Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 248
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0262
Ute Weidemeyer-Schellinger

Auch in Zusammenhang mit der kulturellen Entwicklung in der Zeit der französischen
Besatzung wird deutlich, daß der >kleine Alltag< in die >große Geschichte<, die kleine kulturelle
Szenerie in die große kulturpolitische Entwicklung eingebunden ist. Während in den Städten
nach dem Krieg wieder Konzerte und Opern aufgeführt wurden, handelte es sich in ländlichen
Gegenden um Kinofilme und Theaterstücke, die jedoch bei der Bevölkerung keinen
geringeren Stellenwert einnahmen. Eine vergleichbare Entwicklung, jedoch im kleinen,
unscheinbaren und alltäglichen Bereich!

3.2. »MAN HAT JA GAR KEINE MÖGLICHKEIT GEHABT, SICH ZUR WEHR
ZU SETZEN« - WIRTSCHAFTS- UND REPARATIONSPOLITIK

Frankreich war unter den drei westlichen Besatzungsmächten das einzige Land, das während
des Krieges selbst deutsche Besatzung zu erdulden hatte. Das läßt es verständlich, wenn auch
keineswegs gerechtfertigt erscheinen, daß die französische Besatzungsmacht - vor allem zu
Beginn der Besatzung - bestrebt war, durch die Besetzung Deutschlands nicht nur politischen
Machtzuwachs und Sicherheit für spätere Reparationszahlungen zu erreichen, sondern daß es
versuchte, wenigstens in gewissem Umfang sofortige Wiedergutmachung der in Frankreich
angerichteten Schäden zu erlangen.

Da Württemberg-Hohenzollern jedoch über wenig Industrie und keine Rohstoffe verfügte
, blieben dort vor allem landwirtschaftliche Produkte und Holzeinschläge als Reparationen,
in Burladingen auch Maschinen und Waren aus den Fabriken.

3.2.1. »WAS MAN GEHABT HAT, HAT MAN ABLIEFERN MÜSSEN«

Bei ihrem Einmarsch in Deutschland war es für die Alliierten eine besondere Überraschung,
wie gut trotz aller Mangelerscheinungen der Verteilungsapparat der deutschen Verwaltung auf
dem Lebensmittelgebiet noch funktioniert hatte. Dank der Arbeit der Ernährungsämter war
auch in Württemberg-Hohenzollern die Ernährung bei Kriegsende noch einigermaßen zufriedenstellend391
.

Um die Ernährung der Kreisbewohner einigermaßen sicherzustellen, galt die Hauptsorge
in den ersten Nachkriegsjahren der Förderung der einheimischen Landwirtschaft. Die Bevölkerung
war zunächst fast ausschließlich auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus dem
eigenen Kreis angewiesen. Eine Einfuhr aus anderen Kreisen oder gar aus einer anderen Besatzungszone
war nur in besonderen Ausnahmefällen und mit Genehmigung der Militärregierung
möglich. Landkreise mit einer ertragreichen Landwirtschaft waren im Vorteil, während
der Kreis Hechingen mit den vielen Klein- und Nebenlandwirten, die nicht mehr oder jedenfalls
nicht viel mehr als ihren eigenen Bedarf erzeugten, oft große Schwierigkeiten hatte, um
nur das Nötigste für den Normalverbraucher aufzubringen. Hinzu kam, daß auch die Besatzungsmacht
in der französischen Zone - im Gegensatz zur amerikanischen und englischen
Zone - in beachtlichem Umfang aus den landwirtschaftlichen Erzeugnissen mitversorgt werden
mußte. Die Höhe der Umlage der abzuliefernden landwirtschaftlichen Produkte richtete
sich nach der landwirtschaftlichen Struktur des Kreises, vor allem nach seiner Anbaufläche
und seinem Viehbestand. Das Landratsamt setzte die Umlage der einzelnen Gemeinden in
derselben Weise und nach denselben Richtlinien fest, und die Bürgermeister wiederum verteilten
die Gemeindeumlage auf die einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe im Ort392. »Abzuliefern
waren vor allem Getreide, Vieh und Milch, anfangs auch Kartoffeln, Eier, Heu und
Stroh. Den Bürgermeisterämtern bereitete die Aufbringung der angeforderten Menge von

391 Vgl. Willi Schefold: Landwirtschaft und Ernährung. In: Gögler, Richter (wie Teil 1,
Anm. 123), S. 323.

392 Vgl. Speidel (wie Teil 1, Anm. 133), S. 257/58.

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