Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 179
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0193
Johann Baptist Molitor und Johannes Diebold - Zwei caecilianische Kirchenmusiker aus Hohenzollern

bemängeln hatte, konnte mit seinem kirchenmusikalischen Wirken in Konstanz jedenfalls auf
solider Grundlage aufbauen59.

Molitor war, wie viele Caecilianer, ein fleißiger Komponist und brachte es bis zum Jahr 1898
auf mindestens 32 teilweise recht umfangreiche Opera60. Dabei war ihm außer an der
liturgischen Korrektheit vor allem an leichter Ausführbarkeit gelegen, um so auch den einfachsten
Verhältnissen gerecht zu werden, denn er gab sich keinen Illusionen hinsichtlich der
Leistungsfähigkeit der meisten Chöre hin. In den Besprechungen, die sich im »Vereins-Cata-
log61« finden, wird dies fast immer lobend anerkannt, bisweilen aber auch die beinahe zu weit
gehende Einfachheit mancher seiner Kompositionen gerügt. In einem Referat zu Molitors
»Passions-Gesang nach Matthäus op. 9« heißt es beispielsweise, das Werk sei sehr leicht auszuführen
, da »in diesen harmonischen Sätzen Herr Molitor auf große Abwechslung verzichtet
hat«62. Franz Witt meint in seiner Besprechung der drei Messen op. 11, 12 und 13,63 sie seien
nicht nur technisch zu einfach, sondern darüber hinaus auch noch künstlerisch recht wertlos:
»Der Kunstwerth der vorstehenden 3 Messen ist ein geringer. Ich glaube, dass, wenn der Autor
sich die Schreibweise z. B. Ens in den in meinen Blättern heuer noch zu veröffentlichenden
Messen zum Muster genommen hätte, so wären seine Messen werthvoller und doch nicht
schwieriger geworden. Es herrscht eine Armuth der melodischen Erfindung, des rhythmischen
Lebens darinnen, dass man wünschen muss, unsere Chöre möchten bei solch geringen Aufgaben
nicht stehen bleiben, sondern sie nur im Falle der Noth verwenden. Leider scheint
Hr. Molitor Recht zu haben, wenn er meint, dieser Nothfall sei sehr häufig, ja Regel«64.

Dieses Urteil Witts deckt sich inhaltlich recht genau mit dem einer Kurzanalyse der Messe
op. 12, in der Hermann-Josef Burbach Molitors Werk als einen Beleg für »das >Triviale< in der
katholischen Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts«63 nimmt. Bürbach lobt dabei zuerst Molitors
Absicht, würdige und einfache Kompositionen zu schaffen, kommt dann aber aufgrund
der Beobachtung vieler kompositorischer Mängel, etwa der »stereotypen Aneinanderreihung
kadenzierender Floskeln«, der »unzureichende[n] Formgebung« und dem »Mißverhältnis
zwischen textlichem Gehalt und musikalischer Aufmachung« zu dem Urteil, Molitors Messe
sei »>schlechte< Musik«.66 Weiter schreibt er: »In diesem musikalisch kümmerlichen Rahmen
läßt plötzlich der Querstand C-Dur/E-Dur im >Et incarnatus< ... aufhorchen«67. Damit aber,
mit dieser »Bedeutsamkeit in einem völlig armseligen Rahmen um des Effektes willen«68 hat
Molitor nach Burbachs Ansicht nicht nur schlechte Musik, sondern >Kitsch< geschrieben69.

So weit wie Burbach, der Molitor einer Verletzung der kirchenmusikalischen Anstandsre-
geln bezichtigt, ging unter den zeitgenössischen Rezensenten Molitors niemand, und auch

59 Vgl. EAF, O 6244, Schreiben von J. B. Molitor an das Münsterpfarramt Konstanz, 10. 6. 1882.

60 Vgl. Vereins-Catalog (begonnen 1870). Die von dem Referentenkollegium des Cäcilien-Vereines für
alle Länder deutscher Zunge in den »Vereins-Catalog« aufgenommenen kirchenmusikalischen oder auf
Kirchenmusik bezüglichen Werke enthaltend. Regensburg 1870ff. Dort ist unter Nummer 2223 Molitors
1898 erschienene »Missa in honorem Sancti Joannes Baptistae, Praecursoris Domini« op. 32 verzeichnet.

61 WieAnm.60.

62 Vereins-Catalog (wie Anm. 60), Nr. 160, Referat von Mayer.

63 Missa Tota pulchra es Maria op. 11; Missa in honorem S. Fidelis a Sigmaringa Martyris op. 12; Missa in
honorem S. Angelorum Custodum op. 13; Regensburg o. J. Vgl. Vereins-Catalog (wie Anm. 60), Nr. 238.

64 Vereins-Catalog Nr. 238, Referat von Witt.

65 Hermann-Josef Burbach: Das Triviale in der katholischen Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts. In:
Carl Dahlhaus (Hg.): Studien zur Trivialmusik des 19. Jahrhunderts (Studien zur Musikgeschichte des
19. Jahrhunderts 8). Regensburg 1967, S. 71-82, speziell S. 77-79.

66 Vgl. ebd. S. 77-78.

67 Ebd. S. 78.

68 Ebd. S. 79.

69 Vgl. ebd. S. 79.

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