Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 164
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0178
Otto Werner

Liebe - durchweg kräftig dringen. Wären sie nach dem Bedürfnisse der Zuhörer mehr gemeinfaßlich
, wir dürften sie größern Theils treffend und vortrefflich nennen, >Aber wozu denn
wieder einen Sonderverein; warum eine Trennung von der Gesammtsynagoge? Hätte in dieser
nicht das Gleiche geschehen können, was dort geschieht?'

Ohne uns auf die eigenthümlichen Verhältnisse der jüdischen Gemeindemitglieder unter
sich einzulassen, antworten wir: Die Bildung jenes Vereins fußet einer Seits zweifeis ohne auf
demselben Grundsatze, auf welchem die meisten ähnlichen Erscheinungen der Neuzeit
beruhen; auf dem Grundsatze: daß eine ganze Masse, besonders wenn sie von Oben herab
nicht angeregt oder vielmehr genöthiget wird, nie zu einem Entschlüsse kömmt, und eben so
langsam unternimmt als nachläßig vollführet; daß immer Einzelne als Träger des Bessern
vorangehen und die Uebrigen nach sich ziehen müßen; daß das dumpfe Mehl durch den
Sauerteig in Gärung kommt. Anderer Seits mag Herr Reichenberger und ein Theil seiner
Zuhörer nicht übersehen haben, wie blinder Wahn und hartnäckige Vorurtheile in Sinn und
Leben die oft eingeleitete gänzliche Auflösung des jüdischen Staates endlich herbeigeführt;
und wie hinwiederum die Erlösung von jener Erbsünde eine der Hauptbedingungen sei,
unter welchen sie eine menschenwürdigere bürgerliche Stellung für Israel hoffen lassen. Wahn
und Vorurtheile sind aber vorderhand und unter den gegebenen Umständen in einem
kleinern auserwählten Kreise leichter zu bekämpfen, zu zerstören, als bei einer ganzen
Gemeinde; und der Weg der Wahrheit und reiner Grundsätze gieng und gehet stets vom Einzelnen
auf das Allgemeine. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, gebührt dem angezeigten
Vereine wirkliches Lob und sonderheitlich die volle Anerkennung seiner Stammesgenossen
. Möge nur die Erreichung seines guten Zweckes nicht verkümmert werden durch
Scheelsucht und böswillige Ergherzigkeit, welche bei Juden und Christen so häufig an die
Tagesordnung kommen!m

Daraufhin erwiderte Rabbiner Dr. Samuel Mayer umgehend: Hechingen. (Erklärung.)
Das gestrige Blatt des Volksfreundes enthält unter dem Artikel: »Inländisches« die Bemerkungen
:

1. daß die hiesige israelitische Gemeinde wie dumpfes Mehl durch einen Sauerteig in Gärung
kommen müße;

2. daß blinder Wahn und hartnäckige Vorurtheile die Auflösung des jüdischen Staates herbei
geführet, und

3. daß die Erlösung von dieser Erbsünde eine der Hauptbedingungen sey, unter welchen sich
eine menschenwürdigere Stellung für Israel hoffen lasse.

Ich glaube es meiner Amtspflicht und der Ehre meiner Gemeinde schuldig zu seyn, auf diesem
Wege zu erklären:

ad 1.) daß meine Gemeinde wie jede andere Gemeinde bereits das erforderliche Quantum
von Sauerteig habe;

ad 2.) daß die durch die Römer erfolgte Auflösung unsers Staates von den Sekten oder Reli-
gions-Parteyen der Rationalisten, Sadducäer u.s.w. und den daraus sich entwickelten politischen
Clubbs und Corporationen herbeigeführt worden ist, und

ad 3.) daß, da die Staatsgesetze in der Regel von Juristen aber nicht von Theologen gegeben
werden, das Dogma von der angeblichen Erbsünde weder in dem von unsrer Hochfürstlichen
Regierung unterm 15. Januar l. J.185 erlassenen Publikandum[>lf', noch in dem 16. Artikel der
deutschen Bundes-Aktew oder in einem anderwärts erschienenen Gesetze, die bürgerlichen
Verhältniße der Israeliten betreffend, in Berührung kömmt. Meine Gemeinde kann sich in

184 Volks-Freund. Nro. 26. Hechingen, den 12. August 1835, S. 106f. Unter: Inländisches. Verantwortlicher
Redakteur (und vermutlich auch Verfasser des Artikels) war J. Blumenstetter.

185 laufenden Jahres, also 1835.

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