Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 322
(PDF, 85 MB)
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Jürgen Treffeisen

und ihre Überlassung an andere Behörden oder Archive widerspricht dem Provenienzprinzip
und wird heute auch nirgendwo mehr geduldet geschweige denn befürwortet. [...] Eine Überlassung
an andere Stelle ist nicht mehr vorgesehen. Sie ist aber auch weder erforderlich noch
wünschenswert. Eine sorgfältige Aktenausscheidung wird alle Akten, die aus rechtlichen, wirtschaftlichen
, sozialen, kulturellen oder historischen Gesichtspunkten dauernd aufhebenswert
sind, ermitteln und dem Archiv zuführen, wie auch das Archiv stets darauf bedacht sein wird,
derartige Akten zu erhalten. Was übrig bleibt, ist nicht aufhebenswert und kann unbedenklich
vernichtet werden. Es besteht kein Grund, diesen wertlosen Rest von anderen Stellen aufbewahren
zu lassen. Mit der Veröffentlichung im Staatsanzeiger für das Land Württemberg-
Hohenzollern (Nr. 12 vom 29. Juni 1951) trat der Runderlaß des Staatsministeriums über die
Ausscheidung von Akten bei Staatsbehörden in Kraft.

Herberhold entwickelte eine beeindruckende und wirkungsvolle Aktivität sowie ein hohes
archivfachliches Niveau im Aufgabenfeld der Behördenbetreuung und Aktenaussonderung,
was noch heute als Standard anzusehen ist. Er scheute hierbei auch vor zeitraubenden Behördenbesuchen
nicht zurück, sondern sah diese als Grundlage jeder Aussonderung an. In diesem
Zusammenhang erfolgte auch eine intensive Beratung der Landratsämter. Die großen Aktenablieferungen
in den ersten Jahren nach dem Kriegsende führten zu einem sprunghaften Anstieg
der Bestände. Waren zu Ende des Jahres 1945 nur circa 1000 lfd.m Akten archiviert, so
war zu Ende des Jahres 1950 deren Umfang bereits auf 1650 lfd.m angestiegen.

4.6. Archivpflege

Auch in einem weiteren, gleichfalls sehr arbeitsintensiven Bereich entwickelte Herberhold
großes Engagement. Die Archivpflege gehörte seit 1937 in Hohenzollern zu den Kompetenzen
des Landeskommunalverbandes77. Die Leitung lag beim Staatsarchiv, die Mittel stellte der
Landeskommunalverband78. Bereits 1938 war Herberhold zur Uberzeugung gelangt, daß eine
wirksame Archivpflege in Hohenzollern nur unmittelbar vom Staatsarchiv aus betrieben werden
kann79. Schon im Tätigkeitsbericht vom 31. Mai 1946 problematisierte er die Beaufsichtigung
der Archive der kommunalen Verwaltungsstellen. Als dringendste Aufgabe sah er die
Bereisung sämtlicher Gemeinden. Dies gestaltete sich aufgrund fehlender Transportmittel
äußerst schwierig, so daß jetzt die oftmals entlegenen Orte nur durch ausgedehnte Fußmärsche
zu erreichen sind60. Im Anschluß an den ersten Südwestdeutschen Archivtag richtete
Herberhold ein Schreiben mit Datum vom 11. Januar 1947 an das Staatssekretariat für das
französisch besetzte Gebiet Württembergs und Hohenzollerns81. Für die südwestdeutschen
Archivare sprechend wollte er das Augenmerk der staatlichen Aufsichtsbehörden auf die Mißstände
in den Gemeindearchiven lenken. Ausgehend von den zum Teil katastrophalen Zuständen
in einzelnen Gemeindearchiven wurde der Vorschlag unterbreitet Aufbau einer staatlichen
Pflegerorganisation unter weitgehender Beteiligung der gemeindlichen Selbstverwaltung
. Damit sollte hier an Traditionen angeknüpft werden, die insbesondere im badischen
Raum bereits auf eine lange Tradition zurückblicken konnten82. Die fachliche Betreuung soll-

77 Zur Archivpflege in Hohenzollern vor 1945 siehe Weber, Entwicklung (wie Anm. 75), S. 44f.

78 StASWü 119T2Nr. 102.

79 Zitiert nach Weber, Entwicklung (wie Anm. 75), S. 48.

80 St AS Wü 119 T 2 Nr. 255 (31. Mai 1946).

81 StAS Wü 80 Nr. 398 (11. Januar 1947).

82 Christoph J. Drüppel: Zur Geschichte der kommunalen Archivpflege in Baden und Württemberg.
In: Krimm, John, Archiv und Öffentlichkeit (wie Anm. 33), S. 205-219; Weber, Entwicklung (wie
Anm. 75); Winfried Schöntag: Denkmalschutz im Archivwesen und Pflege nichtstaatlichen Archivguts
in Baden-Württemberg. In: Festschrift Walter Jaroschka zum 65. Geburtstag. Hg. von Albrecht Liess,
Hermann Rumschöttel und Bodo Uhl (Archivalische Zeitschrift 80). Köln-Weimar-Wien 1997.
S. 341-359.

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