Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 363
(PDF, 85 MB)
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Besprechungen

wie die Herkunft aus evangelischen Familien, die allerdings bei der Mehrzahl der Betroffenen
nicht zu einer engeren religiösen Bindung führte, sondern, ganz im Gegenteil, in eine kirchenfeindliche
Grundstimmung umschlug und im Karriereverlauf zumeist zum Kirchenaustritt
führte. Ahnlich aufschlußreiche, da zum Teil gängigen Forschungsmeinungen widersprechende
Ergebnisse lassen sich hinsichtlich des Führungspersonals der Gestapo und der Sondergerichte
feststellen. So läßt sich, um nur ein Beispiel zu geben, zeigen, daß sich dieser Personenkreis
im Südwesten eben nicht soziologisch klar verorten läßt, daß Hitlers Helfer vielmehr aus
einer äußerst heterogenen Gruppe von Menschen bestanden, die aus höchst unterschiedlichen
Motiven das NS-Regime mitaufbauten und trugen. Außerordentlich aufschlußreich sind die
biographischen Skizzen aber auch hinsichtlich der von der jüngeren Forschung herausgearbeiteten
polykratischen Strukur des NS-Staates: Sie zeigen, daß der Berliner Zentralismusanspruch
in sekundären Bereichen regionale Widerständigkeiten in Rechnung stellen mußte, ja
sich zum Teil an ihnen brach, sie zeigen aber auch, daß >essentials< der NS-Politik - die Verfolgung
politisch Andersdenker, das Euthanasieprogramm, die Diskreditierung und Vernichtung
jüdischen Lebens oder anderen, von den Nationalsozialisten als »rassisch minderwertig« Eingestuften
- von den regionalen NS-Führern nicht in Frage gestellt wurden. Die Führer der Provinz
, denen mit wenigen Ausnahmen in der jungen Bundesrepublik berufliche (und erst recht
politische) Karrieren versagt blieben, die aber auch ob ihrer Taten nur begrenzt, zum Teil gar
nicht belangt wurden, agierten somit während des Dritten Reiches »als Sachwalter ihrer zen-
tralistischen Führung«. Ihre - oft vollmundig betonte - Loyalität gegenüber Land und Leuten
war eine relative und speiste sich aus einer Vielzahl höchst unterschiedlicher, zum Teil egozentrischen
Machtambitionen entspringender Motive. Dies im Detail gezeigt zu haben, ist das Verdienst
des vorliegenden Werkes.

Rottenburg a.N. Norbert Haag

Uwe Uffelmann: Identitätsstiftung in Südwestdeutschland. Antworten auf politische Grenzziehungen
nach dem Zweiten Weltkrieg. Redaktion: Holger Meh. Idstein: Schulz-Kirchner
-Verlag, 1996. 220 S. (Historisches Seminar - N. F. Bd. 8, hg. von Armin Reese und Uwe
Uffelmann).

Der vorliegende Band, der Hochschullehrer, Studierende, Lehrer und »an differenzierteren
historischen Fragen« Interessierte gleichermaßen ansprechen soll, stellt kommentiertes Quellenmaterial
und Auszüge aus der wissenschaftlichen Literatur zusammen. Kernthema ist die
regionale politische Identität in den nach Kriegsende 1945/47 entstandenen drei südwestdeutschen
Staaten Württemberg-Baden (US-amerikanische Zone), Württemberg-Hohenzollern
und Südbaden (französische Zone), aus denen 1952 der Südweststaat Baden-Württemberg
gebildet wurde, die einzige staatliche Neuschöpfung auf westdeutschem Territorium seit Bildung
der Bundesrepublik Deutschland bis zum heutigen Tage. Die zähen und heftigen Kämpfe
um die Entstehung des Landes, das Für und Wider und nicht zuletzt die Frage, ob dabei
alles mit »rechten Dingen« zugegangen ist, sind vielfach erörtert worden. Im Abstand von
45 Jahren erhitzen sich deshalb aber nur noch wenige Gemüter, und es stellt sich die Frage,
was an Neuem, Ertragreichem noch beigesteuert werden kann zum Stand der Forschung.

Es ist das herausragendste Verdienst des Buches, deutlich zu zeigen, wie reich der Fundus
an bisher gar nicht oder kaum ausgewerteten Quellen noch ist. Uffelmann kapriziert das
Kernthema auf fünf Einzelaspekte, nämlich 1. den Anspruch des französisch besetzten Staates
Südbaden, das »badische Kernland« zu sein (und eben nicht das zum Staat Württemberg-
Baden gehörende Nordbaden), 2. auf die Rolle der CDU als Stifterin einer Landesidentität für

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