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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0046
Rolf Vogt

Gustav von Hoffstetter, geboren 1818 in Aschaffenburg, gestorben 1874 in Thun in der
Schweiz, teilte Wurths Auffassungen, vielleicht beeinflußte er seinen langjährigen Freund sogar
, den von ihm eingeschlagenen Weg mitzugehen. Nach der militärischen Ausbildung und
mehreren Jahren Dienst in der Armee des Königreichs Bayern trat von Hoffstetter 1841 in
das Kontingent des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen ein. Der Oberleutnant gehörte
ebenfalls der Museumsgesellschaft Sigmaringen an. Er entwickelte schon früh schwärmerische
Sympathien für die sich in der europäischen Emigrantenszene entfaltenden revolutionären
Strömungen, die ihn im Herbst 1847 in die Schweiz trugen. Dort führten die liberal
und antiklerikal dominierten Mehrheitskantone Krieg, um die fünf im sogenannten Sonderbund
vereinigten Kantone zurück in den Staatenbund zu zwingen. Der Sonderbundskrieg
wurde im gesamten liberal-revolutionären Europa mit Aufmerksamkeit registriert, zumal in
ihm die Mächte der Restauration unterlagen. Von Hoffstetter nahm an mehreren Gefechten
teil, bevor er nach Sigmaringen zurückkehrte. Dort wurde er im März 1848 Sekretär des Bewaffnungskomitees
der Bürgerwehr. Sein Einfluß auf das Sigmaringer Bataillon wurde als
maßgeblich für die Meuterei am 29. März angesehen. Beim ersten Einmarsch bayerischer
Truppen in das Fürstentum Mitte Mai 1848 ließ die fürstliche Regierung von Hoffstetter verhaften
. Wieder auf freien Fuß gesetzt, wurde er im Vaterländischen Verein der Landeshauptstadt
der vielleicht entschiedenste Agitator29.

Carl Graf war Gastwirt in Sigmaringen. Sein Zollernscher Hof, den er 1844 eröffnet hatte,
galt als Mittelpunkt und Treffpunkt der demokratischen und revolutionären Kreise in der
Stadt. Er war Gastgeber der Gründungsversammlungen des Vaterländischen Vereins und des
demokratisch beeinflußten Turnvereins Sigmaringen. Graf, der vermutlich dem Bürgerverein
Sigmaringen angehörte, trat schon im März 1848 als Redner in politischen Versammlungen
auf. Dem inneren Kreis des Vaterländischen Vereins angehörend, war er einer der Hauptaktivisten
der Sigmaringer Revolution30.

Auch Quirin Müller, Kaufmann in Sigmaringen, gehörte dem Kreis um Carl Otto Würth
schon vor 1848 an. Mit ihm vollzog er die Wendung nach links. Mitte 1848 Redner bei Veranstaltungen
des Vaterländischen Vereins, wurden ihm Verbindungen zu badischen Demokraten
nachgesagt. Meinrad Kleiner, Wirt des Gasthauses Löwen in Veringendorf, entfaltete seine
politische Tätigkeit vor allem außerhalb Sigmaringens. Im Juni war er Redner der Volksversammlung
in Benzingen, im Juli agitierte er für den Vaterländischen Verein im Umland
von Sigmaringen gegen die Fürstendiener und Volksverräter des außerordentlichen Landtags31
.

Würth, Hoffstetter, Graf und Müller waren schon mehrfach gemeinsam als Redner bei
den für gewöhnlich an Wochenenden stattfindenden Volksversammlungen aufgetreten, beispielweise
am 12. Juni in Benzingen. Am 10. September 1848, zwei Sonntage vor der Trillfin-
ger Versammlung, hatten sie in der Versammlung des Vaterländischen Vereins in Sigmaringen
zu politischer Aktion aufgerufen und die Einberufung eines aus zensusfreier Wahl zu bildenden
Landtags gefordert, dessen Aufgabe die Verabschiedung einer neuen Verfassung sein
sollte32 - einer Verfassung, in der der Fürst nach dem Willen de? Vaterländischen Vereins
nicht mehr vorkommen würde. Am Wochenende danach, am 17. September, dürften sie zu

29 Zu von Hoffstetter vgl. Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig 12 (1880). S. 619-621. Eberhard
Gönner, Revolution (wie Anm. 2) passim. Andreas Zekorn, Museumsgesellschaft (wie Anm. 28) S. 92,
98, 100, 133. Edwin Ernst Weber (wie Anm. 28) S. 572. Christof Rieber, Republikanische Erhebung
(wie Anm. 27) S. 3, bestreitet ohne näheren Nachweis die Verhaftung von Hoffstetters im Mai 1848.

30 Zu Graf vgl. Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) passim. Andreas Zekorn, Museumsgesellschaft
(wie Anm. 28) S. 96, 99,135. Edwin Ernst Weber (wie Anm. 28) S. 572.

31 Zu Müller und Kleiner vgl. Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) passim.

32 Ebd. S. 91,130.

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