Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 246
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0260
Ute Weidemeyer-Schellinger

werde ich die Fragebogen der Vorstandsmitglieder nach Uberprüfung vorlegen. Der Beauftragte
für das Musikwesen, Herr Chordirektor Bausch, ist mit der Gründung des Musikvereins
in Burladingen einverstanden«381. »Die Vereine haben genehmigt werden müssen. Beim
Musikverein ist es ja so gewesen, die Fahne haben sie ja den ganzen Krieg über versteckt. Das
hat auch der Max Scheu gemacht. Er hat die Vereinsfahne versteckt, und als man sie wieder
zeigen durfte, hat er sie dann ausgepackt. Die Franzosen haben genehmigen müssen, daß die
Kapelle wieder üben und spielen kann, und bei welchen Anlässen sie spielen kann. Das war ja
alles ganz genau geregelt. Beim Wiederaufbau der Vereine nach dem Krieg waren es überall die
alten, also die, die vorher schon dabei gewesen waren und auch das Vereinsleben gekannt
haben. Die haben's gegründet. Die Vereine mußten ihre Satzungen genehmigen lassen,
während man's heute ja nur anzeigen muß beim Vereinsregister. Das haben die Franzosen vielleicht
schon auch gesehen, vielleicht haben sie es auch nicht einmal gemerkt, ich weiß nicht,
aber das war ja die Vorstufe für eine Demokratie. Wo soll's denn herkommen? Das sind ja
auch die gleichen Leute, die die Vereine gründen und tragen, das sind die gleichen, die auch das
politische Leben mitgestalten und mittragen. Und seinerzeit war ja nichts, man hat ja von Null
anfangen müssen. Das hat ja auch wieder sein müssen, man hat ja wieder eine Dorfgemeinschaft
gebraucht, ein klein bißchen. Das kulturelle Leben haben ja die Vereine getragen, Musik
und Gesang und nachher der Sport dazu«382.

Ein Informant rekonstruiert die Ereignisse bezüglich des ersten Musikfestes, das in Hausen
nach dem Krieg veranstaltet wurde und diverse Probleme verursacht hat. »Da war das erste
Kreismusikfest in Hausen. Da kam der Johann Pfister mit dem Fahrrad nach Hausen: Jetzt fangen
wir wieder an. In Hausen fangen wir an mit dem ersten Musikfest. Und das haben wir dann
in Hausen gemacht. Als es dann soweit war, hat man zwischen Hausen und Starzein den Festplatz
gemacht. Es war ja nichts da, dann hat man's eben auf dem freien Feld gemacht, eine Bühne
aufgebaut. Dann habe ich mir gedacht, eine Bewirtschaftung und ein Fest, das ist schwierig. Es
waren ein Haufen Anmeldungen da, in dem Umfang erlebt Hausen kein Fest mehr! Ich habe
dann gedacht, jetzt gehe ich einmal zur Militärregierung nach Hechingen. Mit dem Oberleutnant
, mit dem Chef, habe ich mich gut verstanden, und dann habe ich ihm das gesagt. Ja, sagt er,
da kann man etwas machen. Dann habe ich einen Schein gekriegt, daß man für das Fest ein
Schwein und ein Rind schlachten darf. Und so bin ich mit meinem Fahrrad wieder heimgefahren
. Und von einem Schwein und einem Rind haben dann Tausende von Leuten gegessen bei
dem Fest! Wie die das gemacht haben? Es ging ja nur darum, daß man eine Berechtigung hatte,
etwas ohne Marken auszugeben. Das war's, und das hat man auch damit erreicht. Ich mußte das
dann natürlich deutlich weitergeben an die Geschäftsleute, daß sie jetzt machen dürfen, was sie
wollen. Wo sie's dann hergebracht haben, war mir selbst ein Rätsel. So ein Einzelhändler hat mir
einen Tag später dann erzählt: Ich habe noch den letzten Hering verkauft«383.

Der Sportverein Burladingen nahm seine Vereinstätigkeit, die während des Zweiten Weltkrieges
weitgehend eingestellt gewesen war, im Jahr 1946 ebenfalls wieder auf. »Nach dem
Kriege, im April 1945, wurden von der französischen Militärregierung sämtliche Turnvereine
aufgelöst, deren Vermögen beschlagnahmt und jeder Turn- und Sportbetrieb verboten. Der
Sportplatz wurde während des totalen Krieges >zur Sicherung der Ernährung< geopfert und zu
Krautländern umgebrochen. Das Ende des Turnvereins schien besiegelt. Aber schon nach
kurzer Zeit begann man auf den Ruinen der Vergangenheit wieder aufzubauen. Durch die
Bestimmung der Besatzungsmächte, Turnen als >Wehrsport< zu bezeichnen und zu verbieten,
war der Rahmen für sportliche Betätigung eines Landvereins sehr eng gesteckt. Am 29. Dezember
1946 ist ein >neuer< Sportverein gegründet worden. Zunächst konnte ausschließlich
mit der Abteilung Fußball eine sportliche Tätigkeit aufgenommen werden. Auf dem Fuße

381 Ebd.

382 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

383 Interview mit Herrn G. am 29.4.1991.

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