Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 193
(PDF, 85 MB)
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Die Entwicklung der NSDAP in Meßkirch bis 1934

kratie, zu geschickt verstand es diese Partei, die Unzufriedenheit und Not vieler Bürger auszunützen
. Dazu kam, daß die einen an den »Retter« Adolf Hitler glaubten, während die anderen
diesen »Führer« mit seinen gewalttätigen Abgeordneten und Versammlungsrabauken zu
lange nicht ernst genug nahmen.

Aber noch hatte die NSDAP in Meßkirch und Umgebung die 9%-Grenze nicht erreicht.
Den Durchbruch schaffte sie erst 1932. Von den 21 im Jahr 1932 auf dem Rathaus in Meßkirch
gemeldeten politischen Veranstaltungen wurden acht von der NSDAP organisiert. Es folgte
die andere extreme Partei, die KPD, mit vier Veranstaltungen. Erst dann kamen die SPD und
die Dt. Staatspartei mit je drei, die DVP mit zwei und die DNVP mit einer Veranstaltung. Das
Zentrum erscheint in dieser Zusammenstellung überhaupt nicht. Vielleicht war sich die Zentrumspartei
in Meßkirch zu sicher und vertraute zu sehr ihrer Wählerschaft, als daß sie es für
nötig gehalten hätte, Wahlkampf zu betreiben. Vielleicht vertraute man ja auch auf das »Heu-
berger Volksblatt«, in dessen Ausgaben praktisch täglich Wahlkampf betrieben wurde. Die
einzige Zentrumsveranstaltung läßt sich für den 20. Februar 1933 nachweisen. Doch da war es
schon zu spät.

Die Versammlungen der verschiedenen Parteien häuften sich vor den zahlreichen Wahlen
des Jahres 1932. Meistens wurde ein Saal in einem Gasthaus gemietet und ein Mitglied des
Landtages der betreffenden Partei hielt eine Rede, zum Beispiel über »Der Kampf um
Deutschlands Zukunft« (Dt. Staatpartei), »Gegen Bürgerkrieg und Inflation« (DVP) oder
»Kapitalismus oder Sozialismus« (KPD).

Auch hierbei fiel die NSDAP aus dem Rahmen und führte einen Wahlkampf, wie es bei
keiner anderen Partei der Fall war. Des öfteren wurde einer ihrer Redner in den Bezirk
Meßkirch entsandt, um dann machmal eine Woche lang jeden Abend in einer anderen Gemeinde
den gleichen Vortrag zu halten. Dabei gab es auch Tage an denen solch ein Parteiredner
gleich dreimal auf das Podest steigen mußte. Morgens beispielsweise in Rohrdorf, mittags
in Meßkirch und abends in Stetten. Doch solche Opfer mußten für die Sache der Partei erbracht
werden, galt es doch, die Ideologie bis ins kleinste Dorf hineinzutragen.

Die NSDAP stellte die Partei dar, die der Propaganda den höchsten Wert zumaß und diese
auch vortrefflich beherrschte. Was lag näher, als im katholischen und mißtrauischen Meßkirch
über das Thema »Nationalsozialismus und Christentum« zu sprechen und dabei, um die
ganze Sache noch glaubwürdiger zu machen, als Referenten einen Pfarrer zu Wort kommen
zu lassen25?

Von den acht NSDAP-Veranstaltungen wurden gleich zu Beginn des Jahres 1932 zwei verboten26
. Die eine, weil mit dem Landtagsabgeordneten Walter Köhler ein Redner verpflichtet
war, der wie Roth ständig beleidigende und verletzende Agitation betrieb, die andere, weil die
geplante Kundgebung gerade in den Zeitraum fiel, in dem von der Badischen Regierung alle
Veranstaltungen der Nationalsozialisten auf Grund der Bestimmungen der Notverordnung
verboten wurden27.

1.5. Wahl des Reichspräsidenten 1932

Im Frühjahr 1932 galt es zum zweiten Mal den Reichspräsidenten zu wählen. Und wie 1925
wurde auch diese Wahl erst im zweiten Wahlgang entschieden. Die republikanischen Parteien
unterstützten nun Hindenburg, weil dieser die einzige Alternative gegen eine Präsidentschaft
Hitlers war. Letzterer erhielt in der Kreutzer-Stadt im ersten Wahlgang 23,3%, im zweiten
24,7% der gültigen Stimmen. Die Mehrzahl der Meßkircher Bürger sprach sich, wie auch im
Reich, für eine Wiederwahl des greisen Hindenburg aus.

25 GA XI. 1523.

26 GA XI. 1523.

27 Bräunche (wie Anm. 4), S. 364.

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