Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 201
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0215
Die Entwicklung der NSDAP in Meßkirch bis 1934

2.3. Gleichschaltung im Gemeinderat

Im gleichen Zeitraum, in dem das »Hellberger Volksblatt« ausgeschaltet und auf »Stromlinie«
gebracht wurde, machten sich die örtlichen Parteibonzen daran, die Meßkircher Gemeindepolitik
gleichzuschalten und politisch Andersdenkende aus den Amtern zu drängen. Wie bei
Zimmermann und seiner Zeitung, war auch hierbei das katholische Zentrum der Hauptgegner
.

Die letzten Gemeinderatswahlen vor der Machtergreifung hatten am 16.11.1930 stattgefunden
. In die zehnköpfige Meßkircher Gemeindevertretung waren vier Zentrums- und sechs
FWV-Kandidaten (Freie-Wähler-Vereinigung) gewählt worden. Während in den Jahren davor
SPD-, DDP-, und DLVP-Vertreter im Gemeinderat saßen, hatten sich bei dieser Wahl die jeweiligen
Mandatsträger in der Freien Wählervereinigung zusammengetan, um so ein starkes
und solides Gegengewicht zum Zentrum bilden zu können54.

Dieser Gemeinderat war zwar auf vier Jahre gewählt worden, mußte aber im April 1933 im
Rahmen des »Reichsgesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich« vom 31.3.33
und dem »Landesgesetz zur Durchführung der Gleichschaltung von Reich, Länder, Gemeinde
und Gemeindeverbände im Land Baden« vom 4.4.33 neu gebildet werden. Von diesen
Gesetzen waren alle Länderparlamente und alle Gemeindevertretungen betroffen. Der neue
Gemeinderat wurde nicht mehr gewählt, sondern nach einem Umrechnungsverfahren, entsprechend
der abgegebenen Stimmen der einzelnen Gemeinden bei der Reichstagswahl vom
5. März 1933, neu zusammengesetzt.

Zudem sollte der Meßkircher Gemeinderat künftig nur noch sechs Mitglieder haben,
während die Gemeindeverordneten von ehemals 48 auf nur noch 12 Vertreter reduziert wurden
. Aufgrund des Gleichschaltungsgesetzes wurden nun für den Gemeinderat je drei
NSDAP- und Zentrumsmandate bestimmt. Von den zwölf Bürgerausschußsitzen erhielt das
Zenturm sechs, die NSDAP fünf und die SPD einen, wobei die NSDAP einen Sitz an die
Kampffront abgab.

Die einzelnen Parteien mußten daraufhin bis zum 25. April 1933 Wahlvorschläge einbringen
. Ab dem 29.4.33 »galten« damit die drei Zentrumsmitglieder Adolf Kempf, Konrad Reinauer
und Wilhelm Jäger als in den Gemeinderat gewählt, und für die Nationalsozialisten
zogen Oskar Zipperlin, August Groß und Karl Reichle ins Rathaus ein55. Wenige Tage später
wurde die »Geschäftsverteilung für die Herren Gemeinderäte für die Amtsperiode 1933/37«56
vorgenommen und Zipperlin mit vier gegen drei Stimmen - die Stimme von Bürgermeister
Wendling gab den Ausschlag - zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt57.

Der Gemeinderat blieb nicht lange in dieser Zusammensetzung: noch im Mai starb Zipperlin
. Sein Amt als Stellvertreter übernahm August Groß und auf die freiwerdende Stelle rückte
Karl Gommeringer nach. Im Juli kam Matthias Buhl für Karl Reichle in den Gemeinderat, da
dieser nach Karlsruhe umgezogen war.

Während die Fraktion der NSDAP nicht zur Ruhe kam, versuchten die Zentrumsvertreter,
Kontinuität in ihre Arbeit im Gemeinderat zu bringen. Aber deren Tage waren gezählt58.
Infolge der Gleichschaltung wurde am 27. Juni 1933 die SPD verboten. Für Meßkirch bedeutete
dies das erzwungene Ausscheiden des einzigen SPD-Vertreters Adolf Weckerle im Bürgerausschuß
, dem fortan jede Teilnahme an Sitzungen verboten wurde. Wenige Tage später lösten
sich zunächst die DNVP und die DVP, dann am 5. Juli 1933 auch das Zentrum als letzte demokratische
Partei selbst auf.

54 GA IV. 454.

55 GA IV. 449.

56 GA IV. 447.

57 GA IV. 555.

58 GA IV. 447.

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