Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 203
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0217
Die Entwicklung der NSDAP in Meßkirch bis 1934

des nationalen Aufbaus treueste Ergebenheit und hingebenste Pflichterfüllung und durften ihre
Amter weiter bekleiden61.

Zur Gleichschaltung der Meßkircher Feuerwehr kam es nach einem eher amüsanten, für
die nationalsozialistische Ideologie aber geradezu verwerflichen Zwischenfall. Beim Kreisdelegiertentag
der Freiwilligen Feuerwehren in Stockach schwenkte die Meßkircher Abteilung
unter ihrem Kommandanten Gemeinderat Konrad Reinauer kurz vor Ende des Umzuges aus
und marschierte ins nächste Wirtshaus. Schändlich nach Ansicht der Partei war vor allem die
Tatsache, daß dies kurz vor der Gefallenenehrung am Kriegerdenkmal geschah. Die nationalsozialistische
Presse vermutete wohl zu recht, daß dies nicht geschehen wäre, wenn die Leitung
der Meßkircher Feuerwehr hinter der NS-Regierung gestanden hätte62. Es ist anzunehmen
, daß Konrad Reinauer wohl die Übermacht und Verbohrtheit der NSDAP bei der drei
Tage später stattfindenden und bereits beschriebenen Gemeinderatssitzung vom 12. Juli vorausahnte
und durch diese Aktion seinen Widerstand gegenüber den Nationalsozialisten zum
Ausdruck bringen wollte. Kurz danach wurde Reinauer seines Amtes enthoben und sein bisheriger
Gemeinderatskollege Adolf Kempf wurde von der Kreisleitung der NSDAP zu seinem
Nachfolger bestimmt. Doch auch dieser trat bereits im März 1934 zurück und somit
übernahm mit dem Kreisleiter und neuen Meßkircher Bürgermeister Ernst Bäckert ein strammer
Nationalsozialist die Führung der Meßkircher Feuerwehr. Sein Stellvertreter wurde der
NSDAP-Gemeinderat und Ortsbauernführer Anton Weißhaupt, der nach dem Wechsel
Bäckerts nach Stockach 1936 das Amt des Kommandanten übernahm63.

2.5. Volksabstimmung 1933

Anfang August 1933 war die Gleichschaltung in Meßkirch weitgehend abgeschlossen. Die
Nationalsozialisten konnten nun die Bevölkerung mit ihrer ganzen Propaganda überschütten.
Wohin die Menschen auch gingen, ob sie Zeitung lasen oder Radio hörten, überall war von
dem »neuen deutschen Menschen« die Rede davon, daß »das ganze deutsche Volk wie ein
Mann dazustehen« habe und daß der »drohende Untergang im Bolschewismus« einzig und allein
nur durch die »Tat des Führers, der uns aus der bittersten Not entrissen hat« verhindert
werde64.

Überall war die Bevölkerung der NS-Propaganda ausgesetzt und so konnte es die NSDAP
im November 1933 auch wagen, eine der drei sogenannten Volksabstimmungen des »Dritten
Reichs« durchzuführen. Viele Möglichkeiten hatten die Bürger dabei allerdings nicht. Es gab
ja nur noch eine Partei, und bei den Abstimmungen konnte man nur zwischen »Ja« und
»Nein« wählen. Außerdem ließen die braunen Machthaber nur über solche Angelegenheiten
abstimmen, über deren Ausgang sie sich gewiß sein konnten. Damit waren diese Volksbefragungen
für die Nationalsozialisten eine sichere Sache, zumal bei sehr vielen Wählern der
NSDAP, auch bei ehemaligen Gegnern, eine nicht geringe Begeisterung für die »nationale
Idee« zu bemerken war.

Bei der Abstimmung im November 1933 ging es einmal um den Austritt des Deutschen
Reiches aus dem Völkerbund, womit Hitler seine Außenpolitik bestätigt wissen wollte, und
zum anderen um eine Zustimmung zur NSDAP, quasi um deren Wiederwahl. An der Wahl
beteiligten sich in Meßkirch 96,4% der 1555 Wahlberechtigten. Nur 56 Meßkicher blieben der
Wahl fern. Wenn man diese mit den Nein-Stimmen (49) und den, nehmen wir mal an, bewußt

61 Die Gleichschaltung der Vereine betrreffend: Kriegerbund (BoRu vom 13.6.33); Turnverein (BoRu
vom 3.7.1933); Männerchor (BoRu vom 27.7.1933).

62 BoRu vom 13.7.1933.

63 Armin Heim: Die Feuerwehr und das Dritte Reich. In: Festschrift Feuerwehrjubiläum 1990, S. 58ff.

64 H.V. vom 24.10.1934.

203


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0217