Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 199
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0213
Die Entwicklung der NSDAP in Meßkirch bis 1934

brochen ist38. Am Abend veranstaltete die SA des Meßkircher Sturmes 12/114 unter der
Führung von Sturmführer Emil Müller zusammen mit den Musikkapellen aus Krumbach und
Rast einen Fackelumzug durch Meßkirch. Begleitend wurden Böllerschüsse abgegeben, um
die Freude weithin zu verkünden*9.

Diese Freude war allerdings geteilt. So rief der SPD-Anhänger Josef Stengele während des
Fackelzuges der vorbeimarschierenden SA zu: Wir wollen Arbeit, keine Fackelzüge, worauf er
am nächsten Tag in der Nazizeitung »Bodensee Rundschau« mit einem Hetzartikel bedacht
wurde40. In Krumbach kam es an diesem Tage zu einer weiteren Protestaktion, als ein nicht
namentlich genannter Mann die auf dem Krumbacher Rathaus gehißte Hakenkreuzfahne herunterschlug
. Kurz danach wurde er jedoch von der Krumbacher SA gestellt41. Und wenige Tage
später, am Volkstrauertag, wurde in Meßkirch der SA der Zutritt in die katholische Kirche
in Uniform und Fahnen verwehrt.

Als Mitte März eine nationale Kundgebung stattfand, gab es keine weiteren Vorfälle. An
diesem Abend versammelten sich alle städtischen, politischen und unpolitischen Vereine, um
gemeinsam in einem Festzug durch die Stadt zu ziehen, dessen Ziel der Sandbühl war. Auf
dem Aussichtspunkt wurde ein großes »Freudenfeuer« entfacht, die Stadtmusik spielte, und
der Kreutzerchor sang ein patriotisches Lied. Ansprachen wurden gehalten von Landrat
Becker, dem (noch) stellvertretenden Bürgermeister Blum und natürlich von Ortsgruppenleiter
Ramsperger. Beendet wurde die Feier mit dem Deutschlandlied42.

Schon bald begann die NSDAP auch in Meßkirch damit, ihre »Alten Kämpfer«43 mit wirtschaftlich
sicheren Posten zu versorgern, alle ihr nicht gesonnenen Kräfte auszuschalten und
die Vereine und politischen Parteien gleichzuschalten. So meldete die »Bodensee Rundschau«
bereits am 15.4.33, daß auch in Meßkirch der Besen angefangen habe zu kehren und meinte
damit die Bestellung des Ortsgruppenleiters Ramspergers als neuen Krankenkassenverwalter.
Der bisherige Verwalter war kurzer Hand des Amtes enthoben worden.44 Ebenso wurde dem
SS-Sturmführer Rudolf Mainhard für seine Arbeit beim Aufbau des zwölf Mann starken
Meßkircher SS-Sturms 10/111/79 im April 193343 mit der im Juni freigewordenen Stadtkassen-
gehilfensteile gedankt46. Doch damit nicht genug, auch der Sturmführer der SA, Emil Müller,
wurde wenig später für seine Verdienste mit dem sicheren Ratsdienerposten belohnt47.

2.2. Das Heuberger Volksblatt wird ausgeschaltet

Die »nationalsozialistischen Besen« wurden vor allem aber auch dazu eingesetzt, sich an politisch
Mißliebigen zu rächen und sie rigoros auszuschalten. Was dies im einzelnen hieß, konnte
die Meßkircher Bevölkerung bereits Anfang April in der »Bodensee Rundschau« lesen. Hans
Pfeiffer, der Artikelschreiber des »Heuberger Volksblattes«, wurde an seinem Wohnort in
Emmendingen in Schutzhaft genommen48. Mag dies nur eine Zeitungsnotiz gewesen sein und
weit weg von Meßkirch, so schockierte nur einen Monat später die Verhaftung Albert Zim-

38 H.V. vom 10.3.1933.

39 BoRu vom 11.3.1933.

40 BoRu vom 12.3.1933.

41 BoRu vom 17.3.1933.

42 H.V. vom 21.3.1933.

43 »Alte Kämpfer« waren aktive Mitglieder der SA und SS, die vor dem 30.1.1933 eingetreten waren, und
Mitglieder der NSDAP mit einer Mitgliedsnummer unter 300 000.

44 BoRu vom 15.4.1933.

45 BoRu vom 28.4.1933.

46 GA IV. 555.

47 BoRu vom 25.7.1933.

48 BoRu vom 3.4.1933.

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