Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 180
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0194
Christoph Schmider

wer Molitors Werken extreme Einfachheit oder gar Ärmlichkeit70 attestierte, verband damit
nicht den Vorwurf kompostorischer Inkompetenz und Impotenz, sondern allenfalls Bedauern
mit der Situation der Kirchenmusik, die es noch immer notwendig machte, »Rücksicht auf
dürftige Verhältnisse«71 zu nehmen. Molitor hatte mit seinen Kompositionen sicherlich keine
über die caecilianische Bewegung hinausreichende Bedeutung, die Aufgabe jedoch, die er
selbst ihnen zugedacht hatte, nämlich für kleine und kleinste Chöre eine Hilfe zu sein, mit
leichten und einfachen Compositionen beginnen und so vom Kleinen zum Großen aufsteigen
zu können,72, konnten sie zweifellos erfüllen, wie auch sein Nachruf im Organ des Freiburger
Diözesan-Cäcilienverbandes hervorhebt:

Molitors Lehen war ganz und gar dem Dienste der hl. Kirche geweiht, der würdigen und
streng kirchlichen Feier des Dienstes Gottes. Selbstlos und unermüdlich opferte er alle seine
Zeit und Kraft bis in die letzten Lebenstage diesem edlen Zwecke. ... Für die Reform der Kirchenmusik
hat Molitor unbestritten hervorragende Verdienste; er gehörte zu den führenden
Geistern der kirchenmusikalischen Bewegung der letzten Jahrzehnte. Seine Kompositionen erfreuten
sich großer Beliebtheit, und manches fromme Marienlied von Molitor ist populär geworden
, und ist, namentlich in Süddeutschland, weit verbreitet™.

3. JOHANNES DIEBOLD (1842-1929)

In das Jahr 1851 fällt der im Erzbistum Freiburg erste Versuch, einen Verein zu gründen und
am Leben zu erhalten, der als einzigen Zweck die Beförderung ächter Kirchenmusik hat74. In
seinem Schreiben an den Erzbischof umreißt der in Sigmaringen gegründete Verein sein Ziel
so: Das Bedürfniß nach Verbeßerung der Chormusik in Stadt und Land im alten kirchlichen
Geiste ist ein allgemein gefühltes; denn leider hat sich in Folge des verdorbenen Zeitgeistes
überhaupt das Profane zu sehr in die geweihten Hallen der Kirche eingeschlichen. Der nun
überall wieder neu erwachte kirchliche Geist und Eifer fühlt sich deßhalb gedrungen, auch auf
dem Gebiete der Musik alles Ungehörige bei Seite zu schaffen und Besseres an seine Stelle zu
sezen. Da die Kirchenmusik einen wesentlichen Bestandtheil des feierlichen Gottesdienstes bildet
und jede Reform in der Kirche nur mit Gutheißung und durch Anschluß an ihre von Gott
gesezte Vorsteher vor sich gehen darf, so haben wir als gehorsame Söhne unserer heiligen Kirche
gleich beim Entstehen unseres Vereines den Grundsaz vorangestellt, daß wir durchaus
nicht eigenmächtig handeln, sondern uns nur mit unseren Kräften und unserem Eifer dem
Dienste der Kirche anbiethen wollen7^.

Um die selbstgestellte Aufgabe zu erfüllen, wählt der Verein aus seinen Mitgliedern einen
engeren Ausschuß, dessen Aufgabe es ist, Compositionen für die Feier des katholischen Gottesdienstes
beizuschaffen, zu prüfen und deren Einführung in den Kirchen zu empfehlen7b. Der
Erzbischof zeigte sich zwar erfreut über das Bestreben, die ächte (vom Geiste der Sinnlichkeit
in neuerer Zeit so sehr verunstaltete) Kirchenmusik zu befördern, konnte sich aber nicht enthalten
, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß keine Versuche od. Proben in den Kirchen gemacht
werden [dürfen], die das Sanctissimum in sich bergen, und daß im Gottesdienst nur die

70 Vgl. Vereins-Catalog (wie Anm. 60), Nr. 2223, Referat von Auer.

71 Vgl. ebd., Referat von Haag.

72 Vgl. Molitor, Johann Baptist: Vorwort zur Missa in honorem S. Fidelis a Sigmaringa Martyris op. 12.
Zitiert nach Burbach (wie Anm. 65), S. 77.

73 Kirchensänger 13, 1900, S. 51.

74 EAF, B2-39-17a, Schreiben des »Vereins zur Beförderung katholischer Kirchenmusik in Hohenzol-
lern« an den Erzbischof, 20. 7. 1851.

75 Ebd.

76 Ebd., Statuten, §7.

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