, wenn ein
Sturm durch die Erde rase. - Die schlechten und schlimmen Erfahrungen seiner Glaubensgenossen
mit revolutionären Strömungen haben Mayer darin bestärkt, ganz auf die Monarchie
zu setzen: Aus Einem Stoffe und aus Einem Gusse muß der ganze Staatskörper sein, der im
sausenden Webstuhl der Zeit nicht untergehen soll;... . Nicht umsonst ist es, daß unsre Fürsten
allen den andern Regenten mit den Beispielen der Selbstverläugnung vorausgingen"^', ... nicht
umsonst ist es, daß das älteste Fürstenhaus in Schwaben seine Herrschaft aufgab, und daß der
jüngere Zweig des Hauses aus dem alten Stamme sich entfaltet, wie ein frischer Baum, der
mächtig seine Wurzeln und Aeste ausbreitet"'.

Nicht ohne darauf einzugehen, daß auch die Großen der Erde verpflichtet seien, dem höchsten
Wesen nachzuahmen"2, also gnädig und barmherzig, gütig und liebevoll zu sein, weist er
seinen Gemeindemitgliedern den nun einzuschlagenden Weg: Die Liebe des Königs wird nur

153 Ebd.S.6f.

154 Ebd. S. 7f.

155 Ebd. S. 8.

156 im Sommer 1819.

157 Vgl. hierzu den »Zuruf« von König Friedrich Wilhelm von Preußen »an die Bewohner der Hohenzollernschen
Lande« vom 12. März 1850. In: Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Preußischen
Regierung zu Hechingen. Nro. 1 Donnerstag den 11. April 1850, S. 2.

158 WieAnm. 150, S. 10.

159 Ebd.

160 Hier blickt Mayer seiner Zeit weit voraus!

161 Wie Anm. 150, S. 11.

162 Ebd. S. 14.

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