Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 232
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Ute Weidemeyer-Schellinger

Die Bürgermeister sollten vielmehr eine Anzahl von Männern aller Stände nach Anhörung
von alteingesessenen Gemeindebürgern in diesen Ausschuß berufen, der die Verwaltung in allen
wichtigen Angelegenheiten beraten und ein Verbindungsorgan zwischen Verwaltung und
Bürgerschaft darstellen sollte306.

In bezug auf die Burladinger Verhältnisse illustrieren Akten aus dem Staatsarchiv Sigmaringen
, daß bereits im Juni 1945 Verhandlungen über solch einen Ausschuß geführt worden
sind. Bürgermeister Widmaier schrieb in diesem Zusammenhang am 7. Juni 1945 an den
Hechinger Landrat: »Herr Regierungspräsident Moser hat mich gelegentlich einer Aussprache
auf dem hiesigen Rathause beauftragt, den bisherigen Gemeinderat aufzulösen und eine
neue Gemeindevertretung zu berufen bzw. zu bestimmen. Die Zahl der Mitglieder stellte er
mir anheim. Ich habe nunmehr eine Gemeindevertretung von 21 Mitgliedern berufen und
frage an, ob diese den Gemeinderat, den ich auf fünf Mitglieder einschließlich des Beigeordneten
und stellvertretenden Bürgermeisters zu erhöhen beabsichtige, in geheimer Wahl wählen,
oder derselbe ebenfalls von mir bestimmt werden soll«307.

Die Antwort des Landratsam 13. Juni 1945: »Ich halte die Zahl von 21 Mitgliedern für den
zunächst zu bildenden Bürgerausschuß für zu groß. Es hätte sicherlich ein Ausschuß von
12 bis 15 Mitgliedern genügt. Daneben kann ein Gemeinderat aus höchstens fünf Mitgliedern
berufen werden. Von einer Wahl dürfte zunächst Abstand zu nehmen sein«308.

Ein Gemeinderatsprotokoll verweist auf die erste Sitzung des Burladinger Bürgerausschusses:
»Am Montag, den 22. Oktober 1945, abends um 18.30 Uhr fand die erste Sitzung des neu berufenen
Bürgerausschusses im Amtszimmer des Bürgermeisters statt. Zur Sitzung waren erschienen:
die beiden Beigeordneten Alois Ritter und Edmund Ramsperger, außerdem die Bürgerausschuß-
Mitglieder: Gebhard Barth, Albert Graf, Edmund Heim, Stefan Mauz, Anton Pfister, Sattlermeister
, Friedrich Pfister, Xaver Pfister, Fabian Zintgraf. Nach einer Ansprache des Bürgermeisters,
worin dieser auf die Bedeutung des neu gewählten Bürgerausschusses hinwies und vor allem diesem
zur Pflicht machte, mit ihm zusammen für das Wohl der Gemeinde und zur Erhaltung eines
guten Verhältnisses zu den Besatzungstruppen mitzuarbeiten, wurde zur Tagesordnung übergegangen
. Als erster Punkt wurde die Gründung eines landwirtschaftlichen Ausschusses, bestehend
aus drei Mitgliedern, verhandelt, zur Behandlung dringender landwirtschaftlicher Fragen. Weiter
wurde ein Wohnungsausschuß gegründet. Zur Bearbeitung der Brennholzversorgung wurde ein
Forstausschuß gegründet. (...) Nach einer ausgiebigen Aussprache über die Brennholzversorgung
der Gemeinde, besonders betreffend der Versorgung der Fabriken mit Brennmaterial zur Aufrechterhaltung
der Betriebe, wurde die Sitzung geschlossen«309.

Einen Monat nach dieser Sitzung erhielt der Bürgermeister am 20.11.1945 ein Schreiben
des Landrates, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß auf Anordnung der Besatzungsbehörden der
bisherige Bürgerausschuß in ein Gemeinderatskomitee, dessen Mitglieder in den Landgemeinden
auf sechs zu reduzieren seien, umgestaltet werden sollte. »Bei der Auswahl dieser
Personen ist Wert darauf zu legen, daß es Personen mit demokratischer Gesinnung sind und
daß sie gegebenenfalls Beweise ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus gegeben haben
. Die Mitglieder dieses Beirats müssen hinsichtlich der Vergangenheit von jeder Zugehörigkeit
zum Nationalsozialismus frei sein und außerdem den französischen Behörden gegenüber
bestimmte Gewähr für ein korrektes Verhalten bieten«310.

Am 27. November 1945 informierte der Bürgermeister die Mitglieder des Bürgerausschusses
über die Anordnung der französischen Besatzungsbehörde: »(...) Dem Landrat ist eine
Liste von 12 Bürgern der Gemeinde vorzulegen, die für ein neu zu gründendes Gemeinderats-

306 Vgl. Speidel (wie Teil I, Anm. 123), S. 53.

307 Staatsarchiv Sigmaringen Ho 13 Acc. 14/1977, Nr. 55.

308 Ebd.

309 Gemeinderatsprotokoll, 22.10.1945.

310 Gemeinderatsprotokoll, 20.11.1945.

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