Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 174
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Christoph Schmider

zeit schnell berühmt gewordenen Mönchschors und bei der Choralpflege mit14. Uber die richtige
Art der Choralbegleitung gab es jedoch bald Differenzen zwischen Molitor und manchen
der Patres, und Dom Bastide [= Benediktiner aus Solesmes] machte sich geradezu lustig über
die Harmonisationskünste des Herrn Molitor^. Insbesondere die leiterfremden Akkorde, mit
denen Herr Molitor die Choralbegleitung schmückte und doch wohl zu farbig gestaltete^
stießen zunehmend auf Ablehnung, und es kam schließlich so weit, daß man an seinem Verständnisfür
den echten Choral zu zweifeln begann17.

Molitor nutzte daher die sich bietende Gelegenheit und trat am 13. Mai 1866 die Stelle des
Organisten und Kantors in Sigmaringen an,s. Kurze Zeit später, am 18. Oktober 1866, heiratete
er Marie geb. Glas, die am 30. Oktober 1836 geborene Tochter von Meinrad Glas und Rosalia
geb. Schröck aus Sigmaringen19. Aus der Ehe gingen eine Tochter und vier Söhne hervor,
darunter der später als Choralforscher bekannt gewordene P. Raphael Molitor OSB20 und der
Benediktinerprior in Beuron, Orgelbauer und kirchl. Äom/>[onist]21 P. Gregor Molitor OSB22.
Auch die beiden anderen Söhne Molitors gingen ins Kloster23, die Tochter Rosalia Maria heiratete
am 6. November 1890 in Konstanz den Organisten und Dirigenten Ernst von Werra24.

Aus persönlichen und finanziellen Gründen25 verließ Molitor 1882 Sigmaringen und trat
am 17. Juli 1882 die Stelle als Münsterchordirektor in Konstanz an26. In Konstanz scheint er
schon nach wenigen Jahren amtsmüde geworden zu sein und bat im Jahr 1890 darum, aus

14 Vgl. P. Corbinian Gindele OSB: Beurons Choralgesang. In: Beuron 1863-1963. Festschrift zum
hundertjährigen Bestehen der Erzabtei St. Martin. Beuron 1963, S. 308-336: Zum Beuroner Chor gehörte
auch seit Anfang der Organist und Volksschullehrer J. B. Molitor, weil er neben dem Cantor sitzend nicht
bloß die Choralbegleitung orgelte, sondern auch bei den Versen der Vesperpsalmen den ersten Cantor singend
unterstützte (S. 310).

15 Ebd. S. 319.

16 Ebd. S. 321.

17 Ebd. S. 313. Ähnlich auch Stephan Klaus Petzolt: Die Gründungs- und Entwicklungsgeschichte
der Abtei Beuron im Spiegel ihrer Liturgie (1893-1908). Diss. Würzburg 1990. S. 214-15.

18 Vgl. Josef Mühlebach: Zur Geschichte des katholischen Kirchenchores St. Johann, Sigmaringen.
Ein Abriß. In: Hohenzollerische Heimat 29 (1979), S. 41.

19 EAF, Kirchenbuch-Mikrofilme, Taufbuch Sigmaringen.

20 Geboren am 2. 2. 1873 als Fidelis Engelbert Molitor. P. Raphael Molitor hatte in seinem zweibändigen
Hauptwerk »Die Nach-Tridentinische Choral-Reform zu Rom« (Leipzig 1901-02) die Legende von Pale-
strinas Urheberschaft an der Editio Medicaea widerlegt und wurde deswegen von den Caecilianern in der
Choralfrage als Feind Nr. 1 angesehen. (Vgl. Hubert Unverricht: Die Choralreformbemühungen unter
den Caecilianern. In: Unverricht (wie Anm. 6), S. 109-123 (Zitat: S. 123).

21 Vgl. Andreas Weissenbäck: Sacra Musica. Lexikon der katholischen Kirchenmusik. Klosterneuburg
o. J. [1937], S. 271, An. Molitor, Gregor.

22 Geboren am 18. 7. 1867 als Ferdinand Benedikt Molitor.

23 Vgl. EAF, Provenienz Erzb. Ordinariat Freiburg, Specialia Pfarreien (im folgenden kurz: O) 6244,
Schreiben des Münsterstiftungsrats an das Ordinariat, 20. 9. 1890:... seine 4 Söhne sind jetzt alle in den Orden
des hl. Benedictus eingetreten.

24 EAF, Kirchenbuch-Mikrofilme, Ehebuch Konstanz St. Stephan. Ernst von Werra, geb. 11.2. 1854 in
Leuk, Schüler u. a. der Kirchenmusikschule in Freiburg, 1890 Münsterchordirektor in Konstanz, Herausgeber
mehrerer Orgelbücher sowie einiger Werke von J. K. F. Fischer und H. L. Haßler in der Reihe
»Denkmäler deutscher Tonkunst«, gest. 31.7. 1913 in Beuron. Zur Person von Werras vgl. Weissenbäck
(wie Anm. 21), S. 407, Art. Werra, Ernst v.

25 Vgl. EAF, O 6244, Schreiben des Münsterpfarramts Konstanz an das Ordinariat, 13. 6. 1882:... seine
Stellung in Sigmaringen gefällt ihm wegen verschiedener Verhältnisse, zum Theilprivater Natur, durchaus
nicht mehr. Mühlebach (wie Anm. 18) gibt als Grund für Molitors Wechsel nach Konstanz an, daß die
dortige Stelle ungleich besser dotiert gewesen sei. Molitors Gehalt in Sigmaringen betrug zuletzt 700 Mark
pro Jahr (Mühlebach), während er in Konstanz anfänglich inklusive Mietzuschuß 1790 Mark erhielt (vgl.
EAF, O 6244, Ordinariatsbeschluß, 6. 7. 1882).

26 EAF, O 6244, Schreiben der Münsterstiftungskommission an das Ordinariat, 23. 7. 1882.

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