Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 352
(PDF, 85 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0366
Neues Schrifttum

sich mit seiner Klientel (»Die >Jauner< des Malefizschenken«) auseinandersetzt. Bei aller schon
damals gegebenen Unvollständigkeit der Quellen hat er eine Fülle von Informationen zur Person
Schenks sowie zur Biographie der von ihm gefangenen Delinquenten zusammengetragen.
Franz Ludwig Graf Schenk von Castell selbst (1736-1821), dessen Familie sich seit der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitz der Herrschaft befand, hatte diese seit 1764 inne.
Gegen Ende der 1780er Jahre erbaute er nahe seinem Schloß ein Strafgerichtsgebäude und eine
Strafvollstreckungsanstalt, um sich fortan ganz der überregionalen Verfolgung von Räuberbanden
widmen zu können. Seit 1789 betrieb er mit Unterstützung der benachbarten Territorien
die Aufspürung, Verfolgung, Arrestierung und Bestrafung solcher Gruppen bis in die
Schweiz hinein. Nachdem das Schloß bereits 1807 in Flammen aufgegangen war, wurde im
Jahre 1808 auch diese Art der Justizpflege durch den neuen Landesherrn Württemberg aufgehoben
. Schenk wehrte sich heftig, wenngleich umsonst, gegen seine Mediatisierung, und zog
sich schließlich sogar das Mißfallen des württembergischen Königs zu. Mit seinen spezifischen
Bemühungen gehört Schenk in eine Reihe mit dem Sulzer Oberamtmann Schäffer oder
dem Emmendinger Hofrat Roth (vgl. S. 31), die sich allesamt recht effizient und mit überregionalem
Echo gegen Räuberbanden zur Wehr setzten.

Die detaillierte Auseinandersetzung Arnolds mit Positionen und Forschungsmeinungen
seiner Zeit erweist sich zumal für den interessierten Laien aus zeitlicher Distanz nicht immer
als leicht nachvollziehbar, zuweilen auch als mühselig. Der Leser hat sich mit einer Fülle von
Informationen auseinanderzusetzen, die es auch auf Grund vieler - heute zumal doch befremdlich
anmutender - Quellenzitate nicht immer leicht werden lassen, das Wesentliche vom
weniger Wesentlichen zu trennen (man vgl. nur die ermüdende kleingedruckte Wiedergabe
des Rechtsgutachtens S. 127-146). Damit bleibt diese Studie in weiten Teilen eher eine Lektüre
für Experten. Auch ist sie dem Thema sehr eng verhaftet und bietet leider dem allgemeiner
Interessierten kaum Ansatzpunkte darüber hinaus. Bedauerlicherweise werden auch die bei
Arnold erwähnten Autoren nicht weiter identifiziert, so daß ein Zurückgreifen hierauf nur mit
großem Aufwand möglich ist.

Die mehrfach eingefügten alten Fotos und Postkarten mit Oberdischinger Ansichten geben
, zumal auch dargestellte Personen nach Möglichkeit identifiziert wurden, einen Eindruck
über die herrschaftlichen Gebäude und den Ort selbst in vergangenen Jahrzehnten, wenn auch
die Auflistung der bei den Gebäuden stehenden Personen wohl eher den Oberdischingern etwas
sagen wird (vgl. Abb. 19: »klein Walter«). Das Buch hätte allerdings gewonnen, wenn zumal
für die neueren Fotos auf Farbaufnahmen zurückgegriffen worden wäre. Einige der »Jau-
ner-«Porträts sowie Gouachen des zeitgenössischen Biberacher Malers Johann Baptist Pflug
wurden erfreulicherweise in den vorliegenden Band aufgenommen.

Einige kleinere Lesefehler des Bearbeiters aus Originaldokumenten stellen keine Beeinträchtigung
dar (so lese man z. B. auf S. 22: »Voroesterr.« statt »Oesterr.«, S. 73: »Verzeich-
niss« statt »Verzeichmis«, »gewesten« statt »gewesenen« und »Moriz Bonifaz« statt »Merz,
Bonifaz«). Die beigefügten Karten sind leider nicht immer quellenmäßig nachgewiesen. Die
erfreulicherweise am Ende beigefügten Namens- (für die »Jauner«), Orts- und Personenregister
erleichtern in erheblicher Weise den Zugriff.

Kreitmeier hat sich einer großen Mühe unterzogen, Arnolds Schrift wieder der Öffentlichkeit
zukommen zu lassen. Für das nähere Umfeld der Heimat des Schenken eine verdienstvolle
Angelegenheit. Andererseits jedoch ist die Forschung in der Untersuchung der Materie
deutlich über den Rahmen von Arnolds Studie hinausgegangen und zu grundlegenden und
auch überregionalen Ergebnissen gelangt. Dies mindert nicht den Umstand, daß Arnolds Studie
seinen festen Platz in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Forschung hat.

Köln Wolfgang Schaffer

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