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Fünf Tage, die das Fürstentum erschütterten
und Abgeordnete im Sommer 1848, um für die Gründung eines Piusvereins zu werben15, mit
denen ultramontane Kirchenkreise in ganz Deutschland 1848 ihrer Forderung nach engeren
Bindungen zum Vatikan auf populäre Weise Nachdruck verleihen konnten.
Auch in Trillfingen hinterließ die Revolution ihre Spuren. Vermutlich machte die Gemeinde
Gebrauch von der Landesfürstlichen Verordnung vom März 1848, die Gemeinderäten
gestattete, ihre Beratungen öffentlich zu führen, weil sie in jetziger Zeit das Interesse der
sämmtlichen Gemeindebürger in erhöhtem Maße erregen^. Spätestens im Juni 1848 hatte die
Gemeinde eine eigene Bürgerwehr, im Juni und Juli verabschiedete der Gemeinderat mehrere
Petitionen, die sich an fürstliche und staatliche Behörden oder an die Abgeordneten des
außerordentlichen Landtags richteten17. Wie immer er organisiert war, in der zweiten Hälfte
des Jahres 1848 war in Trillfingen auch ein Vaterländischer Verein aktiv, der sich zu den Zielen
der Demokraten in Sigmaringen bekannte18. Er muß Rückhalt in der Führungsschicht des
Dorfes gehabt haben, auch wenn heute nicht mehr bekannt zu sein scheint, wer genau die
Trillfinger Demokraten waren. Wahrscheinlich standen ihm die beiden Lehrer der Gemeinde
, Isidor Bürkle und Provisor Felix Birkle, zumindest nahe, auch Georg Bürkle, der 1849
Bürgermeister der Gemeinde wurde, könnte mit den Demokraten sympathisiert und im
Trillfinger Vaterländischen Verein mitgearbeitet haben19.
15 Ebd. S. 123.
16 »Landesfürstliche Verordnung, die Gestattung der Oeffentlichkeit der Gemeinderaths-Sitzungen betreffend
«, vom 10.03.1848, in: Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 11/12.03.1848 S. 100.
Vgl. Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 41. In einem Aufruf »An das Volk« vom 14.03.1848
äußerte Erbprinz Carl Anton den Wunsch, daß bis zum Zusammentritt des Landtages jedes Oberamt einige
Männer aus dem Volke, welche Euer Vertrauen genießen und verdienen, durch Euere Wahl zu seiner
Berathung und Unterstützung erhalte, in welcher Beiordnung Ich eine Bürgschaft zur Aufrechthaltung
der Ordnung und öffentlichen Sicherheit erkennen würde, Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen
Nr. 12/19.03.1848 S. 109 f. Der Erbprinz versprach sich davon, daß Unsere öffentliche Verwaltung einen
volksthümlichen Charakter bekomme. Ob die Ermächtigung auf lokaler Ebene umgesetzt wurde,
scheint bislang nicht untersucht worden zu sein.
17 Josef Schäfer, Revolution (wie Anm. 4) S. 17-19. Schäfers Angaben sind - zumal Quellenangaben
fehlen - vorsichtig zu bewerten. Verschiedene Datumsangaben sind offenkundig unzutreffend, die Bürgerwehr
bewaffnet er beispielsweise bereits im Februar 1848 (!) mit Gewehren.
18 Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 47/19.11.1848 Beiblatt nach S. 500. Danach verwahrte
sich im November 1848 eine Deputation der Gemeinde beim Haigerlocher Oberamtmann gegen
Behauptungen des Trillfinger Vaterlandsvereins, s. u.
19 Isidor Bürkle, geboren 03.03.1782, gestorben 04.01.1865, übernahm um 1800 die Schulstelle in Trillfingen
, die er bis 1861 versah, Fest- und Heimatbuch Trillfingen. Haigerloch 1975. S. 95 f. Josef Schäfer
: Ein Beitrag zur Schulgeschichte eines Dorfes. In: Nachrichtenblatt der Gemeinde Trillfingen
Nr. 44/19.11.1965. Daß Lehrer Isidor Bürkle ein Republikaner gewesen sein könnte, ist nicht anzunehmen
, meint Josef Schäfer, Revolution (wie Anm. 4) S. 17 zwar, aber so stichhaltig scheint die Einschätzung
nicht. Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 152 erwähnt, daß der Bürgermeister und
der Lehrer von Trillfingen sich im Mai 1849 an den Owinger Lehrer Beck wandten, damit im Fürstentum
Hohenzollern-Hechingen von den Gemeinden die Forderung nach Vereidigung des Militärkontingents
auf die Reichsverfassung erhoben werde. Bürgermeister in Trillfingen war zu dem Zeitpunkt Georg
Bürkle, vgl. Josef Schäfer, Revolution (wie Anm. 4) S. 19. Ders.: Vögte und Bürgermeister in Trillfingen
. In: Hohenzollerische Zeitung Nr. 190/19.08.1966. Die an den Owinger Lehrer gerichtete Aufforderung
war offenkundig demokratisch beeinflußt. Felix Birkle, auch Bürkle, war seit Ende 1844 als Provisor
zweiter Lehrer in Trillfingen,vgl. Ders., Beitrag (wie Anm. 19), und hatte davor in Sigmaringendorf
und Beuron unterrichtet, vgl. Hof- und Address-Handbuch des Fürstenthums Hohenzollern-Sigmarin-
gen (wie Anm. 6) S. 69 f. Der Provisor übernahm bei der Volksversammlung am 24.09.1848 in Trillfingen
die Begrüßung der Gastredner aus Sigmaringen, dürfte also im Vaterländischen Verein der Gemeinde
eine besondere Stellung gehabt haben. Ders., Revolution (wie Anm. 4) S. 17 identifiziert ihn mit dem
späteren Lehrer Bürkle in Empfingen, eine sicherlich unhaltbare Annahme, da in Empfingen ein Lehrer
Peter Birkle/Bürkle unterrichtete. Felix Birkle dürfte später Lehrer in Bietenhausen geworden und in
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