Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 293
(PDF, 85 MB)
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»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

dann in der alten Fabrik Fauler gewesen. Und auch in den Häusern, das mußte dann der Johann
alles organisieren. Der hat damals viel Arbeit gehabt und ist dann auch viel gescholten
worden. (Frau H.) Da gab's viele Anfeindungen. Hat er dem etwas gegeben, ist es da nicht
recht gewesen, hat er dem etwas gegeben, ist es auch nicht recht gewesen. Das war damals ein
undankbarer Posten. (Herr H.) Das war da ganz schlimm. Dann sind die Leute noch zu meinem
Schwiegervater gekommen und haben geschimpft: Der Johann hat das gemacht, der Johann
hat jenes gemacht. (Frau H.)«559.

Ein anderes Statement bezüglich des Verhaltens des Bürgermeisters - ebenfalls die Unterbringung
der Flüchtlinge betreffend: »Der X.Y. war ein guter Mann, ein korrekter, aber er ist
zu korrekt gewesen. Er hätte da ruhig ein bißchen ... Sagen wir einmal zum Beispiel bei ihnen
(die Familie seiner Ehefrau, d.V.), da hat er ja genau gewußt, daß es vier Kinder hat, da hätte er
sogar noch Flüchtlinge ins Haus getan und die Fabrikanten hätte er geschont. Ich habe es ihm
auch einmal gesagt, nicht einmal ihnen selbst hat er welche gegeben. Also, da muß ich schon
sagen, da hätte er es gnädiger machen können hin und wieder«560.

Herr D. beschreibt die Situation der Heimatvertriebenen in Burladingen und widerlegt die
Meinung, daß zwischen »Altbürgern« und »Neubürgern« bedeutende Probleme aufgetreten
sind. »Flüchtlinge hat's überall gegeben. Die kamen aus Ostpreußen, Jugoslawien, Pommern,
Schlesien, Westpreußen, Böhmen, Sudetenland, das sind also die hauptsächlichen Flüchtlinge
gewesen. Da sind dann einzelne Häuser, die ein oder zwei Zimmer frei gehabt haben, da sind
dann die Flüchtlinge hineingekommen, und auf der anderen Seite haben die anderen gewohnt
. Jeder, der ein bißchen Platz hatte, mußte eben einen nehmen. Da gab's eben gar nichts
dagegen. Es sind natürlich schon viele Flüchtlinge gekommen, aber alle erst, sagen wir einmal
nach 1946/47, so werden die ersten gekommen sein. Die meisten kamen dann ja oben herunter
von Schleswig-Holstein. An und für sich gab's zwischen den Burladingern und den
Flüchtlingen schon ab und zu einmal Reibereien, hauptsächlich in den Häusern, in denen sie
gewohnt haben. Die einen wollten sie wieder draußen haben, und die anderen wollten bleiben
. Und dann hat eben einer dem anderen das zuleide getan, was er nur gerade konnte. Aber
im großen ganzen, daß es irgendwie Schlägereien oder so etwas gegeben hätte, das hat es also
kaum gegeben. Die Häuser waren nicht so groß wie heute, und vor allen Dingen waren es
lauter alte Häuser. Die hat man alle so gebaut, jeder nur das, was er gebraucht hat. Und der
Johann Graf mußte schauen, wo er sie unterbringt. So ist es heute mit den Umsiedlern genauso
. Ja jetzt, wohin tun? Da wollen sie ja jetzt ein Gesetz oder so etwas herausbringen, jeder,
der freien Wohnraum hat, muß so- und soviel zahlen, wenn er keinen hereinläßt. Und wer ein
großes Haus und Geld hat, sagt: Lieber zahle ich etwas, bevor ich jemand hereinlasse. So ist
es auch wieder«561.

Ein anderer Gesprächspartner rekonstruiert die Schwierigkeiten bei der Unterbringung
der Flüchtlinge aus der Sicht eines damaligen Bürgermeisters. »Vor der Währung kam noch
das Flüchtlingsproblem mit den Wohnungen, das war noch das Schlimmste. Da hat man ein
Kontingent zugewiesen gekriegt. Es war also bekannt, in den nächsten zwei Jahren müssen
wir in Hausen etwa 95 Flüchtlinge aufnehmen. Vertriebene war der richtige Ausdruck. Das
war also schwierig. Das ging dann so: Man hat die Wohnungen aufgenommen, und dann hat
man das aufgeteilt nach Quadratmetern. Jetzt kommt die Riesenschwierigkeit: Natürlich,
wenn jetzt das hier ein Zimmer ist, das brauchen wir nicht ganz. Aber es soll mir einmal einer
sagen, soviel Quadratmeter gehören dir. Das geht ja gar nicht. Das müßten dann ja einzelne
Zimmer sein. Das waren die Sachen, mit denen man sich täglich herumgestritten hat. DeV
Johann Graf und ich sind einmal nach Nagold gefahren im Zusammenhang mit der Zuweisung
von Flüchtlingen. Mit Ach und Krach hat man da und dort einen leeren Raum gekriegt

559 Interview mit Ehepaar H. am 16.5.1991.

560 Interview mit Herrn E. am 15.5.1991.

561 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

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