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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0030
Andreas Zekorn

Militärs, um rückständige Steuern einzutreiben46. Diese Vorkommnisse dürfen aber wohl
eher als marginal abgetan werden und hatten keinen grundsätzlichen Einfluß auf den weiteren
Verlauf der Revolution. Es gab kaum zeitgemäße Interessen und Forderungen einer liberalen
bis radikal-demokratischen bürgerlichen Schicht, die die Revolution weitergetrieben
hätte wie in Sigmaringen. Die Revolution in Hechingen reiht sich damit eher in die bäuerlichen
Revolten des Alten Reichs ein.

Neben einer gewissen Nachgiebigkeit Fürst Friedrich Wilhelm Konstantins ist für den
insgesamt recht gemäßigten Verlauf der Revolution in Hohenzollern-Hechingen Pfarrer Josef
Blumenstetter verantwortlich zu machen. Mit politischer Vernunft und Autorität brachte
er die revolutionären Kräfte auf einen gesetzlichen Weg, und der »Übergang vom patriarchalisch
regierten Land zu einem modernen Verfassungsstaat war hauptsächlich das Verdienst
Blumenstetters«. Auch nach der Einführung der Verfassung wirkte er, streng auf die Gesetzmäßigkeit
seiner Handlungen bedacht, weiter mäßigend und stellte sich beispielsweise den
Steuerverweigerungen einiger Gemeinden entgegen47.

Eine nochmalige stärkere Mobilisierung der Bevölkerung gab es erst 1849 infolge der äußeren
Ereignisse: die Einführung der Reichsverfassung und ihre Verteidigung war mit einem
Wiederaufleben der Märzvereine und der politischen Aktivitäten verbunden48.

Bemerkenswert ist, daß sich eine weitere deutliche Kontinuität der Strukturen in Hechingen
erkennen läßt: Bei den Revolten im Alten Reich war stets das Hechinger Unterland, also
etwa die Gemeinden Bisingen, Grosselfingen, Rangendingen oder Owingen, wesentlich rebellischer
als das Oberland, die Gemeinden um Burladingen, die auf der Alb lagen49. Dies
dürfte damit zusammenhängen, daß die Bewohner des fruchtbaren Albvorlands wirtschaftlich
besser gestellt waren als die Bauern auf der Alb. Damit hatten die Unterländer eine günstigere
Ausgangslage, um eine Revolte durchführen zu können.

Auch während der Revolution von 1848/49 waren die Einwohner der Gemeinden des
Albvorlandes eindeutig renitenter und revolutionärer als diejenigen des Oberlandes. Um nur
zwei Beispiele anzuführen: während die Bauern des Oberlandes am 11. März nach Hechingen
kamen, um sich beim Fürsten für die bisherigen Zugeständnisse zu bedanken, zerrissen
die Abgesandten von Grosselfingen, Owingen und Bisingen einen fürstlichen Erlaß, weil ihnen
die Zusagen nicht genügten. In der Achtundfünfziger-Versammlung gerierten sich die
Deputierten der Unterländer wesentlich radikaler als die Oberländer. Als ein Junginger Deputierter
eine Protestnote gegen die am 11. März geschehenen Gewalttaten verlas, schrien ihn
die Unterländer nieder und drohten ihn gar aus dem Fenster zu stürzen50.

4.2. HOHENZOLLERN-SIGMARINGEN

In der Petition der Stadt Sigmaringen vom 4. März 1848 lassen sich praktisch keine Anknüpfungen
an die Beschwerdeschriften früherer Jahrhunderte finden, abgesehen von solchen Begehren
, die das Feudalsystem grundsätzlich betrafen. Dies hat vermutlich seinen Grund darin
, daß es bei den Konflikten zwischen Fürsten und Untertanen im 17. und 18. Jahrhundert

46 Ebd., S. 50 ff., S. 66 ff., S. 71 ff.; Walter Sauter/Bruno Ewald Reiser: Ludwig Eglers Chronik der
Stadt Hechingen. Hechingen 1980, S. 252. Auch in einem Bericht der Hechinger Regierung an Freiherr
Adolph von Holzhausen vom 27.9.1848 heißt es, daß die Ordnung seit dem 11. März 1848 nicht mehr gestört
worden sei (StAS, Ho 1, Nr. 759).

47 Zusammenfassend: Gönner, Blumenstetter (wie Anm. 23), S. 461 ff.

48 Gönner (wie Anm. 4), S. 149 ff., S. 157 ff.

49 Cramer, Grafschaft Hohenzollern (wie Anm. 10), S. 289, S. 302, S. 305, S. 324 f., S. 329 f., S. 343. Dieser
Fragestellung müßte in einer immer noch ausstehenden, genauen Untersuchung der Untertanenkonflikte
in Hohenzollern-Hechingen detaillierter nachgegangen werden.

50 Gönner (wie Anm. 4), S. 53, S. 63 f., S. 65.

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