Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 184
(PDF, 85 MB)
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Christoph Schmider

Wichtiger noch als durch seine unmittelbare praktische Tätigkeit in St. Martin war Diebold
durch die Katalysatorfunktion, die er auf Domkapellmeister Johannes Schweitzer und somit
die kirchenmusikalische Entwicklung in der gesamten Erzdiözese ausübte. Erster und wichtigster
Ansatzpunkt für die Reform der Kirchenmusik - an deren Notwendigkeit er keine
Sekunde zweifelte - war für Schweitzer die musikalische Bildung der Lehrer, und daher setzte
er sich auch so intensiv und mit großem finanziellen Aufwand für seine Kirchenmusikschule
in Freiburg ein. Mit der technischen Fertigkeit der Lehrerorganisten war Schweitzer zwar im
wesentlichen zufrieden, doch an ihrem Geschmack hatte er manches auszusetzen und warf
ihnen vor, sie träfen meistens schlechte Auswahl von Compositionen[['i. Zunächst den Lehrern,
und durch sie auch allen anderen in der Kirchenmusik Aktiven eine gute musikalische Grundlage
und Geschmack an acht kirchlicher Musik zu geben115 schien Schweitzer das wirksamste
Mittel zur Verbesserung der Kirchenmusik, und dazu wollte er langsam und bedächtig und
niemals ohne Unterstützung oder wenigstens Billigung durch das Erzb. Ordinariat vorgehen.
Dabei kamen ihm jedoch recht bald sein Schüler und neuer Dienstnachbar Johannes Diebold
und dessen stark von caecilianischen Ideen beeinflußte Arbeit in die Quere.

Der Streit zwischen den beiden von Schweitzer und Diebold vertretenen Richtungen - ob
und inwieweit persönliche Differenzen eine Rolle spielten, ist nicht zu ermitteln - wurde vor
allem von >Stellvertretern< geführt. Die Methoden waren dabei nicht immer sehr fein, und beide
Seiten griffen in der Auseinandersetzung zu Halbwahrheiten und Verunglimpfungen. Die-
bolds Partei ergriff Witt in seinen »Fliegenden Blättern«, und seine »Gewährsmänner« waren
»hauptsächlich einige Laien aus dem Schwabenland«,1,6 während Schweitzer vom »Freiburger
Katholischen Kirchenblatt« unterstützt wurde117. Festzuhalten ist, daß es keine grundsätzlichen
Meinungsverschiedenheiten über das Ziel der Reform gab, weder zwischen Schweitzer
und Diebold, noch zwischen Schweitzer und Witt, sondern daß lediglich der Weg dahin umstritten
war.

Die ersten Konfrontationen, die sich an der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes
im Priesterseminar und an Schweitzers Kirchenmusikschule entzündet hatten"8, waren kaum
ausgestanden, da wollte Diebold mit seinem inzwischen in St. Martin gegründeten Cäcilien-
verein ein kirchliches Musikfest« veranstalten, das auch »Hr. Witt aus Regensburg ... mit seiner
Gegenwart beehren wollte119. Das Freiburger Katholische Kirchenblatt sah sich bemüßigt,
einige sachliche Bemerkungen hierüber zu veröffentlichen, um Mißverständnisse und Enttäuschungen
zu verhüten™:

Was zunächst den hier seit einiger Zeit bestehenden >Cäcilienverein< betrifft, so ist derselbe
durchaus localer Natur .... Wie es jedoch den Anschein hat, verschmäht es der Verein, in den
von der Sache selbst und durch die örtlichen Verhältnisse gebotenen Grenzen sich zu halten
und versucht, zu einer auf die ganze Diöcese sich erstreckenden Bedeutung und Wirksamkeit
sich emporzuschwingen .... So entpuppt sich denn mit einem Mal der Verein als ein Ableger des
Witt'schen Cäcilienvereins und spricht nicht undeutlich die Absicht aus, die Organisirung des
genannten Vereins in der ganzen Diöcese zu bewerkstelligen. Damit hat der Dilettantenverein
von St. Martin sich aber ein Ziel gesteckt, welches weder zu seiner Competenz gehört, noch zu
einem ersprießlichen Erfolge führen kann. Der allgemeine deutsche Cäcilienverein darf in

114 EAF, B7/87, Schreiben von Johannes Schweitzer an das Ordinariat, 6. 3.1864.

115 Ebd.

116 Carl Schweitzer: Zum 100. Geburtstag des Domkapellmeisters Johannes Schweitzer (19. März
1831-2. Februar 1882). In: Freiburger Diözesanarchiv 59, 1931, S. 273-305 (Zitat: S. 292)

117 Verantwortlicher Redakteur war der Priester Dr. Stephan Braun (1832-1889), der in den Fliegenden
Blättern (wie Anm. 50) auch heftig angegriffen worden war.

118 Vgl. Schweitzer (wie Anm. 116), S. 290-299.

119 Vgl. Freiburger Katholisches Kirchenblatt 1872, S. 267.

120 Vgl. ebd.

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