Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 247
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0261
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

folgte die Abteilung Leichtathletik. Von Seiten der Besatzungsmacht wurde am 1. Januar 1948
das Geräteturnen wieder erlaubt. Von der Besatzungsmacht wurde für ihre Soldaten im Brühl
ein neues Sportgelände bestimmt, das bald auch unseren Sportlern zur Verfügung gestellt wurde
. Die von der Militärregierung verlangten Anmeldungen und Genehmigungen wirkten sich
für die Vereinsarbeit hemmend aus«384.

Ein Interviewpartner, der gemeinsam mit seinem Bruder eine Burladinger Gaststätte bewirtschaftet
hat, erinnert sich an einige Veranstaltungen, die dort nach dem Krieg durchgeführt
wurden. »Die kulturellen Veranstaltungen haben alle hier stattgefunden, Kino auch. Wir
haben extra einen Raum eingebaut, und da stehen heute noch die Apparate drin. Das Kino
umgetrieben hat mein Bruder. Theaterstücke wurden hier aufgeführt, Hochzeiten haben hier
stattgefunden. Jeder Verein hat Theater gespielt, Musikverein, Gesangverein, Turnverein. Und
dann ist der Fasching gekommen, da ist es hier ganz hoch hergegangen. Es wurden auch Theaterstücke
vom Landestheater Tübingen aufgeführt«385.

Die Vermutung, daß diese Veranstaltungen nach der langen kulturellen Pause im Krieg nun
einen besonders guten Besuch zu verzeichnen hatten, findet in der Erinnerung der Zeitzeugen
/innen nur vereinzelt Bestätigung. »Es ist gegangen. Wenn die Fabrikanten keine Karten
gekauft hätten für ihre Arbeiter und haben's denen geschenkt. Der, der Interesse gehabt hat, hat
eine Karte gekriegt. Dann haben sie eben mehr so derbe Stücke gebracht, die unsereiner nicht so
richtig begriffen hat. Und dann sind immer weniger gekommen, und zuletzt ist es dann ausgegangen
. Sie haben sich hier in der Wirtschaft umgezogen und da drüben geschminkt. Die kulturellen
Veranstaltungen sind alle hier gewesen, bis wir dann den Saal zugemacht haben«386. »Ein
Kino gab's in der >Linde< erst 48 oder 49. Und Theaterstücke hat man im Lindensaal auch aufgeführt
. Die Theaterstücke waren gut besucht. Da kam ja dann nach dem Krieg auch das Landestheater
zuerst von Sigmaringen, und dann kam ja die Württembergische Landesbühne. Die
Fabrikanten haben dann Karten gekauft für ihre Arbeiter und haben sie dann laufend, also einmal
dem und einmal dem, verteilt. Aber zuletzt haben die Leute das auch nicht mehr wollen«387.
»Die Veranstaltungen nach dem Krieg sind gut besucht worden. Jeder war froh, einmal wieder
etwas ganz anderes sehen zu können«388. »Die kulturellen Veranstaltungen waren alle in der
>Linde<. Da hat man Filme gezeigt. Man hat die Leinwand aufgestellt und hat die Stühle hingestellt
, und dann sah es kinomäßig aus. Wie haben denn die das gemacht? Auf einem Tisch haben
sie dann den Filmapparat gehabt und abends nach dem Film hat man ihn wieder mitgenommen.
Die Veranstaltungen nach dem Krieg waren gut besucht. Da hat man natürlich kein Fernsehen
und nichts gehabt, da ging man natürlich ins Kino. Theaterstücke gab's auch. Da kam dann
immer die Landesbühne von Tübingen«389. »Als ich heimgekommen bin (im Jahr 1947, d.V), da
war in der >Linde< schon ein Kino. Aber da mußte man ja das Holz mitbringen, wenn man ins
Kino wollte, sonst hätte man ja den Saal nicht heizen können. Jeder mußte einen oder zwei
Scheit Holz mitbringen, sonst hat man gar keine Eintrittskarte gekriegt. Und dann war da einmal
ein ganz Pfiffiger. Am Rathaus war ein großer Holzschuppen, und da hat man Holz für die
Schule und das Rathaus drin gehabt. Und dann hat einer da so eine Latte weggemacht und dann
sind die meisten Leute da vorbei, haben dort etwas herausgeholt und sind dann in die >Linde< ins
Kino. Und der Bürgermeister war ja der Kinobesitzer, und der hat dann in seiner Doppelfunktion
beides geduldet. Der hat ein Auge zugedrückt, daß da eine Latte fehlt«390.

384 Festschrift »100 Jahre Turnen und Sport in Burladingen« vom 25.bis 27. Juli 1964. Herausgegeben
vom Turn- und Sportverein. Burladingen 1964, S. 18, 19, 46.

385 Interview mit Herrn H. am 16.5.1991.

386 Ebd.

387 Interview mit Frau B. am 18.2.1991.

388 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

389 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

390 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

247


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0261