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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0023
Alte Strukturen und neue Elemente während der Revolution von 1848/49 in Hohenzollern

bung im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen, als in Sigmaringen bereits Petitionen an den
Fürsten eingereicht wurden. Vermutlich erst die Nachrichten von der Revolution an anderen
Orten machte der Bevölkerung des Fürstentums Mut, und es steigerte sich die Unruhe im
Lande. Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin machte daraufhin von sich aus gegenüber dem
Hechinger Magistrat das Zugeständnis, daß er dem Lande alle Rechte gewähren werde, die
die Badener erhielten. Nun waren diese politischen Rechte für die bäuerliche Bevölkerung
nicht von Interesse und wurden zunächst nicht gefordert. Statt dessen verlangten die Dorfvögte
die Erfüllung alter Landeswünsche. Erst nach der Formulierung dieser Landeswünsche
stellte die Stadt eigene Forderungen auf. Charakteristischerweise ging die Märzbewegung in
Hechingen wiederum vom Lande aus und griff dann erst auf die Stadt über. Obwohl der
Fürst am 10. März weitere Zugeständnisse machte, strömten einen Tag später die Bauern in
die Stadt und versammelten sich auf dem Marktplatz; ein Teil der Untertanen war gekommen
, um neue Forderungen vorzubringen, andere wiederum wollten sich für die gemachten
Zusagen bedanken. Die Stadt Hechingen schloß sich der Demonstration nicht an, worüber
die Bauern erbost waren und die Stadt anzuzünden drohten, falls ihren Begehren nicht nachgegeben
würde. Die Bürger stellten sich hingegen schützend vor ihren Fürsten. Schließlich
sah sich Friedrich Wilhelm Konstantin gezwungen, nachdem er noch in beleidigender Weise
angegriffen worden war, alle Forderungen pauschal zu genehmigen. Daraufhin kehrte die
Menge in die Dörfer zurück. Die Umsetzung der Zugeständnisse geschah später in der sogenannten
»Achtundfünfziger-Versammlung«, einem außerordentlichen Landtag, in dem sich
58 neu gewählte Abgeordnete des Landes befanden9.

Der gesamte Ablauf der Märzereignisse in Hechingen ist fast klassisch zu nennen und hatte
sich in den Jahrhunderten zuvor in wesentlichen Teilen so oder ähnlich bereits mehrmals
zugetragen: Die Bauern, von denen die Revolte ausging, versammelten sich zum Teil bewaffnet
in der Stadt und brachten alte, nicht geklärte Beschwerden vor. Die Bürger der Stadt
Hechingen schlössen sich den Rebellierenden nicht an, zumindest nicht in ihrer Gesamtheit.
Anders als in früheren Fällen gab der Fürst 1848 nach, unter anderem wohl deshalb, weil ihm
militärische Zwangsmittel nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung standen10.

1.2. HOHENZOLLERN-SIGMARINGEN

Das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen war bis 1806 ein sehr heterogenes Herrschaftsgebiet
. Der größte Teil des Fürstentums war von Österreich lehenbar. Im wesentlichen war
nur die Herrschaft Haigerloch reichsunmittelbar, neben einigen Orten in der Grafschaft Sigmaringen11
.

In der von Österreich lehenbaren Grafschaft Sigmaringen kam es im 17. und 18. Jhd. immer
wieder zum wenigstens partiellen Ausgleich bei den Auseinandersetzungen zwischen
Untertanen und Herrschaft. Hauptursache dafür war das vermittelnde Eingreifen Österreichs
, das gegenüber den Grafen und Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen seine Ober-

9 Die Schilderung der Ereignisse folgt Gönner (wie Anm.4), S. 49-54.

10 Nach wie vor grundlegend zu den Untertanenkonflikten in Hechingen: Julius Cramer: Die Grafschaft
Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher Volkszustände 1400-1850. Stuttgart 1873, hier: S. 289-294,
S. 329 f., S. 372 ff.: nicht in jedem Falle drangen die Bauern bewaffnet in die Stadt Hechingen ein, doch
wurden die Konflikte häufig nach Versammlungen der Untertanen auf dem Lande gewaltsam ausgetragen
. Zu den Aufständen auch: Eberhard Elbs: Bisingen und die bäuerlichen Aufstände in der Grafschaft
Hohenzollern. In: 1200 Jahre Bisingen. Hrsg. v. der Gemeinde Bisingen. Bisingen o.J. (1987),
S. 90-104, S. 92-96.

11 Dazu: Fritz Kallenberg: Die hohenzollerischen Fürstentümer am Ausgang des Alten Reiches. Ein
Beitrag zur politischen und sozialen Formation des deutschen Südwestens (Diss. mschr.). Tübingen
1961, S. 3 ff.

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