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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0035
Alte Strukturen und neue Elemente während der Revolution von 1848/49 in Hohenzollern

hältnis der Untertanen im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen anzutreffen. Allein innerhalb
der Grafschaft Sigmaringen standen die sogenannten Mediatuntertanen der österreichisch
lehenbaren Orte, die steuerlich begünstigt waren, den Immediatuntertanen gegenüber,
die den Fürsten unmittelbar untergeordnet waren73.

Während der Revolution von 1848 läßt sich nun als neues Element das zeitweilig gemeinsame
Vorgehen der Untertanen des gesamten Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen feststellen
. Das Fürstentum war im 19. Jahrhundert enger zusammengeschlossen als in der Zeit
davor. Dies hatte hauptsächlich seine Gründe in der Verfassung des Fürstentums, in der
rechtlichen Gleichstellung von Stadt und Land sowie in der Repräsentation des gesamten
Landes im Landtag. Die geänderte Verfassung schaffte die Basis für eine Änderung der Beziehungen
innerhalb des Untertanenverbandes. Hinzu kamen die verschiedenen Presseorgane,
die im ganzen Land für einen gleichmäßigen Informationsstand sorgten. Im Jahre 1848 trugen
sie ganz wesentlich zur Mobilisierung der Untertanen bei; der demokratische »Erzähler«
rief beispielsweise im März 1848 die Untertanen im ganzen Land zur Abfassung von Petitionen
auf. Gewiß, die Revolution im Fürstentum begann sich im März 1848 an unterschiedlichen
Orten mehr oder minder unabhängig voneinander zu entzünden, es gab Differenzen
zwischen den einzelnen Landesteilen, das liberale und demokratische Lager spaltete sich zunehmend
auf, und die Landgemeinden folgten beim Septemberaufstand den Radikaldemokraten
nicht mehr; die im Frühjahr 1848 verfaßten Petitionen wiesen jedoch manche Gemeinsamkeiten
auf, und vor allem die Volksversammlungen wurden im ganzen Land abgehalten
und hatten landesweiten Charakter. Sie aktivierten einen Großteil der Bevölkerung
des Fürstentums. Die Verhandlungen auf dem außerordentlichen Landtag wurden für das gesamte
Land geführt. Und schließlich war Hohenzollern-Sigmaringen durch einen gemeinsamen
Abgeordneten in der Frankfurter Nationalversammlung repräsentiert. Die Revolution
von 1848 einte zwar nicht das Land, trug aber dazu bei, daß sich landesweite Parteiungen bildeten74
.

Ein weiteres neues Element stellten die länderübergreifenden Beziehungen dar. Zum einen
gab Baden ein Vorbild für Sigmaringen ab, und es bestanden persönliche Kontakte zwischen
sigmaringischen und badischen Revolutionären. Einige Sigmaringer unterstützten sogar militärisch
den badischen Freiheitskampf. Zu einer gemeinsamen militärischen Erhebung, die
auf einer direkten Absprache zwischen den Revolutionären beider Länder beruht hätte, kam
es jedoch nicht75.

Etwas weiter gingen die Fühlungnahmen mit dem württembergischen Demokraten Gottlieb
Rau. Mit Rau gab es im September 1848 Besprechungen in Balingen über ein mögliches
gemeinsames Vorgehen. Es bestand ein genauer Informationsfluß von Rau in Rottweil zu
Würth in Sigmaringen. Aus diesen Absprachen entsprang jedoch kein gemeinsames Handeln
. Zu den badischen Revolutionären Hecker und Struve gab es dagegen im September
1848 überhaupt keine direkten Verbindungen. Die allgemeinen Nachrichten über die Erhebungen
in Baden und die Rau'sehe Bewegung in Württemberg steigerten aber die Revolutionsbereitschaft
in Sigmaringen und Württemberg. Andererseits trug die Niederschlagung

Widerstand an der oberen Donau 1590-1790. Tübingen 1998, S.293, S.476; Zekorn (wie Anm. 6),
S. 373 ff., S. 376 ff., S. 583 f.

73 Zekorn (wie Anm. 6), S. 461 f., S. 532-533, S. 599 ff.

74 Gönner (wie Anm. 4), S. 36-44, S. 76 ff., S. 86 f., S. 90-96, S. 127 f., S. 130-135, S. 137, S. 154 ff.

75 Ebd., S. 79 ff.: Zu Hecker und Struve hatte der Sigmaringer Demokrat Karl Würth Beziehungen seit
dem Vorparlament. Der Sigmaringer Oberleutnant Hofstetter versprach Franz Sigel in Konstanz im
Frühjahr 1848 militärische Unterstützung, ohne daß er sein Versprechen einlösen mußte. - Zu den Sig-
maringern, die auf badischer Seite kämpften Rolf Vogt: »Die Posaune der Freiheit erschallt über die
deutsche Erde«. Anton Gauggel - Ein hohenzollerischer Freischärler in der Revolution von 1848/49. In:
Hohenz. Heimat 4 (1998), S. 54-61.

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