Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 245
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0259
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burlaclingen (1945-1948)

Entbehrungen - diese haben ja auch die Jugendlichen betroffen, da sie die Mutter während des
Krieges in vielfältiger Weise unterstützen mußten, um ohne Familienvater überleben zu können
- Lust auf Ablenkung, Spaß und Vergnügen gehabt haben, daß sie jede Situation genutzt
haben, um ihre Kindheit und Jugendzeit nachzuholen. Obwohl die Männer noch in Gefangenschaft
waren, hatten die Mütter nichts gegen solch eine Tanzveranstaltung einzuwenden,
war es doch insbesondere ihnen bewußt, was ihre Söhne und Töchter in den letzten Jahren
entbehren mußten.

In einem vergleichbaren Zusammenhang ist auch die heftige Kritik des Pfarrers an der ersten
Faschingsveranstaltung nach dem Krieg zu sehen. »Zum ersten Mal nach dem Kriege hatten
die Franzosen gestattet, daß sich das Fastnachtstreiben auf der Straße abwickeln dürfe.
Man hörte dagegen einwenden: Wie viele sind noch in der Gefangenschaft, andere haben alles
verloren und nehmen mit Recht Anstoß am tollen Treiben. Dagegen wurde namhaft gemacht,
man müsse die alten Bräuche aufrechterhalten, die Jugend habe ein Recht, sich zu freuen und
auszutollen, obwohl dieses Treiben der Jugend mit Brauchtum überhaupt nichts zu tun hat.
Viele glauben eben, an der Fastnacht seien alle Schranken der Sittlichkeit und des Anstandes
aufgehoben. Schöne Fastnachtsbräuche gibt es hier ja nicht, die Jugend will nur schreien und
tanzen«377.

Im Jahr 1946 erwachten die örtlichen Vereine wieder zum Leben, nachdem deren frühere
Mitglieder, die nach und nach aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, diese neu gegründet
hatten. »Und dann mit der Zeit, so ab 46, da hat man schon wieder Fußball spielen können.
Und die Vereine, Musikverein und Gesangverein, kamen dann wieder. Da mußten alle Vereine
neu genehmigt werden. Da mußten Satzungen vorgelegt werden, damit ja nichts Falsches darin
stand oder etwas ans Dritte Reich erinnerte. Zum Beispiel Turnen haben sie zuletzt genehmigt
, denn daraus kamen ja die Elitetruppen, sagen wir einmal. Ab 46 ist's dann wieder losgegangen
, da kamen die Vereine, da wurden wieder Feste und solche Sachen veranstaltet«378.

Vor der Gründung eines Vereins mußte die französische Militärregierung die Vereinsstatuten
genehmigen, anschließend wurden die jeweiligen Mitglieder des Vorstandes auf ihre politische
Zuverlässigkeit überprüft. »Betreff: Gründungsversammlung des Gesangvereins >Lieder-
kranz< in Burladingen, 8. August 1946. Vergangenen Sonntagnachmittag fand im Gasthaus
>Zur Linde< die Gründungsversammlung des >Liederkranzes< Burladingen statt. Namens der
Vorstandschaft des früheren Männergesangvereins begrüßte Herr Johann Graf die erschienenen
Mitglieder und gab einen interessanten Rückblick über die Geschichte des hiesigen
Gesangs- und Musiklebens. In Anlehnung an dasselbe beschloß die Versammlung, dem Verein
wieder den früheren Namen >Liederkranz< beizulegen. Ebenso wurde auch der Satzungsentwurf
, der dem Landratsamt bereits eingereicht wurde, angenommen«379.

Selbst Anfang des Jahres 1947 mußten die Satzungen der Vereine noch bei der französischen
Militärregierung zur Genehmigung eingereicht werden. »Das Gouvernement Militaire
hat die Versammlung zwecks Gründung des Obstbauvereins genehmigt. Es macht aber darauf
aufmerksam, daß die gesamten Unterlagen nach der Verfügung Nr. 22 vom 12.2.1946 und
zwar: Statuten in dreifacher französischer und deutscher Ausfertigung, Fragebogen der verantwortlichen
Leiter in dreifacher Fertigung und ein Gründungsantrag des Kreises in dreifacher
Fertigung vorzulegen sind«380. »Der Musikverein Burladingen beabsichtigt, am 9. März
des Jahres 1947 seine Gründungsversammlung im Gasthaus >Zur Rose< in Burladingen abzuhalten
. Die Versammlung beginnt nachmittags um 15 Uhr. Die Vereinsstatuten übersende ich
einmal in deutscher und dreimal in französischer Sprache. Nach der Gründungsversammlung

377 Chronik der katholischen Pfarrgemeinde Burladingen.

378 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

379 Staatsarchiv Sigmaringen Ho 13 Acc. 14/1977, Nr. 524.

380 Ebd.

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