Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 173
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0187
Johann Baptist Molitor und Johannes Diebold - Zwei caecilianische Kirchenmusiker aus Hohenzollern

Die Frage der würdigen Gestaltung der Gottesdienste und des richtigen Verhältnisses
von Kunst und Liturgie spielte im Caecilianismus eine gewichtige Rolle10. Die Erbauung,
die noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts als hauptsächliches Ziel der Kirchenmusik angesehen
worden war, trat in ihrer Bedeutung gegenüber der tätigen Anteilnahme der Gläubigen
zurück, welche wiederum von einer möglichst buchstabengetreuen Einhaltung der liturgischen
Vorschriften abgelöst wurde. Die zugehörigen Auffassungen von wahrer Kirchenmusik
lassen sich vereinfacht so umschreiben: Besonders geeignet für die Erbauung ist eine
möglichst wohlklingende Figuralmusik, für die tätige Teilnahme besonders förderlich ist der
allgemeine Volksgesang vorzugsweise in der Muttersprache, und unter dem Gesichtspunkt
der liturgischen Korrektheit sind schließlich nur die lateinische Sprache und der ungekürzte
Vortrag aller vorgeschriebenen Texte, mithin nur Gregorianischer Choral und allenfalls
A-cappella-Musik im Palestrinastil möglich". Bis es auch nur annähernd so weit kommen
konnte, bedurfte es allerdings erheblicher Anstrengungen, und gerade in der Erzdiözese
Freiburg hatte es der Caecilianismus in den ersten Jahren recht schwer, Akzeptanz zu
finden.

Zu seinen wichtigsten Exponenten in der Erzdiözese Freiburg gehörten Johann Baptist
Molitor und Johannes Diebold. Während jedoch der nicht in Hohenzollern geborene Molitor
viele Jahre lang als Kirchenmusiker in Sigmaringen tätig war, sind Diebolds Beziehungen zu
seiner hohenzollerischen Heimat eher marginal. Schon als junger Mann war er nach Freiburg
gegangen, und in Freiburg blieb er bis zu seiner Pensionierung nach rund fünfzig Dienstjahren
als Chorleiter und Organist. Für die Kirchenmusik in Hohenzollern war er nur insofern von
direkter Bedeutung, als er in seiner Funktion als Erzb. Orgelinspektor immer wieder dienstlich
dort zu tun hatte.

2. JOHANN BAPTIST MOLITOR (1834-1900)

In der Zeit ab der Jahrhundertmitte gingen eine ganze Reihe von bedenkenswerten kirchenmusikalischen
Reformimpulsen von Geistlichen oder Lehrern des preußischen Anteils der
Erzdiözese Freiburg aus; daß sie im restlichen Erzbistum kaum oder erst später beachtet wurden
, ist ein ebenso auffälliges wie eigentümliches Phänomen. Einer der ersten, der für die
Reform der Kirchenmusik im caecilianischen Sinne eintrat, war der Lehrer, Organist, Dirigent
und Komponist Johann Baptist Molitor. Molitor wurde am 14. November 1834 als Sohn des
Engelbert Molitor und seiner Frau Barbara geb. Kattenmann in Weil der Stadt in Württemberg
geboren12. Seine Ausbildung zum Lehrer erhielt er am Lehrerseminar in Schwäbisch-
Gmünd13. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Schuldienst übernahm er im Jahr 1863 die Organistenstelle
an der Benediktinerabtei Beuron und half tatkräftig beim Aufbau des in der Folge-

10 Aufgeworfen wurde diese Frage freilich nicht erst von den Caecilianern, sondern sie war in der Kirche
von Anfang an in unterschiedlichem Grad aktuell. Vgl. August Gerstmeier: Das Geschichtsbewußtsein
in den musiktheoretischen Schriften des frühen 19. Jahrhunderts als Wurzel des Caecilianismus. In: Un-
verricht (wie Anm. 6), S. 17-33. Aus theologischer Sicht dazu beispielsweise Alfred Mitterhofer: Zur
Theologie der Musik. In: Diakonia 1981, S. 78-90.

11 Diese bewußt vereinfachte Zusammenfassung gilt genaugenommen nur im Falle des Hochamts (Mis-
sa cantata), da in der stillen Messe (Missa lecta) die liturgischen Vorschriften weit mehr Gestaltungsspielraum
lassen.

12 Erzbischöfliches Archiv Freiburg (EAF), Kirchenbuch-Mikrofilme, Ehebuch Sigmaringen, Eheeintrag
Johann Baptist Molitor und Marie Glas, 18. 10. 1866.

13 Vgl. die Dedikation seines Opus 17 Teil 4, Vesperae de Assumptione B. Mariae Virg., Regensburg
1877: Herausgegeben und dem Hochverehrten Herrn Georg Meyer, Musik-Oberlehrer am Schullehrer-
Seminar in Schw. Gmünd in dankbarer Verehrung gewidmet von seinem ehemaligen Schüler]. B. Molitor.

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