Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 364
(PDF, 85 MB)
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Neues Schrifttum

Württemberg-Hohenzollern, 3. auf die Aktivitäten Heinrich Köhlers und Reinhold Maiers als
Chefpropagandisten einer aus primär wirtschaftlichen Erwägungen zu vollziehenden Länderneugliederung
, 4. auf die Arbeitsgemeinschaften, die es seit 1950 gab, und 5. auf die neue Identität
im neuen Land Baden-Württemberg. Zu diesen Einzelaspekten werden zunächst knappe
einführende Texte, in einem zweiten Schritt aussagekräftige Quellen, abschließend Thesen
(aus bisher erschienener Literatur) angeboten, die zur Diskussion und eigener Forschung anregen
sollen,

Es versteht sich von selbst, daß die Auswahl der Einzelaspekte und der Quellen an sich
schon dazu dient, eigene Thesen Uffelmanns zu stützen und zur Übernahme anzubieten. Ein
solches Vorgehen ist legitim, aber in zahlreichen inhaltlichen Fragen angreifbar. Es würde hier
zu weit führen, auch nur den wesentlichsten Fehleinschätzungen auf den Grund zu gehen,
aber zweierlei sei beispielhaft herausgegriffen:

1. Zur Einführung wird (S. 13) aus Ministerpräsident Gebhard Müllers Rede beim Staatsakt
anläßlich des Inkrafttretens der baden-württembergischen Landesverfassung zitiert, und
zwar der Passus, in welchem er die Schwierigkeiten der Südweststaat-Anhänger schildert, die
»achtenswerte Anhänglichkeit« großer Teile der Bevölkerung in den Ländern an deren »staatliche
Tradition« zu überwinden, weshalb die Auseinandersetzung um den Südweststaat so
hart gewesen sei. S. 16 wird angeführt, Müller sei in seiner Rede »bescheiden« gewesen, als er
»die jahrhundertealte gemeinsame Geschichte Badens und Württembergs in Deutschlands
großen und schweren Zeiten« beschworen habe, denn: »Wäre er konkret geworden, hätte er
sicher die staufische Vergangenheit genannt, die im neuen Staatswappen manifest wurde,
zweifellos ein Tatbestand des kulturellen Gedächtnisses.« Müller hat aber in der gleichen Rede
deutlich hervorgehoben, daß »dieser Raum, der sich mit dem Lande Baden-Württemberg
deckt, dem deutschen Volke seine größten Geschlechter geschenkt hat«, und nennt in der
folgenden Aufzählung selbstverständlich auch die Staufer! Müller war also durchaus konkret
geworden, nur hat Uffelmann es übersehen, und so beginnt der Band mit einer nicht unerheblichen
Nachlässigkeit.

2. Uffelmann folgt ganz den Untersuchungsergebnissen seines Doktoranden Heinz Pfefferte
, wenn er sich im Zusammenhang mit der Verfassunggebung in Württemberg-Hohenzollern
dahingehend äußert, die mit absoluter Mehrheit ausgestattete CDU habe mit der Verfassung
eine eigene Landesidentität schaffen wollen, die sich bewußt von der württemberg-badi-
schen Verfassung (und Identität) unterscheiden sollte. Viel zu wenig wird beachtet, warum die
CDU, die Ende 1946 eine stabile absolute Mehrheit in Württemberg-Hohenzollern besaß, aus
freien Stücken eine wesentlich von dem SPD-Politiker Carlo Schmid erarbeitete Verfassung
hätte übernehmen sollen, wo sie die einmalige Gelegenheit sah, in einem gegenüber Württemberg
-Baden wirtschaftlich und demographisch völlig anders geartetem Territorium, dessen
Existenzdauer völlig unabsehbar war, ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen. Damit wäre
auch für die Regierung des verfassungsmäßig konstituierten Staates, die zweifelsohne von der
CDU majorisiert sein würde, eine tragfähige Grundlage geschaffen worden. Welche Partei hat
jemals nicht versucht, bei Verfassungsberatungen ihre Maximalforderungen durchzusetzen?!
Dieses Vorgehen schließt nicht aus, daß man später auch von Tübingen und von der CDU aus
auf den Südweststaat zusteuerte - denn es war völlig klar, daß der neue Südweststaat, der ja
Teil der Bundesrepublik war, die es 1946/47 aber noch nicht gab, ohnehin einer den Gegebenheiten
angepaßte neue Verfassung benötigen würde. Damals, als die württemberg-hohenzolle-
rische Landesverfassung entstand, war die Entwicklung im deutschen Südwesten unklar, und
das Beispiel Nordrhein-Westfalens oder Hessens zeigte, daß territorial Fakten geschaffen
wurden, die sich nur noch schwer oder gar nicht revidieren ließen.

So beeinträchtigt eine Verengung des Blickwinkels ein wenig das wichtige Ziel der Publikation
, nämlich in der Zusammenschau von Quellen- und Literaturtexten einen neuen Zugang
zur jüngeren Geschichte des Südwestens zu bieten. Für den vorrangig an hohenzollerischer
Geschichte Interessierten wird besonders der Abdruck der Auszüge aus den Verf assungsbera-

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