Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 242
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0256
Ute Weidemeyer-Schellinger

len war die Teilnahme am Französisch-Unterricht freiwillig. Die Unterweisung sollte sich
zudem auf das Ziel beschränken, französische Sprachkenntnisse in dem Maß zu vermitteln, wie
es nötig schien, um die Beziehungen zwischen Besatzungsmacht und Besetzten zu verbessern
«360.

Um Kindern Französisch-Unterricht erteilen zu können, mußte den Lehrern der deutschen
Schulen erst eine entsprechende Ausbildung vermittelt werden. »Für alle Lehrpersonen
wurde in der Zeit vom 20. September bis 1. Dezember 1945 ein französischer Sprachlehrgang
in wöchentlich sechs Stunden abgehalten«361. »Auf Anordnung der Militärbehörden und des
Herrn Schulrates fand für alle Lehrpersonen des Bezirks ein französischer Sprachkursus statt.
Leiterin für den Bezirk Burladingen war Fräulein von Lassaulx. An wöchentlich zwei Unterrichtstagen
wurden je drei Stunden Unterricht erteilt; der Lehrgang begann am 20.9.45 und
wurde am 1.12. auf Anordnung des Herrn Schulrat beendet«362.

Laut Chronik der Hauptschule Burladingen mußten auch die Kinder an der Volksschule
französisch lernen, von einer Freiwilligkeit ist auch in den Interviews nicht die Rede. »Im vierten
Grundschuljahr wurden zwei französische Unterrichtsstunden gegeben«363. »Die Schüler
mußten hier französisch lernen. Das hat damals dazugehört«364. »Die Schüler mußten hier
französisch lernen. Ich weiß zum Beispiel eine Frau, das war eine Elsässerin, und ihr Mann
war Polizist und ist nach dem Krieg, glaube ich, nicht gleich wieder übernommen worden. Die
Frau hat also hier an der Schule Französisch-Unterricht erteilt. Das haben sie eingeführt, das
haben die Franzosen eingeführt, zwangsweise«365.

Die Schulchronik beinhaltet weitere relevante Aussagen - den Inhalt der Lehrpläne betreffend
: »Unterrichtsgegenstände waren im Herbst 1945: Schreiben, Lesen, Sprachlehre, Rechtschreiben
, Religion, Rechnen, Heimatkunde und Zeichnen. (...) Mit Beginn des Schuljahres
1946/47 wurde der Unterricht in Erdkunde wieder aufgenommen. Behandelt werden dürfen:
allgemeine Erdkunde, Länderkunde von Württemberg, Frankreich, Nord- und Südamerika
und Australien. Landkarten sind keine vorhanden. Lehrpläne für alle Fächer mit Ausnahme
von Geschichte und Erdkunde mußten nach den Richtlinien vom 16.3.1921 und 15.10.1922
neu aufgestellt werden und zur Genehmigung eingereicht werden. Diese Lehrpläne wurden
anderen Schulen zur Beurteilung zugesandt. Burladingen mußte über die Lehrpläne von Hechingen
und umgekehrt ein Urteil abgeben. (...) Mit Beginn des Schuljahres 47/48 werden
wöchentlich zwei Stunden Geschichtsunterricht erteilt. Stoffplan hierfür soll später bekanntgegeben
werden. Bis dahin wird Heimatgeschichte erteilt. Für Leibesübungen ist ein Lehrplan
, der von der Militärregierung genehmigt war, erschienen«366.

Die französische Militärregierung setzte im übrigen auch durch, daß sowohl die Volks- als
auch die Mittelschulen und Gymnasien nicht mehr als konfessionelle Einrichtungen betrieben
wurden. Das bedeutete nicht, daß die katholische oder evangelische Kirche nicht weiterhin
private Schulen gründen konnten. Die staatlichen Schulen jedenfalls sollten von den Kirchen
nicht länger beeinflußt werden367. Deshalb waren die Auseinandersetzungen um eine Schulreform
nach 1945 im wesentlichen vom Thema »Konfessionsschulen«368 bestimmt.

360 Winkeler (wie Anm. 322), S. 26.

361 Burladinger Heimatbuch, S. 168/169.

362 Schulchronik Hauptschule Burladingen.

363 Schulchronik Hauptschule Burladingen.

364 Interview mit Herrn G. am 29.4.1991.

365 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

366 Schulchronik Hauptschule Burladingen.

367 Vgl. Winkeler (wie Anm. 322).

368 Rolf Winkeler: Das Scheitern einer Schulreform in der Besatzungszeit. Analyse der Ursachen am
Beispiel der französisch besetzten Zone Württembergs und Hohenzollerns von 1945 bis 1949. In: Manfred
Heinemann (Hg.): Umerziehung und Wiederaufbau. Die Bildungspolitik der Besatzungsmächte in
Deutschland und Österreich. Stuttgart 1981, S. 224.

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